Kühbach
Kühbacher Bauwagen wird stillgelegt vorerst

Nach erneuter Lärmbelästigung: Betreiber des Jugendtreffs an der Wöresbacher Straße sollen sich Konzept überlegen

24.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:08 Uhr

Kühbach (SZ) Der Bauwagen an der Wöresbacher Straße nahe der B 300 wird bis zum 31. März 2017 stillgelegt. Bis dahin soll sich die Gruppe, die den Jugendtreff betreibt, ein neues Konzept für eine mögliche Weiternutzung überlegen. Zu diesem Kompromiss hat sich der Gemeinderat Kühbach in seiner jüngsten Sitzung durchgerungen. Bürgermeister Hans Lotterschmid hätte den Treff aufgrund einer neuerlichen Ruhestörung am liebsten gleich dicht gemacht.

Der Kühbacher Jugendtreff steht auf gemeindlichem Grund. Bereits 2015 kam es zu zwei Vorfällen wegen Lärmbelästigung. In beiden Fällen waren Polizeibeamte aus Aichach vor Ort und stellten "überlaute Musik" fest. Die Beamten trafen jeweils auf Gruppen mit 25 bis 40 Jugendlichen beziehungsweise jungen Erwachsenen, die gemeinsam feierten. Alarmiert wurden sie von Anwohnern aus dem südlichen Siedlungsgebiet. Zur Orientierung: Der Kühbacher Bauwagen liegt rund 150 bis 200 Meter von der nächstliegenden Wohnbebauung, sprich den Häusern an der Wittelsbacher Straße, entfernt.

Zwischen den Betreibern des Bauwagens und Bürgermeister Johann Lotterschmid gab es in der Folge ein persönliches Gespräch. Darin verpflichteten sich die jungen Erwachsenen, das Stromaggregat, mit dem unter anderem eine Musikanlage betrieben wurde, zu entfernen. Im Beschluss des Gemeinderats im Mai 2015 wurde dies als Bedingung für eineWeiternutzung festgehalten.

Nun kam es zu einer neuerli-chen Ruhestörung. Hintergrund war eine Geburtstagsfeier. Dabei stellte sich heraus, dass der Lärm von einer Musikanlage, betrieben von einem Stromaggregat, kam. Für Bürgermeister Hans Lotterschmid war der Fall klar: "Wer nicht hören will, muss fühlen. Die Jungen haben sich einfach über unseren Beschluss hinweggesetzt, jetzt müssen sie die Konsequenzen tragen."

Lotterschmid verlas einen Brief, in dem die Bauwagen-Be-treiber darlegten, dass eine Nut-zung ohne Aggregat in den Win-termonaten zu gefährlich sei. Hintergrund ist, dass es in dem Bereich keine Straßenbeleuchtung gibt, ohne Stromgenerator und Licht sei die Sicht schlecht.

Die Jugendtreff-Betreiber boten an, den Generator mit einem Schallschutz zu versehen und den Bauwagen zudem nur zwei Tage in derWoche zu öffnen. Lotterschmid warf ein: "Der laute Generator hat nie jemanden interessiert. Es ging einzig und allein um die laute Musik." Dann gab er das Wort an den Jugendbeauftragten Markus Bergmeier weiter. "Letztes Mal war es für den Bauwagen schon die letzte Chance. Wenn wir jetzt nachgeben, würden wir uns widersprechen", sah der Jugendvertreter der Gemeinde für den Bauwagen keine Möglichkeit mehr, ihn zu erhalten. Engelbert Thumm stimmte Bergmeier zu, die jungen Erwachsenen hätten den Bogen überspannt.

Einen Fürsprecher fanden die Bauwägler in Karl-Heinz Kerscher. Er gab zu bedenken, dass es in Kühbach keinen Jugendtreff gebe und ein Bauwagen als Begegnungsort wichtig sei. Peter Mayr sah das Problem in der jetzigen Führung. Dem schloss sich Hans Lotterschmid an. "Meine Erfahrung ist: Nur diejenigen Bauwagen funktionieren, die von Leuten betrieben werden, die ihn selbst aufgebaut haben. Die, die übernommen wurden, funktionieren nicht." Einer der Jugendtreff-Vertreter - insgesamt waren ein halbes Dutzend zu der Gemeinderatssitzung erschienen - meldete sich zu Wort. Er versprach, er werde dafür sorgen, dass das Stromaggregat durch ein Baustellenradio ersetzt werde. Johann Lotterschmid fragte listig nach, wie das funktionieren solle: "Ihr habt doch selber gesagt, dass eine Nutzung ohne Aggregat im Winter zu gefährlich ist" Darauf wussten auch die Jugendlichen keine Antwort.

Manfred Felber machte schließlich als Kompromiss fol-genden Vorschlag: Die Bauwagen-Betreiber sollen sich bis zum Frühjahr ein Konzept überlegen. Berücksichtigt werden sollen darin die Anwohnerinteressen, die Ab- und Anfahrten, eine Nutzung des Treffs ohne Stromaggregat sowie die Einhaltung fester Zeiten. Bis 31. März 2017 bleibt der Bauwagen nun stillgelegt. Mit diesem Beschluss konnten sich alle Gemeinderäte - vorerst - anfreunden.