Kleinhohenried
Bunt gemischtes Völkchen

Neue Ausstellung im Haus im Moos beschäftigt sich mit Menschen im Moor

29.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:29 Uhr

Historische Werkzeuge der Torfstecher sahen sich (v. l.) Stiftungsvorstand Heinrich Seißler, Museumsleiter Friedrich Koch, Landratsstellvertreter Alois Rauscher und Karlshulds Bürgermeister Karl Seitle in der neuen Ausstellung im Haus im Moos an - Foto: Hofmann

Kleinhohenried (SZ) „Mösler Buam haben ihre liebe Not“ sang der Weicheringer Werkstattgsang gestern im Haus im Moos. Warum die Mösler Buam kein einfaches Leben hatten, zeigt noch bis 14. Juni die Ausstellung „Mensch und Moor“.

Draußen fegte der Wind den einen oder anderen Regentropfen über das flache Land, drinnen im Haus im Moos sagte Museumsleiter Friedrich Koch: „Auch wenn’s nicht danach aussieht: Wir öffnen heute wieder die Türen und Tore für die Sommersaison im Freigelände.“ Ab sofort also sind die alten Siedlerhäuser oder auch die Wisente wieder dienstags bis freitags von 8 bis 17 Uhr, samstags von 13 bis 17 Uhr sowie sonntags und an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr zu sehen.

Im Ausstellungsbereich im Haus im Moos zeigen historische Bilder, wie das Leben im Moorgebiet früher war. Dazu gibt es erklärende Texte. Zu sehen sind auch Gerätschaften der Torfstecher. Die Ausstellung haben die Verantwortlichen im Haus im Moos vom schwäbischen Bauernhofmuseum in Illerbeuren übernommen, schließlich sei es eine Präsentation, „die nirgendwo besser passt als hier im größten Niedermoor Bayerns“, wie Heinrich Seißler, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Donaumoos, in seiner Eröffnungsansprache sagte. Die Ausstellung solle informieren und Interesse wecken für einen schützenswerten Lebensraum.

Landratsstellvertreter Alois Rauscher wählte für den Einstieg in seine Grußworte das Gedicht „Der Knabe im Moor“ von Annette von Droste-Hülshoff. „O, schaurig ist’s, übers Moor zu gehn“, heißt es darin – eine Einstellung, die Rauscher offenbar nicht teilt. Die Ausstellung im Haus im Moos solle, so der Landratsstellvertreter, auch ein „ehrendes Andenken“ sein für die Menschen, die hier Pionierarbeit geleistet und dafür ein hartes und entbehrungsreiches Leben in Kauf genommen hätten. Heute gebe es hier blühende Gemeinden, für die diese Menschen den Grundstock gelegt hätten – „das ist auch eine Leistung, die nicht selbstverständlich ist“, betonte Rauscher. Und es zeige: „Wer kämpft und nicht aufgibt, kann auch aus ungünstigen Rahmenbedingungen etwas Tolles machen.“

Bereits im 15. Jahrhundert habe es erste Bemühungen gegeben, das Donaumoos zu kultivieren, nachdem zuvor lediglich die Randbereiche als schlechte Viehweiden gedient hätten, berichtete Auguste Schmid, Vorsitzende des Kulturhistorischen Vereins Donaumoos, doch erst unter Kurfürst Karl Theodor kam die Sache so richtig ins Laufen. Ende des 18. Jahrhunderts begann die Besiedlung von Osten, also dem heutigen Gemeindebereich Karlskron, her. Schmid erinnerte an Persönlichkeiten wie die Herren Stengel und Kling, die sich für die Kultivierung einsetzten, und an die rheinischen Kolonisten, die ab 1802 im Donaumoos eine neue Heimat fanden.

Viele Siedler verließen das Donaumoos allerdings auch bald wieder, weil der Boden nicht so viel hergab wie erhofft und weil ihnen Fröste, Hochwasser oder auch Trockenheit das Leben schwer machten. „Es herrschte bittere Not“, sagte Auguste Schmid. Dann wurde das Torfstechen als neue Einnahmequelle entdeckt. Der Torf wurde als Brennmaterial in den umliegenden Städten verkauft. Auch mit Kalköfen – das Material wurde mit Pferdefuhrwerken aus den Jurasteinbrüchen nördlich der Donau angeliefert – und kurzfristig sogar mit Tabakanbau versuchten die Menschen im Moos, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts sorgte schließlich das Moorversuchsgut dafür, dass speziell für den Moorboden geeignete Getreide und Kartoffelsorten entwickelt wurden, und die vier Wasserverbände kümmern sich bis heute um die Entwässerungsgräben. Aus dem, so Auguste Schmid, „früheren Armenhaus Bayerns“ seien „blühende Gemeinden“ entstanden. „Auch das Wort Mösler betrachte ich keinesfalls als Schimpfwort“, betonte die Vereinsvorsitzende. Die Donaumoosbevölkerung sei kein eigener Volksstamm, sondern trage Einflüsse von Ober- und Niederbayern über Franken bis hin zur Pfalz in sich. „Wir sind also“, sagte Auguste Schmid nicht ohne Stolz, „ein bunt gemischtes Völkchen.“