Neuburg
Eine faszinierende Persönlichkeit

Neuburger Kammeroper gräbt für ihre neueste Produktion ein Werk von Manuel Garcia aus

22.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:26 Uhr

„Manuel Garcia as Otello in Paris from Gallica“ von Langlumé.
- Foto: Bibliothèque nationale de France

Neuburg (DK) Eine absolut faszinierende Persönlichkeit, dieser Manuel oder mit vollem Vornamen Manuel del Popolo Vicente Rodriguez Garcia, den die Neuburger Kammeroper in diesem Jahr für ihre zwischenzeitlich schon 46. Produktion ausgegraben hat.

Allein nur die Lebensstationen des 1775 in Sevilla Geborenen muten eher nach Jet-Zeitalter an: Paris, Neapel, wieder Paris, London, New York, Mexiko und schließlich wieder Paris, wo er 1832 auch verstarb.

Zählte man jetzt einfach Garcias verschiedene berufliche Tätigkeiten auf, entstünde wohl rasch der Verdacht: überall reingeschmeckt und wenig zustande gebracht. Weit gefehlt. Manuel Garcia war ein europaweit gefeierter Tenor, er war „der“ Othello seiner Zeit. Giacomo Rossini schrieb ihm Rollen auf den Leib, Garcia war der erste Graf Almaviva und, und, und.

Noch berühmter aber wurde er als Gesangslehrer, seine Londoner Schule setzte Maßstäbe. Große Sängerpersönlichkeiten gingen daraus hervor; die allergrößte – manche meinen gar aller Zeiten – wurde Garcias Tochter Maria Felicita: „die“ Malibran, deren Ruhm, anders als bei ihrem Vater, all die Zeit nie an Glanz am Opernhimmel verlor.

Weiter aber beim Vater, der auch als Dirigent und Opernunternehmer zeitweise hervortrat. Garcia war es dann auch, der als Erster Mozarts „Don Giovanni“ in Amerika herausbrachte, die Oper selbst dort auch inszenierte. Und er schrieb eben Opern und eine Art singspielhafter Operette, wie sie im Spanien seiner Zeit sehr geschätzt wurden. Wie kann so ein Mann später so gänzlich in Vergessenheit geraten? Dieses Schicksal teilt Manuel Garcia mit so manch anderem. Zeitgeist und musikalischer Geschmack sind da ziemlich unerbittlich.

Garcia hat auch eine höchst zündende Oper um den Ritter von der traurigen Gestalt, den Nationalhelden Don Quichote geschrieben. Die hätte den künstlerischen Leiter Horst Vladar sehr für die Kammeroper „als ein großer Wurf“ gereizt. Doch der Brocken war besetzungstechnisch nicht zu packen. Große Oper erwartet den Besucher im Stadttheater Neuburg ab Samstag aber nicht minder mit dem „Kalifen von Bagdad“, schwung- wie kraftvolles Musiktheater aus der Rossini-Zeit.