Neuburg
Das Leben ist ein Ponyhof...

Alicia Schatzmann ist mit Pferden aufgewachsen und kann heute sogar auf ihnen turnen

24.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:23 Uhr

Neuburg (SZ) Viele Mädchen träumen davon, ein eigenes Pferd zu besitzen. Wie viel Aufwand dahinter steckt, ahnen die meisten nicht. Eine Reiterin hat uns darüber aufgeklärt und mögliche Alternativen vorgeschlagen. Auch über das akrobatische Voltigieren kann sie viel erzählen.

In kaum einem Mädchenkinderzimmer dürfen sie fehlen: Pferdebücher und Pferdezeitschriften. Beim Gedanken an ein eigenes Pferd bekommen viele Kinder glänzende Augen. Kein Wunder, denn Reiten gehört zu den am meisten verbreiteten Sportarten unter jungen Mädchen und Frauen - und erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Bereits die Kleinsten werden auf die Tiere gesetzt: Auf Ponyhöfen können sie ihre ersten Proberunden drehen - und den meisten gefällt das so gut, dass sie gleich mit regelmäßigem Unterricht weitermachen wollen.

Auch die 18-jährige Alicia Schatzmann aus Bittenbrunn reitet seit ihrer Kindheit: "Mein Großonkel hat einen Hof, da bin ich mit Pferden aufgewachsen und wurde quasi schon als Baby auf's Pferd gehockt", erzählt sie. "Mit sechs Jahren habe ich dann angefangen Reitunterricht zu nehmen." Fünf Jahre lang lernte sie so nicht nur das Reiten, sondern auch, wie man mit einem Pferd umgeht. "Man sammelt viele Erfahrungen", erklärt Alicia. Wenn man schließlich nach mehreren Jahren sicher im Sattel säße und für die meisten Situationen gerüstet sei, könne man an eine Reitbeteiligung denken. Dabei kümmert man sich um ein Pferd, das in privater Haltung ist. Meist hat der Besitzer selbst keine Zeit, sein Pferd ausreichend zu bewegen und braucht deshalb einen Helfer. Dieser darf gegen einen gewissen Geldbetrag zwei- bis dreimal die Woche eigenständig kommen und das Pferd reiten.

Nach fünf Jahren Reitunterricht hat sich auch Alicia für ein solches Angebot entschieden und fährt nun so oft wie möglich zu ihrem Pflegepferd Ellis. Denn das Reiten ist ihre Leidenschaft: "Es gibt nichts Schöneres, als wenn man in der Natur in Wäldern und über Felder reiten kann", schwärmt die 18-Jährige. Auch sei der Sport eine erholsame Ablenkung vom Alltagsstress und verbessere die Fitness: "Man beansprucht Muskeln, die man sonst nie braucht", erklärt Alicia. Doch ihr Pflegepferd müsse sie nicht nur reiten - "auch füttern, putzen, satteln und misten gehört dazu". Das nehme natürlich viel Zeit in Anspruch: "Es ist nicht nur eine Stunde Ausreiten. Bis alles drum herum erledigt ist, dauert's schon mal bis zu drei Stunden." Neben Schule oder Beruf sei das oft gar nicht so einfach, bedauert sie. Im Gegensatz zu einem eigenen Pferd sei eine Reitbeteiligung deshalb ein guter Anfang. So sähe man, wie viel Arbeit ein Pferd macht und ob man wirklich alleine zurecht kommt. Man hat schließlich eine große Verantwortung und "ein Pferd zu pflegen ist 'ne ganz andere Nummer als ein Hamster zum Beispiel".

Trotzdem träumen viele Mädchen von einem eigenen Pferd - von einem Leben wie auf dem Ponyhof in den Büchern. Natürlich kennt Alicia die Vorteile eines eigenen Pferdes: "Man kann unabhängig von jemand anderen sein Pferd trainieren, nach seinen eigenen Vorstellungen. Man kann flexibel reiten, wann und wo immer man will." Doch man müsse auch an die Nachteile denken. "Ich würde niemals ein eigenes Pferd kaufen", ist Alicia entschieden, "ein eigenes Pferd ist unglaublich teuer - nicht nur die Anschaffungskosten. Zu denen kommen die Boxmiete, die kann sehr teuer sein, dann Tierarztkosten für Medikamente und Impfungen. Auch der Hufschmied muss bezahlt werden, das Futter, die Ausrüstung - also Sattel, Trense, Halfter und so weiter." Spontan Urlaub machen gehe mit einem Pferd auch nicht - wer kümmert sich sonst um das Pferd? Eine Reitbeteiligung sei also für fortgeschrittene Reiter die weitaus günstigere Variante. Auch dabei baue man eine große Beziehung zum Pferd auf. "Jedes Pferd hat seine eigene Persönlichkeit", erzählt die 18-Jährige.

Während das Reiten für Alicia früher "alleroberste Priorität" hatte, ist mittlerweile Voltigieren an diese Stelle gerückt. Unter Voltigieren versteht man das Turnen auf dem Pferd. Der Vorteil daran ist das Training im Team. "Man verbringt so viel Zeit mit seinen Freunden", sagt Alicia, "darum freue ich mich schon die ganze Woche auf's Training". Sie hat mit zwölf Jahren in Untermaxfeld angefangen, als sie schon reiten konnte. "Man muss aber nicht reiten können, um zu voltigieren. Man hat beim Voltigieren eh keine Kontrolle über das Pferd. Das hat nur der Logeführer", erklärt Alicia, "aber ein Gefühl für Pferde ist schon von Vorteil, zum Beispiel wenn man im Galopp auf dem Pferd stehen muss". Was man zum Voltigieren unbedingt brauche, sei Körperspannung für die Turnfiguren und auch Mut. "Beim Volti kann viel passieren", weiß Alicia aus Erfahrung. Im Gegensatz zum Reiten trägt man keinen Helm oder sonstige Schutzkleidung. Doch obwohl auch sie sich schon Verletzungen wie einen gebrochenen Fuß zugezogen hat, ist sie noch immer mit großem Eifer dabei. Ihre Highlights sind die Turniere, etwa fünf pro Saison. Für diese wird hart trainiert - und die Mühe lohnt sich: Erst vor kurzem ist Alicias Team in eine höhere Leistungsklasse aufgestiegen.

Insgesamt geht es ihr wie den meisten aber vor allem um den Spaß am Reiten und Voltigieren. Man kann den stressigen Alltag vergessen, abschalten und seine Freunde treffen.