Lieber
Wer hat Angst vorm Krampus?

16.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:51 Uhr

Lieber Franz!

Schön, dass du so manches Mal auf deine Geburtsstadt schaust. Auch ich bin hier geboren.

Doch manchmal wirkt für mich trotzdem einiges befremdend. So auch die Meinung einiger Erwachsener, die im Bild vom kleinen Philipp im Schrobenhausener Rathauskalender tatsächlich eine Bedrohung sehen. Gehört der Krampus nicht mehr zum Nikolaus? Und soll er nicht furchterregend sein? Ja, da geht es mir wie dir – auch ich hätte mich als Kind vor diesem Bild gefürchtet. Hat er gut gemalt, der Philipp!

So eine dunkle Gestalt mit Besen in der Hand. Ob das Bild nun „schön“ ist? Tja, das ist Geschmacksache. Auch Picasso gefällt nicht jedem – aber es ist Kunst. Silvia Gürtner, Künstlerin aus Waidhofen, meint: „Kunst erkennt man oft erst auf den zweiten Blick. Das Bild wurde aus verschiedenen Dreiecken aufgebaut.“ Das sei enorm – für einen Zehnjährigen.“

Wie erklärt man nun dem kleinen Philipp, dass sein Bild abgehängt werden musste? Gehört nun jede dunkle Gestalt oder Einbrecher mit Strumpfmaske zum Ku-Klux-Clan oder ist sie sogar gleich ein Isis-Kämpfer? Wem es nicht gefällt, der muss ja nicht hinschauen.

Ja, lieber Franz, unterschiedliche Meinungen und Anschauungen wird es immer geben. Aber das sollte dem Herrn Bürgermeister doch eigentlich bekannt sein – dafür hat er ja seinen Stadtrat.

Vielen Dank , dass du der Zeitung deinen Brief geschrieben hast und dass er für uns alle veröffentlicht wurde. Denn bisher haben weder die Schule noch wir gewusst, dass das Bild vom Philipp nicht mehr am Rathaus hängt. Wie enttäuscht wären wir gewesen, wenn wir am Wochenende mit Philipp vor einem leeren Fenster vor dem Rathaus gestanden wären, wo ein stolzes Kind sein Werk gerne den Eltern präsentiert hätte.

Die Mama vom kleinen Philipp