Langenmosen
"Ich will eine politisch aufgeschlossene Gemeinde"

Langenmosens Bürgermeisterin Mathilde Ahle spricht über Werteorientierung, Frauen in der Politik und Bürgerbefragungen

13.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:13 Uhr

Der kleine Dorfpark mit Insektenhotel und Ruhebänken - auch solche Aspekte des Gemeindelebens sind für Bürgermeisterin Mathilde Ahle wichtig. Sie legt Wert auf ein soziales und verantwortungsvolles Miteinander. - Fotos: Hofmann

Langenmosen (SZ) Die Entscheidung, Bürgermeisterin zu werden, hat Mathilde Ahle wahrlich nicht über Nacht gefällt. Schließlich konnte sie auf 18 Jahre Gemeinderatserfahrung zurückblicken, als sie sich für die CSU als Kandidatin für die Nachfolge von Thomas Hümbs (FW) aufstellen ließ. Auch ihr Kontrahent bei der Bürgermeisterwahl 2014, Erich Pradel von den FW, gegen den sich Ahle knapp durchsetzte, kannte die kommunalpolitische Arbeit aus dem Effeff. Überhaupt wird man in kaum einem Gemeinderat mehr Erfahrung finden - im Durchschnitt ist jedes Ratsmitglied in Langenmosen seit 14 Jahren dabei. Dennoch fragt Mathilde Ahle, die sich als einzige Frau unter lauter männlichen Bürgermeistern im Landkreis sehr wohl fühlt, gerne auch mal die Bürger direkt - und akzeptiert dann deren Entscheidung.

Frau Ahle, die Hälfte der aktuellen Wahlperiode ist vorüber. Wenn Sie auf Ihr Wahlprogramm von 2014 zurückblicken: Wie ist es bisher gelaufen mit der Umsetzung, was haben Sie schon erledigt, wo hakt es noch?

Bürgermeisterin Mathilde Ahle: Wahlversprechen habe ich ja eigentlich nicht gemacht. Ich bin schon lange im Gemeinderat und weiß genau, was an Pflichtaufgaben erledigt werden muss. Wenn ich in meinen Wahlflyer von 2014 blicke, lautet darin der Kernsatz: "Unser Langenmosen soll eine lebendige Gemeinde sein, mit Werteorientierung und einem sozialen sowie verantwortungsvollen Miteinander." Dafür setze ich mich mit meiner ganzen Kraft und Zeit ein. Besonders wichtig ist für mich, junge Familien zu unterstützen, weil ich weiß, dass es für sie nicht einfach ist. Deswegen wurde in den letzten Jahren die Kinderkrippe errichtet und unser bestehender Kindergarten steht jetzt zur Sanierung und Modernisierung an. Ebenso wollen wir wieder erschwingliches Bauland schaffen, damit unsere jungen Leute vor Ort bleiben und sich Wohneigentum schaffen können. Wir müssen auch auf die Bedürfnisse unsere Jugendlichen eingehen. Die wollen auch mal unter sich sein, Stichwort: Bauwagen. Wenn irgendwie möglich, besuche ich auch immer unsere Seniorennachmittage. Unseren älteren Mitbürgern habe ich gesagt, wie wichtig es ist, dass sie ihre reiche Lebenserfahrung an die jüngeren Generationen weitergeben. Sehr am Herzen liegt mir die Unterstützung unserer Vereine und Organisationen, der kirchlichen Institutionen und besonders die Wertschätzung unserer vielen ehrenamtlichen Mitbürgerinnen und -bürger. Das gehört für mich einfach dazu. Ein weiterer Stichpunkt in der Wahlbroschüre war die intakte Dorfgemeinschaft. Eine maßvolle und ausgeglichene Dorfentwicklung ist für mich das A und O; da, denke ich, sind wir auf einen guten Weg in unserer Gemeinde.

 

Wie stehen Sie - nach der Ablehnung des geplanten Mehrgenerationenparks bei der Bürgerbefragung - zu den Instrumenten der direkten Demokratie?

Ahle: Bei all den Dingen, die ich eben angesprochen habe, ist mir der Bürgerwille sehr wichtig. Denn ich will eine politisch aufgeschlossene Gemeinde - nur so kann es uns gelingen, die Zukunft zu gestalten. Eine Bürgerbefragung ist für mich gelebte Demokratie. Dazu gehört auch, dass man das Ergebnis akzeptiert und sich nicht gegenseitig Vorwürfe macht.

 

Welche Chance birgt das Projekt zur Sozialen Dorfentwicklung für die Gemeinde?

Ahle: Auch hier gilt das Gleiche wie vorhin schon angesprochen: Die Bürger müssen mitmachen, nur dann kann eine Gemeinde gut funktionieren. Das Projekt der Sozialen Dorfentwicklung gibt uns die Möglichkeit, die Bedürfnisse unserer Gemeindebürger noch genauer zu ermitteln und kennenzulernen. Die Soziale Dorfentwicklung kann auch mithelfen, dass sich die Bevölkerungsgruppen unserer Gemeinde auf längere Sicht hin optimal darauf ausrichten können. Das betrifft sowohl unsere jüngeren Bewohner wie auch die Familien und die ältere Generation. Das Projekt trägt dazu bei, dass das gute soziale Miteinander in unserer Gemeinde noch verbessert und dauerhaft erhalten wird. Die Chance liegt darin, vorhandene Ressourcen zu entdecken, zu fördern, diese zu vernetzen und das Wir-Gefühl in unserer Gemeinde zu stärken. Mich freut es, wenn es im Januar losgeht.

 

Fühlen Sie sich als einzige Frau eigentlich wohl unter lauter männlichen Bürgermeisterkollegen im Landkreis?

Ahle: Ich habe stets die Wertschätzung und Achtung meiner Kollegen und erfahre immer ein kollegiales, austauschendes Miteinander in den vielfältigen Aufgaben unserer Kommunen. 1996 war ich die einzige Frau im Langenmosener Gemeinderat - ich habe da kein Problem gehabt und ich habe auch jetzt keines als einzige Bürgermeisterin des Landkreises. Ich fühle mich verstanden und voll angebunden, schließlich sitzen wir alle miteinander in einem Boot. Ich möchte alle Frauen ermuntern, sich in Vereinen und der Kommunalpolitik zu engagieren und es mir nachzumachen.

 

Was steht bis zum Ende des Jahres noch auf der Agenda?

Ahle: Da steht noch einiges an: Der Mühlwegausbau wird abgerechnet, die Planung für das künftige Baugebiet Langenmosen-Süd-Mitte läuft an und für die Kindergartensanierung müssen wir die Abschlussplanung und den Förderantrag auf den Weg bringen. Und schließlich geht es noch an die Umsetzung unseres Nahwärmenetzes. Der Beschluss dazu liegt vor. Die notwendigen Entscheidungen müssen nun auf den Weg gebracht werden.

 

Die Fragen stellte Bernd Hofmann.