Karlshuld
Nie aufgegeben

Initiative "11 für 11": Maria Müller erträgt viele Handicaps und hat einen Arbeitsplatz gefunden

23.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr

Ein handsigniertes "11 für 11"-Trikot und Tickets für das kommende Heimspiel der Schanzer Profis überbrachten Alexandra Vey (FC Ingolstadt 04, 2.v.l.) und Peter Kundinger (Agentur für Arbeit, 3.v.l.) an Maria Müller (Mitte), Michaela Hartl-Schmidt und Andreas Schmidt (2.v.r.).  Mitarbeiter Andreas Prillere (l.) und Azubi Korbinian Heigl sind im Sportpark ebenfalls dabei. - Foto: FC Ingolstadt 04

Karlshuld/Ingolstadt (DK) Trotz vieler gesundheitlicher Einschränkungen hat Maria Müller eine Arbeitsstelle in Karlshuld gefunden. Das ist mit ein Erfolg des Projektes "11 für 11" der Arbeitsagentur in Ingolstadt und des FC Ingolstadt 04.

"Lachen ist so wichtig - es wird doch viel zu wenig gelacht." - Dass dieses Motto von einer Person stammt, die seit langem mit multiplen gesundheitlichen Beschwerden zu kämpfen hat, mag zunächst verwundern. Doch beobachtet und unterhält man sich mit Maria Müller, bestätigt sich ihre positive Lebenseinstellung umgehend. Quirlig wirkt sie trotz ihrer Handicaps und beobachtet mit wachsamen, beinahe spitzbübisch wirkenden, Augen das Geschehen im Büro ihres neuen Arbeitgebers, der Firma Landtechnik Hartl in Karlshuld.

"Ich habe aufgrund meines Behindertenstatus' bei der Arbeitssuche viele negative Erlebnisse gehabt - aber aufgeben kam für mich nie infrage", erklärt die 47-Jährige voller Nachdruck. Eine Sehschwäche, Hörgeräte beidseitig, starke Arthrose und ein linkes Handgelenk, das durch einen Teil eines Hüftknochens ersetzt und deshalb versteift ist, sind die Handicaps der motivierten Wahl-Neuburgerin. Immer wieder wurden ihre Anläufe, einen adäquaten Arbeitsplatz zu finden, durch fadenscheinige Absagen jäh gebremst. "Ich habe immer offen und ehrlich meine gesundheitlichen Probleme genannt und bin wohl deshalb an den bekannten und verfestigten Vorurteilen von Arbeitgebern gegenüber einer Mitarbeiterin mit Schwerbehinderung gescheitert", vermutet Müller.

Genau diese Offenheit und Ehrlichkeit war es aber dann, die ihr zu ihrem neuen Arbeitsplatz in Karlshuld verhalf. "Hätte sie dies verschwiegen, hätten wir sie wohl nicht genommen", erklärt Michaela Hartl-Schmidt, die zusammen mit ihrem Mann Andreas Hartl das Landtechnikunternehmen führt. "Die Chemie hat sofort gestimmt", erklären die beiden Damen übereinstimmend. Im gesamten Betrieb - in der Werkstatt des noch jungen Unternehmens, das von der Motorsäge bis zum Mähdrescher alles repariert, sind noch ein Geselle und ein Auszubildender tätig - wird sich geduzt und der Umgang untereinander ist familiär. "Wir schätzen das offene Wort. Bei uns darf und soll jeder seine Meinung einbringen", erklärt Michaela Hartl-Schmidt.

Seit Anfang Juni ist Maria Müller bei den Hartls beschäftigt und freut sich an jedem Arbeitstag auf die abwechslungsreiche Tätigkeit. Ob Büro, Telefonate mit Kunden, Warenannahme oder Lagerverwaltung, die gebürtige Hanauerin ist nach übereinstimmender Aussage die gute Seele und das Mädchen für alles. Die Einarbeitungszeit, an deren Kosten sich die Arbeitsagentur finanziell beteiligte, verlief problemlos. "Am passenden Arbeitsplatz spielt die Behinderung keine entscheidende Rolle. Jeder Mensch ist eben anders, aber wichtig", erklärt Michaela Hartl-Schmidt.

Genau das ist der Ansatz von "11 für 11", der Initiative von Agentur für Arbeit Ingolstadt und FC Ingolstadt 04: "Unser gemeinsames Bestreben ist es, Menschen mit Handicap zu unterstützen, auf dem Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen und Arbeitgeber hervorzuheben, die sich nicht hinter althergebrachten Vorurteilen gegen Menschen mit Behinderung verschanzen", erklärt Peter Kundinger, Pressesprecher der Agentur, die Intention der seit 2010 bestehenden Kooperation. Als Anerkennung überbrachten Kundinger und Alexandra Vey, beim FC Ingolstadt 04 zuständig für Marketing und soziale Projekte, den Beteiligten ein von allen Profis signiertes Trikot mit dem Aufdruck "11 für 11" sowie Tickets für ein Heimspiel der Schanzer.