Lampertshofen
Der Scharfrichter köpft mit dem Schwert

Nächster Heimatforschervortrag dreht sich um die Geschichte der Oettinger Familie Scheller

27.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:37 Uhr

Das Richtschwert der Familie Scheller erkennt man am abgerundeten Ende, da damit nicht gestochen wurde. - Foto: Archiv Scheller

Lampertshofen (SZ) Beim Stammtisch der Familien- und Heimatforscher aus dem Schrobenhausener Land berichtet am kommenden Freitag, 1. Juli, Familienforscherin Sabine Scheller in ihrem Vortrag über die bewegte Geschichte ihrer Vorfahren.

In den Anfängen ihrer Familienlaufbahn in Oettingen im Nördlinger Ries finden sich die historischen Berufe eines Scharfrichters - auch bekannt als Henker - und eines Wasenmeisters. Das damalige Richtschwert der Schellers ist heute im Heimatmuseum Oettingen ausgestellt.

Der Werdegang der Familie Scheller in Oettingen begann im Jahr 1765 mit dem Freiwerden des damals unter den jeweiligen Ortsfürsten üblichen Scharfrichterpostens. Der einstige Amtsinhaber lebte auf einem Hof außerhalb der Stadt und war zuständig für Bestrafungen, Folterungen und Vollstreckungen von Todesurteilen. Wie die Bezeichnung Scharfrichter (der mit der Schärfe des Schwertes Richtende) schon sagt, wurde der zur Höchststrafe verurteilte Delinquent hierbei mit dem Schwert geköpft. Dies galt im Gegensatz zum Erhängen als ehrenvoller Tod.

Johann Michael Scheller, selbst Sohn eines Scharfrichters aus Ingolstadt, kam zu jener Zeit als Nachfolger und zugleich als erster Scheller in Oettingen auf den Hof seines zuvor verstorbenen Amtsvorgängers. Mit seiner Frau Maria Clara, geborene Deibler, hatte Scheller 15 Kinder. Da man von diesem Beruf allein nicht leben konnte, übernahmen die Schellers auch die Wasenmeisterei, also die Tierkörperbeseitigung im dortigen Bezirk.

Der 1772 geborene Sohn Alois Scheller war sein Nachfolger und zugleich der Letzte im Amt des Scharfrichters, nachdem zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein neues Gesetzbuch verabschiedet wurde, in dem derartige Strafen weitgehend abgesetzt wurden. Ob er noch eine Hinrichtung vollzogen hat, ist nicht bekannt: Ahnenforscherin Sabine Scheller konnte dafür bisher keinen Hinweis finden.

Der Scheller-Hof wurde 1807 schließlich vom damaligen Fürsten erworben und wird seither bis zum heutigen Tag - mittlerweile in der achten Generation - von den Oettinger Schellers durchgehend bewohnt. Das besagte Richtschwert verblieb bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg im Familienbesitz und wurde schließlich von Nachfahre Max Scheller dem Oettinger Heimatmuseum in Form einer Schenkung übereignet.

Wer Lust auf weitere spannende Anekdoten aus der facettenreichen Geschichte der Familie Scheller bekommen hat, ist am Freitag, 1. Juli, ins Gasthaus Felbermaier in Lampertshofen eingeladen. Das mit Bildern unterlegte Referat, das nicht so gruselig ist wie es den Anschein erweckt, beginnt um 19 Uhr im Saal der Gastwirtschaft. Die Familienchronik der Schellers liegt außerdem zur Ansicht bereit.

Bereits ab 18 Uhr besteht die Möglichkeit, mitgebrachte Sterbebilder einscannen zu lassen. Dazu bitten die Organisatoren darum, eigene USB-Sticks mitzubringen und größere Sammlungen bei Anna Probst, per E-Mail an anna.probst@gmx.de oder per Telefon unter (08252) 60 43, anzumelden.