Mühlried
Abschied von Teilen der grünen Lunge

Aufhebung des Bebauungsplans Griesfelder soll für mehr Bautätigkeit in Mühlried sorgen

26.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:30 Uhr

Der Bebauungsplan Griesfelder umfasst die größten Teile Mühlrieds. Bisher sollte er den Schrobenhausener Stadtteil vor zu dichter Bebauung schützen. Seine Aufhebung kann nun das Gegenteil zur Folge haben. Auch in der sogenannten grünen Lunge entsteht Baurecht - Fotos: Petry

Mühlried (SZ) In weiten Teilen Mühlrieds gibt es bald keinen Bebauungsplan mehr. Der Stadtrat hat das Aufhebungsverfahren für den Bereich „Griesfelder“ eingeleitet. Was bedeutet das für die Anlieger

Die Stadt verfügt über rund 100 rechtskräftige Bebauungspläne. Der Bereich „Griesfelder“ ist einer der ältesten und größten, er stammt aus dem Jahr 1966. Um zu verhindern, dass Mühlried zu eng bebaut wird, hat ihn die Stadt 1999 sogar noch verschärft und dafür gesorgt, dass keine Wohnblöcke gebaut werden dürfen. Aber die Zeiten haben sich geändert. „Wir haben das Thema eingebracht, um eine stärkere Bebauung zu ermöglichen“, sagt Stadtbauamtsleiter Axel Westermair und erklärt damit, warum es zu diesem Schritt kam.

Um den geltenden Bebauungsplan aufzuheben, wird jetzt erst einmal ein aufwendiges Verfahren eingeleitet, samt Auslegung und Bürgerbeteiligung, das sich noch eine ganze Weile hinziehen wird. Jeder Betroffene hat dann noch die Gelegenheit, gegebenenfalls Einwände gegen die geplante Aufhebung geltend zu machen, die dann im Laufe des Verfahrens geprüft werden.

„Man muss keine Angst vor Bereichen ohne Bebauungsplan haben“, sagt Axel Westermair vom Stadtbauamt. Zum Beispiel habe es in dem gesamten Gebiet rund um die Freifrau-von-Moreau-Straße in Steingriff noch nie einen Bebauungsplan gegeben, „und da sind auch keine Hochhäuser entstanden“. Wenn es keinen Bebauungsplan gibt, regelt der Paragraf 34 des Baugesetzbuchs, was erlaubt ist und was nicht. Bauherren müssen sich dabei an der Nachbarbebauung orientieren.

Ohne Bebauungsplan könnte jedenfalls größer gebaut werden als bisher; denn aktuell sind beispielsweise Dreifamilienhäuser unzulässig, danach sehr wohl. Theoretisch wären dann auch Zehnfamilienhäuser möglich, wenn sie sich denn in die Umgebung einfügen. „Wir versuchen das Bauen zu erleichtern, es wird keinem ein Baurecht genommen, aber es gibt mehr Baurecht“, betont Westermair. Und ob eine Wand nun 6,20 oder 6,40 Meter hoch ist, werde danach nicht mehr zu Diskussionen führen. Möglich wäre ohne Bebauungsplan auch eine zweireihige Bebauung; es würden also etliche neue Baurechte in Mühlried entstehen.

Auch die grüne Lunge, jener unbebaute Bereich am Griesweg, könnte sich verändern; allerdings nur, wenn der Stadtrat das will. Denn tatsächlich entstehen eine Reihe von Baurechten, allerdings auf Flächen der grünen Lunge, die – bis auf eines – im Eigentum der Stadt sind. Und sie müssen ja nicht zwingend vermarktet werden, aber sie können.

Einstimmig hat der Stadtrat den Plan übrigens nicht ins Aufhebungsverfahren geschickt. Die Stadträte Lemal, Koppold, Reisner, Mahl, Dietenhauser, Siegl und Vogl sorgten für die Nein-Stimmen beim 18:7-Beschluss.