Kleinhohenried
Herbergssuche auf Niederbayerisch

Alfred Ehrnstraßer las im Haus im Moos, dazu gab's Musik

06.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:06 Uhr

Alfred Ehrnstraßer (v.r.), Hans Mühldorfer, Siegfried Krems und Alois Schärtl (Zither) gestalteten die Weihnachtslesung im Rosinger Hof. - Foto: Hammerl

Kleinhohenried (SZ) 95 Jahre alt geworden wäre er heuer, der Rottaler Bauer Ludwig Gruber, besser bekannt als Ponzauner Wigg. Unsterblich ist seine "Niederbayerische Weihnacht", mit der er sich einen Platz in der weihnachtlichen Mundartliteratur gesichert hat.

Alfred Ehrnstraßer versteht es, das Werk ergreifend vorzutragen, wie er jetzt im Rosinger Hof einmal mehr bewies. Den musikalischen Part übernahmen Alois Schärtl an der Zither und das Gesangsduo aus Hans Mühldorfer und Siegfried Krems.

Volksnah zeichnet Gruber das Bild Marias und Josefs, des braven Zimmermanns, der sich um sein Weib sorgt, als ihn der Befehl des Kaisers Augustus erreicht, er soll nach Bethlehem kommen und sich zählen lassen. "Du gehst nicht mit", stellt Josef kämpferisch klar, "denk an deinen Zustand". Doch natürlich fügt sich der kreuzbrave Mann. Nicht dem fernen Kaiser, sondern seiner Frau, die ihn einlenken statt aufbegehren heißt, denn "da kommen wir nicht aus".

Sie glättet die Wogen, obwohl sie sich im Stillen vor der Reise fürchtet, und richtet die Brotzeit für unterwegs her. Er denkt ans Wetter, sie ans Kind - so schlafen beide ein in der Nacht vor der beschwerlichen Reise. Es sind diese stillen, leisen Töne, die Grubers Figuren so menschlich, so sympathisch machen, dem Zuhörer vermitteln, "Maria und Josef sind Menschen wie Du und ich". Auch die Obrigkeit, die Mitmenschen und liebe Verwandtschaft waren vor mehr als 2000 Jahren kaum anders als heute. Die Regierenden notorisch knapp bei Kasse und darauf erpicht, das Geld bei den Armen zu holen, denn von den Reichen würden sie eh belogen und erhielten nichts. Die Hartherzigkeit der Reichen, die der Hochschwangeren nicht einmal eine Mitfahrgelegenheit geben wollen, kommentiert Josef, in deren Haut wolle er nicht stecken, denn wenn es doch eine höhere Gerechtigkeit gebe, dann ginge es direkt in die Hölle für jene.

Während Ehrnstraßer mit dem heiligen Paar noch auf Herbergssuche ist, sind die Sänger schon eine ziemliche Nasenlänge voraus. Eben haben sie noch vom Engel Gabriel gesungen, der Maria die Empfängnis verkündet, jetzt lassen sie bereits die Engel die Geburt verkünden und die Hirten von den Feldern herbeieilen. Am Ende aber sind Lesung und Musik mit dem beschließenden "Andachtsjodler" wieder beieinander. Grubers feine Ironie, die in Ehrnstraßers (hinter)sinniger Vortragsweise so wunderbar zum Ausdruck kommt, macht den besonderen Reiz der Geschichte aus. Immer wieder verschwimmen in der "Niederbayerischen Weihnacht" die Zeiten, schlägt der Autor den Bogen vom Bethlehem der Römerzeit zum Hier und Jetzt. Die Spenden der Zuschauer gingen an die Kinderhilfe Litauen.