Karlshuld
Spröde Rede des Kultusministers

17.02.2010 | Stand 03.12.2020, 4:15 Uhr

Den prominenten Gastredner wollten viele sehen und hören, aber wieder war der Saal im Herzen von Karlshuld nicht ganz gefüllt.

Karlshuld (tsk) Eigentlich hatten sie schon den richtigen Mann eingeladen: Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle ist zur Zeit im Gespräch. Doch was der viel Gescholtene beim politischen Aschermittwoch der Kreis-CSU in Karlshuld bot, erinnerte phasenweise eher an einen Sachgebietsleiter-Vortrag.

Zunächst hatte Spaenle lange auf sich warten lassen, dabei wollte die Landkreis-Politprominenz doch vor der offiziellen Veranstaltung noch drängende Fragen klären. "Sollte man nicht schauen, dass die Schulverbünde im Landkreis bleiben", wollte Neuburgs OB Bernhard Gmehling wissen. Und nicht nur Karlshulds FW-Bürgermeister Karl Seitle fragte sich: "Was ist mit einer Realschule in Karlshuld" Dann kam der Minister, mit rund halbstündiger Verspätung und der Entschuldigung, er sei wegen der Champion’s-League- Begegnung in München auf der Autobahn festgehangen. Vielleicht hätte er sich da noch Gedanken zur Zuspitzung seiner Rede machen sollen.

Den Politikern beschied Spaenle, dass das Ministerium den Entscheidern vor Ort bei der Gründung von den Schulverbünden größtmöglichen Freiraum lassen wolle. Ziel sei es, möglichst viele Hauptschulen zu erhalten. Und gegen eine weitere Realschule im Kreis spreche, dass die Schülerzahlen eher zurück gingen als rauf.

Dann zog er schon in den nicht ganz gefüllten Saal vom Scharfen Eck ein. Die linke Hand souverän vorne am Pult und die rechte gestikulierend, begann Spaenle seine Rede. Wie es neuerdings Usus ist bei CSU-Politikern, räumte er zunächst "schmerzhafte" Fehler seiner Partei bei der Landesbank ein. "Doch wir haben immer noch den stabilsten Haushalt und die stabilste Wirtschaft aller Länder in der Bundesrepublik." Bayern wolle in dieser Rolle auch einen Beitrag über die Grenzen Bayerns hinaus leisten.

"Und das köstlichste Gut, das unser Volk hat, sind die jungen Menschen", sagte Spaenle. Gefragt sei ihre angemessene, individuelle Förderung. "Der Gesellschaftsentwurf der CSU stellt nicht das Kollektiv, sondern den Einzelnen in den Mittelpunkt", im Gegensatz zum "Getöse von Westerwelle" heiße es bei der CSU aber: "Hinfallen ist keine Schande, nur Liegenbleiben."

Nur selten schoss der Minister gegen die Konkurrenz, Zwischenapplaus gab es dementsprechend wenig. Stattdessen verteidigte er das bayerische Schulsystem, das keinesfalls dreigliedrig sei, sondern neben dem Abitur 15 weitere Möglichkeiten biete, die Hochschulreife zu erlangen. Die G8-Einführung sei "nicht ganz strategisch geplant" gewesen, doch er versichere, dass die ersten Absolventen durch die Nachbesserungen die gleichen Chancen bekämen wie die Jahrgänge zuvor. Außerdem werde man sich auch der Chancengleichheit für Kinder mit Migrationshintergrund und aus bildungsfernen Schichten verstärkt widmen.

"Und das ist nicht nur Aschermittwochs-Geschwätz, das morgen wieder vergessen ist", bekräftigte Spaenle. Doch ein bisschen mehr vom kleinen Einmaleins des Derbleckens hätte es schon sein dürfen.