Klenau
Wenn aus Brennholz Kunst wird

Ein Besuch beim Klenauer Holzgestalter Paul Fottner

09.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:14 Uhr

Foto: Detlef Fuhrmann

Klenau (SZ) Jahre-, nein, jahrzehntelang war für Paul Fottner Holz lediglich eine relativ günstige Möglichkeit, sein Haus in Klenau zu heizen und Warmwasser zu erzeugen. Die festgelegten Brennholzbäume wurden gefällt, entastet und dann fein säuberlich auf Brennholzgröße zusammengesägt.

Durch einen Zufall bekam Paul Fottner 2012 erstmals Kontakt mit dem freischaffenden Künstler Richard W. Allgaier aus Bad Waldsee, der aus Baumstämmen oder Astgabelungen, nur mit Hilfe von Motorsägen, erstaunliche Kunstwerke schuf. An der Kunstakademie Allgäu erhielt Paul Fottner die ersten Grundkenntnisse für sein jetziges Hobby. Seit dem Besuch des Kurses ist Bäumefällen und Sägen nicht mehr wie es früher war.

"Wenn man Teile eines Stammes näher betrachtet, erkennt man schon, welche Möglichkeit es gäbe, den Baum zu einer Figur umzuarbeiten", erzählt Fottner. "Das Objekt steckt im Holz, man muss es nur herausholen!" Ein hervorstehender Ast kann ein Arm oder ein Bein sein, eine Verwucherung der Kopf. Sogar Holzscheite, die gerade auf dem Weg Richtung Holzlager im Keller sind, haben eine Chance noch als Kunstwerk zu enden. Zur Weihnachtszeit fertigt Paul Fottner aus Abschnitten kunstvolle Engel.

Das Besondere an den Arbeiten des Klenauers ist die Bearbeitung des Holzes bis zum Kunstwerk. Alle fertigen Skulpturen werden aus einem Stück erschaffen. Keine Schraube, kein Leim. Und anders als bei vielen Holzbildhauern kommen auch keine Feile, kein Stemmeisen und kein Hobel zum Einsatz. Einzig und alleine die Kettensäge schält das Kunstwerk aus dem Rohstoff. Dann liegt es am Künstler, wie filigran oder abstrakt er eine Skulptur entstehen lässt. Unglaublich, wenn man so manch fertiges Werk am Ende sieht.

Nachdem die verschiedenen Kettensägen ihre Arbeit gemacht haben, wird die Figur, je nach Holzart, abgeflammt und gekalkt, anschließend an manchen Stellen noch gebürstet, so dass spezielle Segmente und Strukturen noch besser hervorgehoben werden können. Der Aufwand ist also nicht zu unterschätzen.

Innerhalb der vergangenen fünf Jahre haben viele Interessierte bereits Kunstwerke aus dem Hause Fottner bewundern können. Neben Ausstellungen im Gerolsbacher Rathaus, dem Haus der Begegnung und im Finanzamt in Pfaffenhofen, war der Künstler auch mit einer Live-Performance bei der kleinen Gartenschau zu sehen.

Dass Fottners geschultes Auge inzwischen nicht nur Kunstwerke in heimischen Bäumen erkennt, musste die Familie auf dem Rückweg aus dem letzten Kroatienurlaub erfahren. Ein herumliegender Stamm eines Olivenbaumes hatte es dem Familienvater so angetan, dass der die weite Reise von der Adriaküste nach Oberbayern antreten musste.

Langsam aber sicher kommt Paul Fottner in seinem Atelier an Kapazitätsgrenzen. "Zu Beginn habe ich mir vorgenommen, niemals ein fertiges Werkstück herzugeben", sagt er. Aber nun stehen so viele Figuren in der Scheune des Klenauers, dass er sie beim besten Willen nicht nur für sich behalten will und kann. "Nachdem ich schon einige Anfragen hatte und auch speziell Kunstwerke für Bekannte und Firmen gefertigt habe, bin ich der Meinung, dass meine Figuren vielleicht auch bei anderen Menschen im Wohnzimmer oder Flur eine Bereicherung darstellen könnten und nicht nur ein Schattendasein in der Scheune führen müssen", sagt er. Wer das Gespräch mit Paul Fottner suchen und einen Blick auf seine Kunstwerke werfen möchte, der nimmt am besten einfach telefonischen Kontakt mit ihm auf, er steht im Telefonbuch. Aber beim Besuch unbedingt etwas Zeit mitbringen - man kommt nicht leicht aus dem Staunen heraus.