Karlskron
Defizite bei der Heißausbildung

Mahnende Worte von Kreisbrandrat Erwin Pfleger bei der Frühjahrsversammlung der Kommandanten

13.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:49 Uhr

 

Karlskron (SZ) Bei der Frühjahrsdienstversammlung der Feuerwehrkommandanten und ihrer Stellvertreter im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen fand Kreisbrandrat Erwin Pfleger deutliche Worte: Elf Wehren waren noch nie in einer Brandschutzanlage.

Die vielen Facetten des Aufgabenspektrums der 81 Freiwilligen und zwei Werksfeuerwehren im Landkreis mit ihren knapp 3700 aktiven Frauen und Männern kamen bei der Frühjahrsversammlung im Landgasthof Haas zur Sprache. Kreisbrandrat Erwin Pfleger gab einen kurzen statistischen Überblick. „Entgegen dem bayernweiten Trend ist die Zahl der Aktiven bei uns konstant“, sagte er. Knapp zehn Prozent der annähernd Feuerwehrler sind weiblich, hinzu kommen noch rund 460 Anwärter.

Während 2013 die Zahl der Brände (168) und Sicherheitswachen (144) im Vergleich zum Vorjahr konstant blieb, stiegen die technischen Hilfeleistungen um 30 Prozent auf über 800 an. Im Fünfjahres-Vergleich ist die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden laut Pfleger von fast 15 000 auf über 24 000 gestiegen. Die Aktiven mussten mehr Zeit dem Löschen von Bränden opfern (6800 statt 4500) und vor allem verstärkt Sicherheitswachen leisten: 14 000 Stunden statt 8300 im Jahr 2009 und knapp 7300 im Jahr 2012. Laut Pfleger schlug hier das Hochwasser zu Buche.

Mahnende Worte fand Pfleger beim Thema Aus- und Weiterbildung. In der Brandübungsanlage Karlshuld nahmen vergangenes Jahr 25 Feuerwehren mit insgesamt 305 Teilnehmern (105 aus dem Landkreis) an insgesamt 37 Übungen teil. Blieb die Zahl der Atemschutzgeräteträger (AS-Träger) von 2010 bis 2013 annähernd konstant (derzeit 669), hat sich die Zahl der Brandschutzübungs-Durchgänge in dieser Zeit fast halbiert (87 statt 147), wobei davon wiederum fast die Hälfte Karlshuld und Grasheim absolvierten.

223 Feuerwehrleute durchliefen im vergangenen Jahr eine sogenannte Heißausbildung, bei der unter realistischen Bedingungen geübt werden kann. 56 besuchten andere Einrichtungen, während 22 eine ausreichende Einsatzpraxis vorweisen können. Betrug der Sollstand bei der Heißausbildung 145 Teilnehmer, lag der Ist-Stand bei 45, was eine Differenz von 100 AS-Trägern ausmacht. Elf Feuerwehren mit AS-Ausrüstung waren nach den Worten des Kreisbrandrats noch nie in der Brandsimulationsanlage. „Das ist eine Missachtung unserer Ausbildungsgrundlagen“, sagte Pfleger. Er wies darauf hin, dass die Brandübungsanlage mindestens alle drei Jahre von jedem AS-Träger besucht werden soll. „Wenn’s mal vier Jahre werden, ist es auch nicht so schlimm“, räumte er ein. Doch gehe er davon aus, dass die Wehren künftig ihren Verpflichtungen nachkommen würden – und auch ihre Dienstberichte rechtzeitig abgeben.

Jedoch blieben Pflegers Ausführungen nicht unerwidert. „Pfleger ist übers Ziel hinausgeschossen“, sagte Erich Pradel, 2. Kommandant von Langenmosen, nachdem dieser sich offenbar Weigert, Ersatz für eine defekte Pumpe zu beschaffen.

Landrat Roland Weigert (FW) erläuterte in seinem Grußwort die Entscheidung, Matthias Hentschel als Kreisbrandmeister mit den Schwerpunkten Führung, Kommunikation und vor allem Digitalfunk zu betrauen. Den Ausschlag habe eine Aufstellung der Kosten gegeben. Wie Weigert sagte, sei die Ausschreibung für den Digitalfunk bereits erfolgt. Karlskrons scheidender Bürgermeister Friedrich Kothmayr zollte den Wehren in seinem Grußwort Respekt. „Ihr seid Feuer und Flamme fürs Helfen“, rief er den Feuerwehrleuten im voll besetzten Saal des Gasthofs Haas zu.

Während Kreisbrandinspektor Peter Mayer anhand eines Unfalls in Ehekirchen mit fünf Verletzten, der sich im Oktober 2013 ereignet hatte, einen kurzen Einblick in die Praxis gab, schilderte Polizeihauptkommissar Klaus Rewitzer das Vorgehen bei einem Diskounfall. Eindruck hinterließ das Referat von Monika Last, die über die Arbeit der psychosozialen Notfallversorgung berichtete. „Manche Jugendliche können nicht mehr unterscheiden zwischen Realität und medialer Welt“, erklärte sie. Die „Waffe Handy“ sei nicht selten schneller als die Polizei, teilweise gelangten so auch Bilder von Toten ins Internet. Sie erinnerte an die Programme für junge Feuerwehrler, die mit den psychischen Belastungen nach einem schweren Unfall fertig werden müssten. Für den Umgang mit ausländischen Mitbürgern und anderen Kulturen und Traditionen forderte sie spezielle Schulungen.