Karlshuld
Rote Karte für Kiesabbau

Kreistag spricht sich mit 49:1 Stimmen gegen Rohstoffausbeute bei Kochheim aus

23.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:36 Uhr

Foto: Klaus Peter Frank

Karlshuld (DK) Der Kreistag Neuburg-Schrobenhausen hat sich gestern in einer teils turbulenten Sitzung in Karlshuld gegen den geplanten Kiesabbau auf 42 Hektar Fläche bei Kochheim ausgesprochen.

Das Gremium folgte mit seinem negativen Beschluss der Empfehlung des Natur- und Umweltausschusses, der sich in seiner Sitzung am 26. Januar dem Vorhaben der Firma Wittmann Kies und Beton GmbH gegenüber bereits einstimmig ablehnend gezeigt hatte. Die aktuelle Position des Gesamtgremiums wird nun Eingang in das von der Firma beantragte Raumordnungsverfahren finden, für das die Regierung von Oberbayern zuständig ist.

Das Landratsamt lehnt die großflächige Kiesausbeute im Gemeindebereich Karlshuld unter anderem aus naturschutzfachlichen Erwägungen ab. Zudem wird damit argumentiert, dass durch die entstehenden Kiesseen von nahezu 1,5 Kilometer Ausdehnung der Gemeindeteil Kochheim von der Gemeinde Karlshuld landschaftlich und im Sinne der Ortsentwicklung getrennt werde. Weitere Kiesabbauflächen bedeuteten eine erhebliche Veränderung des Lebensraumes von Mensch und Natur, der Bestand an Wildgänsen werde zunehmen und damit auch die Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen. Außerdem gäbe es einen deutlichen Verlust an landwirtschaftlichen Flächen. Die Abwasserleitung nach Weichering müsste verlegt werden. Der Boden verliere seine Filterfunktion, weshalb Belastungen des Grundwassers zu befürchten seien. Durch den Transport des Materials in den Stammsitz nach Rosing würde es in Zell zu einer erheblichen Verkehrsbelastung kommen. Außerdem könne der Antragsteller seine Auflagen hinsichtlich der Wiederverfüllung schon in Rosing (noch) nicht erfüllen.

Die Sitzung hatte passagenweise turbulente Züge. Immer wieder wurden Wortbeiträge der Kreisräte mit Applaus aus der eindrucksvollen Zuschauerkulisse quittiert. Bereits am Eingang hatten die Bürger Transparente aufgehängt, mit denen unter anderem der Ruin der Landwirtschaft plakativ angesprochen wurde. Die Bürgerinitiative Kochheim mahnte auf einem Flugblatt rustikal, sie werde jeden, der der geplanten Maßnahme zustimmt, persönlich für Schäden durch Graugänse und einen illegalen Bade- und Toilettenbetrieb zur Verantwortung ziehen. "Ermöglicht uns Kochheimern weiterhin ein menschenwürdiges Leben!", schloss die Botschaft an die Kreisräte.

Das Vorhaben der Firma Wittmann bekommt starken Gegenwind. Einerseits sind es die Bürger aus Karlshuld und dem am stärksten betroffenen Ortsteil Kochheim, andererseits sind es die Untere Naturschutzbehörde, der Natur- und Umweltausschuss, der Naturschutzbeirat, der Planungsausschuss der Region 10 und die umliegenden Gemeinden, die die großflächige Kiesausbeute ablehnen. Nun kommt noch der Kreistagsbeschluss hinzu. Einzig Alfred Bircks von der Ausschussgemeinschaft mochte eine negative Stellungnahme nicht mittragen.

Die SPD-Fraktion mit Anton Krammer an der Spitze lieferte ein ganzes Bündel an Argumenten, weshalb sie gegen den Kiesabbau ist. "Der komplette Kulturraum wird verändert", sagte Krammer. Man müsse die Ressourcen auch für nachfolgende Generationen bereithalten, fand FW-Fraktionschef Thomas Hümbs. Außerdem liege die Abbaufläche in der Tabuzone. "Für Kochheim wäre es eine Katastrophe", fand Karlshulds Bürgermeister Karl Seitle (FW). Die CSU wollte zwar einen modifizierten Antrag einbringen, stimmte letztlich aber auch geschlossen gegen den Kiesabbau. Als Vertreter der Landwirtschaft appellierte Ludwig Bayer (FW), das Vorhaben nicht zu genehmigen.