Neuburg
Nachwuchs bietet Höchstleistungen

Neuburger Stadtkapelle gibt in der voll besetzten Parkhalle ein fulminantes Konzert

14.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:49 Uhr

Sie erzählen mit ihren Instrumenten zwar von Tarzan, verirren sich aber bestimmt nicht im Dschungel: der junge Bläser-Nachwuchs der Stadtkapelle unter seinem Dirigenten Markus Haninger. - Foto: Heumann

Neuburg (SZ) Ein doppeltes und gar dreifaches Dirigenten-Jubiläum gab’s bei der Neuburger Stadtkapelle zu feiern – und dies beging sie mit ihren drei Formationen in einem Konzert in bester Feierlaune. „Auf zum Start“ – der erste Titel, gespielt vom Vorstufenensemble: Da startet in der Tat jemand durch.

Und dieser „jemand“ sind 30, 40 ambitionierte Jungmusiker(innen). Dies ist vielleicht die schönste Anerkennung und Bestätigung für die beiden Jubilare des Abends: Alexander und Markus Haninger. Ihre Kapellen kennen absolut keine Nachwuchssorgen. Man tritt heute nicht nur in sinfonischer Stärke an, man spielt immer mehr auch auf diesem Niveau. All das ist Ergebnis einer konsequenten wie beflügelnden Nachwuchsarbeit.

Dass Alexander Haninger einst in schwieriger Stunde kurzerhand einsprang, war vielleicht überlebenswichtig in dem Moment für die Kapelle, am nachhaltigsten aber erwies sich zweifelsohne der Aufbau der heute ganz selbstverständlich zur Stadtkapelle gehörenden Musikschule, wo aktuell 13 Lehrkräfte rund 180 Schüler unterrichten. Im Grunde nur ein Wort brauchte Oberbürgermeister Bernhard Gmehling für die auch am Samstag in der Parkhalle wieder zu erlebende Leistung: „phänomenal!“

Es war für Alexander Haninger damals schon so etwas wie der Sprung ins kalte Wasser. Berufsmusiker zu werden, stand bestimmt nicht auf seiner Lebensagenda, auch wenn er schon mit vier mit dem Akkordeon begann. Als Zwölfjähriger fing er bei der Stadtkapelle mit dem Trompetenspielen an, vier waren es aus seinem Heimatort Siefhofen, deren Eltern sich den regelmäßigen Fahrdienst teilten. Kaum richtig 16, startete Alexander Haninger mit seiner eigenen Tanzband durch, „das war eine ganz schön wilde Zeit.“

Für die Stadtkapelle begannen indes schwierige Zeiten, drei Dirigenten in zwei Jahren; den ersten wollte man nicht mehr, den zweiten bekam man nicht, mit dem dritten wurde man auch nicht so recht warm, für ein Jubiläum bei Eternit stand man plötzlich ohne da. Da erinnerte man sich des guten Trompeters aus den eigenen Reihen, der auch als Bandleader längst von sich reden machte. Irgendwie verstand man sich auf Anhieb. Bei der Einweihung der neuen Donaubrücke trat die Stadtkapelle dann erstmals ganz offiziell mit ihrem neuen Dirigenten Alexander Haninger auf.

Für den gelernten Maschinenschlosser, zwischenzeitlich Meister, der auf Karriere beim Tiefbau-Unternehmen Bauer setzen konnte, stand indes eine schwere Entscheidung an. Alex Haninger hing den sicheren Beruf an den Nagel, entschied sich für die Musik, studierte an der Bundesakademie in Trossingen, an der Berufsfachschule in Krumbach und an der Opernschule in Stuttgart. Für solistische Auftritte bleibt heute wenig Zeit, auch die Leitung des Neuburger Liederkranzes ließ sich nicht auf Dauer parallel managen – Stadtkapelle und angeschlossene Musikschule nahmen fortan eine Entwicklung, dass ein weiterer Mann her musste.

Aber da gab’s zum Glück einen aufstrebenden Klarinettisten, der gerade sein Diplom absolvierte, sich auch als Moderator bei der Jugend schon hervorgetan hatte. Seit 15 Jahren ist Alexanders Bruder Markus für den Nachwuchs zuständig. Aber was heißt hier „Nachwuchs“? – da herrscht allerbestes Blaskapellen-Niveau. Und dass man sich „Jugendblasorchester“ nennt, zeigt deutlich die Richtung, in die das ganze Haninger-Unterfangen steuert. Wenn man heute Richard Strauss oder die verdammt schwere „Tell“-Ouvertüre von Rossini im Original-Bläsersatz spielt – und spielen kann: Da brennt einer für die Musik, Alexander Haninger, der am Samstag auch das 15-Jährige feiern konnte, dass er zum Stadtkapellmeister ernannt wurde.