Neuburg
Fischer einigen sich mit Uniper

Schwellbetrieb im Stau Bergheim wird entschädigt Verein wieder beim Schlossfest

11.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:49 Uhr

Die Fischumleitung Bertoldsheim ist startklar. Im Frühjahr beginnt der Betrieb. - Foto: r

Neuburg (r) Der Schwellbetrieb der Staustufen gilt als Reizwort für die Fischereiberechtigten. Nun hat der Fischereiverein Neuburg mit Kraftwerksbetreiber Uniper einen gütlichen Vergleich für die Stauhaltung Bergheim erzielt. Darüber berichtete Vereinschef Josef Hubbauer in der Generalversammlung.

Die vertragliche Vereinbarung sieht eine laufende Entschädigungszahlung für die Fischer vor. Außerdem bilden die Beteiligten Rücklagen für kommende Vorhaben. Der Verein und die Familie Winter als weitere Rechtsinhaber seien nicht an einem Prozess interessiert, sagt Josef Hubbauer. Der Vertrag gelte für 107 Hektar Wasserfläche. 23,7 Hektar gehören den Ingolstädter Fischern, die sich ausgeklinkt haben und eigenständig eine Lösung suchen.

Die für Bergheim geplante Stauzielerhöhung um 50 Zentimeter sehen die Fischer skeptisch. Die bessere Durchflutung von Verlandungsbereichen diene dem Laichgeschäft, es könnten aber auch "Fischfallen" entstehen. Als Hauptproblem gelten nämlich die Wasserstandsschwankungen des Schwellbetriebs. "Sie machen in der Neuburger Donau bis zu 70 Zentimeter aus, und das kann nicht in unserem Sinne sein", betont Josef Hubbauer, der auch die Interessengemeinschaft der Donaufischer vertritt.

In der Poldervorplanung Bertoldsheim hat der 77-jährige Oberfischer vehement und erfolgreich bei der Staatsregierung die Berücksichtigung der Fischerei angemahnt. Umweltministerin Ulrike Scharf lade deren Vertreter jetzt zu allen Aktivitäten ein. Es könne nicht sein, so Josef Hubbauer, dass wie im Falle Riedensheim die Landwirtschaft entschädigt werde und die Fischereiberechtigten nicht. Die Sedimentierung, also Ablagerung, würde bei Flutungen in Bertoldsheim 230 Hektar Wasserfläche betreffen (Südvariante) und bei der Nordlösung den hochwertigen Entwässerungsbach.

Die am Stau Bertoldsheim von der Rhein-Main-Donau AG für 2,8 Millionen Euro gebaute Fischumleitung findet dagegen durchwegs Gefallen. Die erhebliche Länge des "Bypasses" mindere zwar dessen Wirksamkeit, aber man gehe dennoch von einem nennenswerten Fischaufstieg aus. Ein "Monitoring" solle die Wanderung von Forellen, Karpfen, Hechten, Zandern, Aalen und Weißfischen dokumentieren. Die Umleitung geht im Frühjahr in Betrieb.

2016 setzte der Verein Fische für 50 000 Euro, darunter etliche gefährdete Arten. Den 110 passiven und 380 aktiven Mitgliedern des Fischereivereins Neuburg, darunter 47 Jugendliche, stehen 440 Hektar Wasserfläche zum Angeln zur Verfügung: Donau, Stauseen, Nebenflüsse, Altwasser und mehrere Kiesweiher. Über ein solches Angebot mit einem vertretbaren Jahresbeitrag verfügten nur wenige vergleichbare Vereine, bekräftigt der Vorsitzende. Mit dem kapitalen Fang allein ist es freilich nicht getan, der Verein fordert Arbeitsstunden für Hege und Unterhalt von allen Aktiven. 2017 kommt ein weiterer Auftrag dazu: Der Fischereiverein nimmt wieder am Schlossfest teil. Wie in alten Zeiten bestückt man den Hof des Amtsgerichts und serviert den Gästen insbesondere Fischspezialitäten. In Kostümen beteiligen sich die Fischer überdies am großen Festumzug. Drei Wochen später geht es nahtlos weiter mit dem Bratfischstand beim Volksfest.

"Ein Spagat", findet Vereinschef Josef Hubbauer, doch die Einnahmen würden allein schon wegen der gestiegenen Pachtpreise dringend benötigt. Welchen materiellen Wert ein großes Fließgewässer heute darstellt, zeigt der Fall des Donaustausees Bertoldsheim, der von den Eigentümern für 6,2 Millionen Euro zum Verkauf ausgeschrieben worden ist.