Kleinhohenried
Ein abgekartetes Spiel

Drei Donaumoosbürgermeister teilen alle Ämter unter sich auf und der Landrat wird wegen fehlender Protokolle grantig

14.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr

Die drei aus dem Vorstand (v. l.): Heiner Seißler, Karl Seitle und Stefan Kumpf teilten die Ämter satzungsgemäß unter sich auf. Weil von Anfang an klar war, dass keiner leer ausgehen würde, war die Abstimmung eine lockere Angelegenheit. Dennoch gab es diesmal Misstöne in der Stiftungsratssitzung. - Foto: Hofmann

Kleinhohenried (SZ) Für den Bauunterhalt am Haus im Moos samt angeschlossenem Freilichtmuseum soll künftig die Hochbauverwaltung des Landkreises zuständig sein. Damit will Landrat Roland Weigert die Verwaltung in Kleinhohenried entlasten - was offenbar keine schlechte Idee ist, wie sich bei der jüngsten Sitzung des Stiftungsrats zeigte.

Die Genehmigung der Protokolle vorangegangener Treffen ist in der Regel eine uninteressante Formalität von periodisch stattfindenden Sitzungen. Vielleicht wurde mal ein Datum falsch geschrieben oder ein Gremiumsmitglied fühlt sich falsch zitiert - das war's dann aber auch schon mit Problemen. Normalerweise wird das also einfach durchgewunken. Anders am Mittwoch im Haus im Moos: Dass der Stiftungsrat über Protokolle abstimmen sollte, die schon drei Jahre alt sind, machte Landrat und Stiftungsratsvorsitzenden Roland Weigert skeptisch. Die Protokolle seien zwar da, aber nicht in unterschriebenem Zustand, ließ er sich erklären. Er müsse also noch mal unterschreiben.

"Das übersteigt meinen Horizont", gestand Weigert. "Meinen auch", bekundete Stiftungsratsvorstandsmitglied Karl Seitle mit dem ganzen Gewicht seiner 33,5 Jahre Bürgermeistererfahrung. In Karlskron, ergänzte sein deutlich jüngerer Bürgermeister- und Stiftungsratsvorstandskollege Stefan Kumpf, sei es auch bei 14-tägigem Sitzungsrhythmus kein Problem, jeweils das fertige Protokoll der vorigen Sitzung zur Abstimmung vorzulegen. Heiner Seißler, zu diesem Zeitpunkt noch Vorsitzender des Stiftungsvorstands, kam Weigert aber nicht so schnell aus. "Was ist mit den Protokollen passiert", wollte der Landrat von ihm wissen - schließlich sei der Vorstand ja für den Vollzug der Stiftungsratsbeschlüsse zuständig. Doch auch Seißler (der damals dem Vorstand noch gar nicht vorstand) konnte nur mit den Schultern zucken. Kategorisch schloss Weigert aus, dass er selbst übersehen haben könnte, vor drei Jahren die Protokolle mehrerer Sitzungen zu unterzeichnen. Bei ihm im Landratsamt gebe es da diverse Sicherheitsmechanismen. Man müsse so eine Sache eben auf Wiedervorlage setzen.

Die nicht unterschriebenen Protokolle sollen nun mit dem Vermerk "Protokolle nicht mehr vorrätig" zu den Akten kommen, legte Weigert fest. Das mache man auch mit verlorenen Rechnungen so. Der Landrat stellte klar: "Ich unterzeichne kein Protokoll im Nachgang", schon gar nicht drei Jahre nach der entsprechenden Sitzung. Und künftig will man beim Stiftungsrat besonderes Augenmerk auf die Protokolle legen.

Das ist dann schon gleich eine Aufgabe für Stefan Kumpf, den künftigen Vorsitzenden des Stiftungsvorstands. Der wurde am Mittwoch turnusgemäß neu gewählt, wobei diese Wahlen beim Stiftungsrat ja - satzungsgemäß vorgesehen - ein abgekartetes Spiel sind. Wählen und gewählt werden dürfen nur die Mitglieder des Stiftungsvorstands, und das sind Kraft Amtes die Bürgermeister von Karlshuld, Karlskron und Königsmoos. Stefan Kumpf wurde als Vorsitzender ebenso mit 3:0 Stimmen gewählt wie Heiner Seißler als sein Erster Stellvertreter. "Das sind ja fast sozialistische Verhältnisse", meinte Landrat Roland Weigert, dessen Zorn ob der fehlenden Protokolle inzwischen weitgehend verraucht war, launig. Schließlich galt es noch den Zweiten Stellvertreter zu wählen - "da es ja Ämterhäufung nicht geben darf, bleibt nur noch einer", kommentierte Weigert. Auch Karl Seitle wurde dann einstimmig und ohne Enthaltung gewählt. Diese Besetzung gilt ab 15. Januar wieder für genau zwei Jahre, dann finden erneut Wahlen statt, die sicherlich mindestens genauso spannend sein werden.

Neben der Vorstellung des neuen Jahresprogramms, das inzwischen in gedruckter Form vorliegt (ausführlicher Bericht folgt), standen der Bauunterhalt und der Haushaltsplan für 2018 im Mittelpunkt der Sitzung. Beim Rückblick auf die Baumaßnahmen des zu Ende gehenden Jahres sagte Museumsleiter Friedrich Koch: "Die Abwicklung hat sich etwas verzögert." Die Bauwirtschaft sei derzeit eben zu gut ausgelastet und könne nicht alle Aufträge erfüllen. "Wir werden das aber einfach konsequent weiterverfolgen", versprach Koch, "weil es beschlossen ist, weil das Geld da ist und weil wir es brauchen." So soll das Hofstetter-Anwesen weiter renoviert werden. Im Haus im Moos gehen die Arbeiten an der Heizung weiter - 72 000 Euro werden 2018 allein dafür gebraucht. Insgesamt bezeichnete Koch den für den Bauunterhalt zur Verfügung stehenden Etat von 140 000 Euro als "knapp".

Um die Verwaltung im Haus im Moos zu entlasten und, so Weigert, "damit wir da nachhaltiger werden", soll sich künftig die Kreishochbauverwaltung um den Bauunterhalt kümmern. Das Haus im Moos gehöre zwar der Stiftung Donaumoos, erklärte der Landrat, aber am Ende habe der Landkreis sowieso die Generalhaftung.