Mühlried
Auf ihn kann Ingolstadt bauen

SZ TRIFFT den Mühlrieder Hans Berger, für den Großprojekte ein alltägliches Geschäft sind

23.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:44 Uhr

Hans Berger aus Mühlried arbeitet seit 40 Jahren für die Stadt Ingolstadt. Beim Bau des Güterverkehrszentrums war er von Anfang an dabei - Foto: Rössle

Mühlried/Ingolstadt (SZ) Für Besucher ist Hans Bergers Berufsleben in Farbe zu besichtigen. „Gelb ist das GVZ, rot ist das Gießereigelände, blau ist das Parkhaus am Hauptbahnhof“, deutet er in seinem Büro auf die Regalwände mit unzähligen Leitz-Ordnern. Das ist aber noch lange nicht alles.

Denn der größte Teil der Bauunterlagen zum Ingolstädter Güterverkehrszentrum lagert längst im Depot. „Da kommen schon 40 Ordner pro Halle zusammen“, erzählt der Mann, der im Auftrag der städtischen Tochtergesellschaft IFG rund eine halbe Milliarde Euro verbaut und im Dezember Dienstjubiläum gefeiert hat.

Seit 40 Jahren arbeitet Hans Berger (62) aus Mühlried jetzt für die Stadt Ingolstadt. Und er ist alles andere als ein typischer Büromensch, der sich in seine Akten vergräbt. Meist erreicht man ihn irgendwo unterwegs auf einer der IFG-Baustellen, von denen es ja eine ganze Menge gibt. Während an der Spitze der investitionsfreudigen Stadttochter die Geschäftsführer und Vorstände immer wieder gewechselt haben, war Berger als Mann der Praxis schon von der ersten GVZ-Halle an mit dabei.

Der Mühlrieder ist gelernter Bau- und Möbelschreiner. Nach einer Umschulung zum Bauzeichner heuerte er 1975 beim Tiefbauamt der Stadt an. Das muss tatsächlich eine wahre Ewigkeit her sein. Denn: „Eine meiner ersten Arbeiten war das Plattenverlegemuster für die Fußgängerzone.“ In den folgenden Jahren absolvierte Berger nebenbei ein Fernstudium als Bautechniker und war querbeet mit den Aufgaben eines Tiefbauers beschäftigt.

Dann trat immer mehr die IFG auf den Plan. 1995, beim ersten Spatenstich für das Güterverkehrszentrum, hätte niemand auch nur im Entferntesten geahnt, dass sich daraus in 20 Jahren eine eigene Logistikstadt mit gewaltigen Ausmaßen entwickeln würde. „Der Bahnanschluss war eine besondere Herausforderung“, erinnert sich der Bauexperte. „Wer schon mal mit der Bahn zusammengearbeitet hat, weiß, was das heißt.“

Den Anstoß für das GVZ hatte Audi gegeben. Die Produktion des A 3 sollte unbedingt in Ingolstadt gehalten werden. „Auf gut Glück hat man nie eine Halle gebaut“, weiß der erfahrene IFG-Mann, immer nur wenn die Autobauer Bedarf anmeldeten. „Deswegen hat’s auch immer so pressiert.“ Ob mit der erstmals zweigeschossigen GVZ-Halle T das Ende erreicht ist? „Uns gehen die Flächen aus. Vielleicht überlegt man, in die Höhe zu gehen.“

Rein vom Bauvolumen her gab es nichts Vergleichbares für das kleine, aber schlagkräftige Team, das sich damals mit Berger und Wunibald Koppenhofer um den Tiefbaureferenten Franz Pögl formiert hatte. Aber als technisch anspruchsvollstes Projekt erwies sich zweifellos die Glacisbrücke, deren turbulente Entstehungsgeschichte die Männer im Technischen Rathaus in Atem hielt.

„Da ist man mit Sachen konfrontiert worden“, berichtet Berger, „die nichts mit normalem Straßenbau zu tun haben. Die dritte Donaubrücke ist eben ein Einzelstück.“ Mehrere Firmenpleiten machten die Sache nicht einfacher. Ein Hochwasser drohte die halbe Brücke samt kompliziertem Gerüst wegzureißen. Kein Wunder, dass sich seinerzeit die regelmäßigen Baustellenführungen am Donauufer als Publikumsrenner entpuppten. Für Berger und seine Kollegen endete das Projekt Glacisbrücke 1998 erfolgreich, über die Verkehrswirkung streiten die Ingolstädter bis heute. Der 62-Jährige, inzwischen fest bei der IFG und nicht mehr im Tiefbaureferat, geht mit unvermindertem Elan an seine Arbeit, baut im Handumdrehen zwei neue GVZ-Parkhäuser mit 900 Plätzen und wirkt überhaupt nicht so, als hätte er die Lust an seinem Job verloren. Dabei gibt es daheim in Mühlried genug zu tun. Der Familienvater und dreifache Opa leitet dort den örtlichen Sportverein mit fast 1000 Mitgliedern. Fast überflüssig zu erwähnen, dass der SC Mühlried vor einigen Jahren für mehrere Millionen Euro einen neuen Sportpark gebaut hat. Auch die Theatergruppe des Vereins hat sich in die Herzen der Mühlrieder gespielt. Hans Berger selbst brilliert dort gerade als einer der Darsteller im Dreiakter „Die Nacht der Nächte“.