Langenmosen
Wetterextreme und ein Lob für Glyphosat

Mitgliederversammlung des Kartoffelerzeugerrings Südbayern

18.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:48 Uhr

Die Redner der Mitgliederversammlung der Kartoffelerzeuger: im Bild (v.l.) Franz Steppich, EG-Vorsitzende Florian Raba und Norbert Ziegler, Kartoffelkönigin Jacqueline Blöckl, Martin Glöckl und Monika Janitschek vom Erzeugerring und Gerhard Dittenhauser. - Foto: Hammerl

Langenmosen (SZ) Wetterkapriolen machten den Kartoffelbauern im vergangenen Jahr zu schaffen - zunächst war es zu nass, später zu heiß und trocken. "Das Wetter wird immer wilder", klagte Fachgruppenbeirat Martin Glöckl bei der Mitgliederversammlung des Erzeugerrings Südbayern.

Die war ungewohnt schwach besucht. Allerdings wurde zeitgleich in Karlshuld das langjährige Vorstandsmitglieds Leonhard Heigl beigesetzt. Auch EG-Vorsitzender Norbert Ziegler verabschiedete sich dorthin schnell; den Tätigkeitsbericht übernahm Florian Raba. Er erinnerte an die Krönung der Kartoffelkönigin Jacqueline I. (Blöckl), die seither auf vielen Veranstaltungen Werbung für die tolle Knolle macht. Martin Gruber hatte alle zwei Monate Marktgespräche angeboten, was in Niedrigpreisjahren schwierig sei, wie Raba anmerkte. Dennoch soll das Angebot bestehen bleiben.

Für 2018 ist geplant, die Werbeplattform Bayerische Kartoffel aktiv mitzugestalten, den Boom der Regionalität weiter anzuschieben, Lehrfahrten eventuell in die Schweiz oder nach Polen zu unternehmen, auf die Fruit Logistica zu fahren, wieder eine Bayerische Kartoffelkönigin zu krönen und neue Verpackungsmaterialien mitzugestalten. "Die Händler wollen weg vom Plastik", berichtete Raba, es gebe bereits Versuche mit Papier und Pappe.

Monika Janitschek, Geschäftsführerin des Erzeugerrings, stellte die Ergebnisse der Qualitätsprüfung vor. Während Fäulnis, Drahtwurm, tierische und mechanische Beschädigungen, Rhizoctonia sowie Hohlherzigkeit kaum vorkamen, war der Anteil verwachsener und ergrünter Kartoffeln vergleichsweise hoch. Die Beanstandungen lagen insgesamt mit 17 Prozent um ein Prozent niedriger als im Vorjahr. Am besten schnitten von den häufiger angebauten Sorten Gala, Melody, Princess und Francisca ab. Marabel, Ribera und Agria lagen dagegen unterm Durchschnitt. Der Erzeugerring vertritt insgesamt 21 967 Mitglieder, darunter 1828 Kartoffelerzeuger, davon 1075 in Oberbayern Nord, 297 in Oberbayern Süd und 456 in Schwaben. Landwirtschaftsdirektor Josef Konrad unterstrich die Notwendigkeit von Fruchtfolge und hoher Kartoffelqualität und appellierte an seine Zuhörer, Schulungen zur neuen Dünge-Verordnung anzunehmen.

Es gebe kein Geheimrezept gegen Kartoffeldurchwuchs, erklärte Referent Klaus Gehring vom Institut für Pflanzenschutz der LfL (Landesanstalt für Landwirtschaft) im Zuge der Fachvorträge. Er zeigte Versuchsergebnisse, wonach Glyphosat die beste Wirkung hatte, da es nicht nur die im Vorjahr auf dem Feld verbliebene Kartoffel abtöte, sondern auch bereits gebildete Tochterknollen. Lediglich Callisto und Starane hätten eine gewisse Wirkung, die anderen getesteten Mittel "kann man in der Pfeife rauchen". Was bleibt? "Das ist eine strategische Herausforderung", plädierte er für mehrjährige Fruchtfolge, da die Kartoffel keine selbstverträgliche Frucht sei. Ideal sei eine Zwischenfrucht, dann Mais und zweimal Getreide, dazu intensive mechanische (oder chemische - soweit verfügbar) Bearbeitung. Ähnlich lautete die Botschaft von Franz Steppich vom Fachzentrum Pflanzenbau in Augsburg. Es gebe keine Alternative zu Reglone, um zuverlässig das Kartoffelkraut zu reduzieren. Sollte Reglone, dessen Zulassung im Juni endet, verboten werden, könne der Landwirt nur weniger Stickstoff düngen, dennoch werde es Jahre mit großen Qualitäts- und Lagerproblemen bei Kartoffeln geben.

Gerhard Dittenhauser stellte die Marktlage dar. Pflanzkartoffeln seien bereits überverkauft, von frühen Sorten gebe es nur noch Restposten, auch mittelfrühe seien fast ausverkauft. Der Export sei sehr gut gelaufen, es konnten Kunden in Süd- und Südosteuropa zurückgewonnen werden, die Preise lägen bei Speise- und Verarbeitungskartoffeln knapp unter dem Vorjahresniveau. Der Konsumkartoffelmarkt sei sehr gebeutelt worden, was neben Wetterkapriolen auch daran gelegen habe, dass die Ernte 2016 teilweise bis August 2017 reichte. Dauerregen verhinderte teilweise die neue Ernte.

Eine Prognose für 2018 sei schwierig, meinte Dittenhauser, es ließe sich auf dem globalen Markt nicht einmal vorhersagen, wie viele Kartoffeln benötigt würden, hier spielten sowohl Klimakatastrophen als auch der Bedarf in Asien an Fertigprodukten aus Europa mit hinein. "Wie sollen wir da wissen, welche Kartoffelflächen wir heuer brauchen", stellte er in den Raum.