Nassenfels
Zahlreiche stille Zeugen der Römerzeit

Rudi Hager sprach in Nassenfels über Luftbildarchäologie und zeigte auch "verschollene" Gebäude

25.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:23 Uhr

Das Hauptgebäude der Villa Rustica vom Prielhof: Die Bewohner von Möckenlohe erzählten in alter Zeit von einem untergegangenen Kloster an diesen Platz. - Foto: Hager/Hoedt

Nassenfels (fkd) Zahlreiche Interessenten fand ein Vortrag von Rudi Hager in Nassenfels. Der Heimatforscher zeigte - angefangen in Nassenfels entlang der alten Römerstraße bis hin nach Pfünz - stumme Zeugen der Römerzeit auf. Der Vortrag war von den Gemeinden Nassenfels und Adelschlag initiiert worden und ist als Vorbereitung für ein Leader-Projekt gedacht, den "Geschichtswanderweg".

Zu Beginn erklärte Hager die geschichtliche Entwicklung der Region in der Römerzeit: Nachdem die Römer ihr Reich über die Alpen ausgeweitet hatten, wurde einige Jahre später das Grenzgebiet bis nach Nassenfels verschoben. In mehreren Abschnitten wurde der Limes bis nach Pfünz verlegt. Die Nähe zur Grenze setzte für die Region deutliche Merkmale. So waren hier zahlreiche Soldaten in den Kastellen stationiert. Diese mussten natürlich auch verpflegt werden: Deshalb finden sich in Region zahlreiche Bauernhöfe, die weiter im Süden bei weitem nicht so häufig auftauchten.

Im Laufe der Zeit hätten sich bis heute sehr viele Legenden gebildet, so Hager: So wird beispielsweise der Ort, der von den Römern "Victus Scutarensis" (Ort an der Schutter) genannt wurde, in späterer Zeit auch als "Avreatum" - also als "Goldstadt" - bezeichnet. Ein anderes Beispiel: Der Ortsname von Adelschlag soll von einem Schlachtfeld herrühren, an dem die "Adler", sinnbildlich für die Römer, geschlagen wurden. Was wirklich wahr daran ist, bleibt offen.

Nach dem geschichtlichen Exkurs erklärte Hager die Funktionsweise der Luftbildarchäologie. Hierbei wird ein einfaches Phänomen genutzt: Wird auf einem Feld, auf dem in der Vergangenheit einmal ein Gebäude stand, Getreide angebaut, so kann man aus der Luft unter günstigen Bedingungen die Grundrisse der Mauern erkennen. Ursache sind die Steine, die im Boden liegen. Die Pflanzen darüber haben bei Trockenheit ihre Wasserreserven schneller aufgebraucht und werden somit schneller gelb. Genau in diesem Moment - und das seien teilweise nur wenige Stunden - könne aus der Luft der Grundriss erkannt werden.

Das wohl bedeutendste Bauwerk der Römerzeit ist die Verbindungsstraße vom Nassenfelser Kastell hin zur Pfünzer Befestigung. Diese Verbindung ist bis in die heutige Zeit - zwar (fast) nicht mehr im Originalzustand - aber trotzdem immer noch im Einsatz und stellt eine fast gerade Linie zwischen den beiden Orten dar.

Im Anschluss zeigte Hager zahlreiche Luftbildaufnahmen von "verschollenen" Gebäuden. Das erste war eine Villa gleich neben der Nassenfelser Kläranlage Richtung Wolkertshofen. Bekannt ist auch, dass in Nassenfels knapp unterhalb der Römerstraße vor etwa 1900 Jahren ein Kastell stand. Etwa in der Mitte der Neuburger Straße befinden sich unter der Straße noch die Grundmauern eines Bads. Da Nassenfels in der Römerzeit eine beachtliche Größe hatte, vermutet Hager, dass auch noch mehrere Tempel hier gestanden haben müssen. Ein weiterer Zeuge aus dieser Zeit sind die Gräber bei der Nikolauskapelle.

Entlang der Römerstraße geht es weiter nach Möckenlohe. Die Ursprünge der Möckenloher Kirche könnte gegebenenfalls ein römischer Signalturm oder ein heidnischer Tempel gewesen sein. Ein über die Grenzen hinaus bekanntes Objekt ist die wiedererrichtete Römische Villa Rustica in Möckenlohe. Die Grundmauern wurden im Jahr 1983 durch Luftbildaufnahmen entdeckt. Im Westen von Möckenlohe ist mit der Keltenschanze sogar ein Überbleibsel aus vorrömischer Zeit bekannt; dort werden auch Hügelgräber vermutet. Am Prielhof hat sich ebenfalls ein römisches Gebäude befunden.

In Adelschlag befand sich eine Hofanlage im Wüstental. Das Besondere daran: Dieses Bauwerk hat nicht nur wie sonst üblich zwei, sondern drei Eckbauten. Im Wald bei Adelschlag soll zudem mindestens ein Hügelgrab vorhanden sein. Wandert man auf der Römerstraße weiter, so ist bei Pietenfeld etwa an der Kreuzung der alten Römerstraße und der B 13 ebenfalls eine Villa vorhanden.

Zudem gebe es eine Legende, dass bei der alten Ziegelei ebenfalls eine alte Villa gestanden haben soll. Die Luftbildarchäologie konnte bisher jedoch noch keine Bestätigung hierfür geben, räumte Hager ein.

Weiter auf dem Weg nach Pfünz wurden Überreste eines rechteckigen Gebäudes gefunden, welche als Tempel oder als Signalturm gedeutet werden. Auch die Überbleibsel eines alten Steinbruchs sind erkennbar. Untersuchungen haben ergeben, dass von hier das Baumaterial für das Pfünzer Römerkastell stammt. Kurz vor dem Kastell befanden sich ein Friedhof und im Anschluss ein sogenanntes Lagerdorf, von dem vermutet wird, dass etwa 150 Gebäude dort standen. Zwar wurde das Römerkastell zwischenzeitlich zum Teil wiedererrichtet, trotzdem gibt es zahlreiche Gebäude, deren Fundamente noch im Boden schlummern: Ein großer Tempel im Norden, eine "Nanzio" (Herberge) sowie ein Bad im Tal konnten durch Luftbildaufnahmen bestätigt werden.

Bürgermeister Thomas Hollinger und sein Adelschlager Kollege Andreas Birzer luden die Anwesenden ein, sich an einem Bürgerworkshop zum Thema "Geschichtswanderweg" zu beteiligen, der im September stattfinden soll. Hierbei ist beabsichtigt, die historischen Stätten durch einen Wanderweg zu verbinden.