Langenmosen
Wildgänse, Biber und bald auch Wölfe?

Jagdgenossenschaften im Landkreis ziehen Bilanz

22.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr

Fachkundige Referenten (vorne, v. r.): Katharina Mikschl von der Landesanstalt für Landwirtschaft stellte die neue Bürgerplattform WilTiB vor, Erwin Heckl vom BBV berichtete über neue Mehrwertsteuerregelungen und Vorsitzender Mathias Steinberger zog für die AG Jagdgenossenschaften Bilanz. - Foto: Hammerl

Langenmosen (SZ) Wildunfälle zeigen steigende Tendenz - sowohl bayern- als auch deutschlandweit. Überwiegend werden Rehe überfahren. Daher bezeichnete Mathias Steinberger, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Jagdgenossenschaften im Landkreis, die Wildunfälle "als guten Gradmesser für den Rehbestand".

Je mehr Rehe, desto mehr Revierkämpfe und daraus resultierten auch mehr Unfälle. "Sprechen Sie mit Ihrem Jagdherren, dass er den Abschussplan nicht erst im dritten Jahr erfüllt", riet er den Jagdgenossen, "sonst haben wir eine zu starke Vermehrung." Eigenbewirtschaftende Jagdgenossenschaften, die Jäger einstellen statt an einen Jagdherren zu verpachten, hätten in der Regel bessere Erfolge und somit weniger Verbiss.

Hohe Abschusszahlen beim Schwarzwild bewiesen, dass auch hier steigende Bestände vorhanden seien. Daher sollten die Jäger darauf hingewiesen werden, dass Schwarzwild nicht gefüttert werden soll, sonst vermehre es sich gewaltig. "Schäden durch Wildgänse und Biber sind nicht unerheblich", teilte Steinberger mit, "aber meist sind es nur kleinere Schäden, die nicht angezeigt werden." Der Einzige im Landkreis, der Schäden anzeige, sei BBV-Kreisobmann Ludwig Bayer. "Es nützt nichts, nur zu schimpfen - die Untere Jagdbehörde wird nur tätig, wenn Schäden gemeldet werden", mahnte Steinberger. Vielleicht helfe da ja die neue Bürgerplattform.

Zuletzt sprach er den Wolf an, der in Nord- und Ostdeutschland bereits nachgewiesen sei. "Wenn es so weitergeht, dann kommt er auch zu uns", prophezeite er. Dann stelle sich die Frage, ob der Wolf in ein dicht besiedeltes Land passe "Ich sage Nein", beantwortete Steinberger die Frage gleich selber. Zwar helfe der Wolf, den Rehbestand kleinzuhalten, denn Rehe seien wie Schafe, Rinder und Pferde leichte Opfer für den Wolf. An Schwarzwild gehe er dagegen nicht, weil es sich in größere Rotten zusammenfinde, gegen die er keine Chance habe. Durch größere Rotten werde es punktuell größere Schäden für betroffene Landwirte geben. Steinberger berichtete, er habe sich in der Landbevölkerung umgehört - die Leute hätten Angst vor Wolfsrudeln. In Dörfern in Rumänien und Bulgarien trauten sich die Menschen nachts nicht mehr raus. "Wollen wir das", fragte er. In Norwegen und Schweden sei der Wolf bereits zum Abschuss freigegeben, was sicher seine Gründe habe. "Aber solange darüber Politiker entscheiden, die in gepanzerten Limousinen und begleitet von Bodyguards umeinanderfahren, wird sich der Wolf vermehren", prophezeite er: "Das ist wie mit dem Attentat auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin - es muss erst etwas passieren, ehe die Politik handelt." Wer für Schäden aufkomme, sei völlig unklar. "Der Landkreis" schlug ein Zuhörer mit Blick auf Landrat Roland Weigert vor. Der lachte herzhaft mit.

Mehr als 30 Personen seien heuer im Landkreis zum Jäger geschlagen worden, es herrsche also kein Mangel an Nachwuchsjägern, wohl aber an Jagdpächtern, weshalb Steinberger riet, die Pächter zu bitten, Jungjäger aufzunehmen, um so Nachfolger heranzuziehen. Erwin Heckl berichtete, seit Jahresanfang seien Jagdgenossenschaften als Körperschaften des öffentlichen Rechts mehrwertsteuerpflichtig. Im Landkreis gebe es nur Jagdgenossenschaften, die unter die Kleinunternehmerregelung fielen. Wer weniger als 17 500 Euro Jahresumsatz habe, könne sich von der Umsatzsteuer befreien lassen, was allerdings jährlich beantragt werden müsse.