Hohenwart
Naturschutz als Planungsproblem

Biotope im Paartal sollen verbunden werden – Unmut in Hohenwart über Vorhaben des Pfaffenhofener Landratsamtes

17.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:51 Uhr

Das Hügelland rund um Freinhausen repräsentiert wie kaum eine andere Gegend die Landschaft, die durch die Paartaler Sanddüne geprägt wird. Zwischen Hohenwart und Reichertshofen haben sich an vielen Orten entlang der Düne sogenannte Magerwiesen gebildet, die Lebensraum für viele geschützte und seltene Tiere sind. Diese Biotope sollen nun durch ein Sanddünenprojekt verbunden werden - Foto: Tamm

Hohenwart (SZ) Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Pfaffenhofen plant ein sogenanntes Sandachsenprojekt im Paartal. Das führte bei den Hohenwarter Gemeinderäten zu Unmut. Hintergrund ist, dass dieses Vorhaben Pläne der Gemeinde hinsichtlich eines Radweges zwischen Hohenwart und Freinhausen durchkreuzen könnte.

Bürgermeister Manfred Russer informierte die Gemeinderäte in deren jüngster Sitzung zunächst über das Naturschutzprojekt. Demnach hätten sich entlang der großen Flugsanddüne zwischen Hohenwart und Reichertshofen für diesen Bereich eher seltene Magerwiesen gebildet. Diese seien jedoch nicht miteinander verbunden, was deren Existenz und damit die seltener Pflanzen und Tiere bedrohe – darunter Enziane, 25 Vogelarten sowie unzählige Käfer-, Bienen- und Heuschreckenpopulationen. Diese einzelnen Landschaftsbereiche sollen nun mit Hilfe von Ranken und Wegrändern, welche die jeweilige Gemeinde zur Verfügung stellen müsste, zu einem Biotopverbund verschmolzen werden, wie Russer berichtete. Hohenwart wäre mit einem Gebiet von Klosterberg bis Freinhausen (siehe Grafik) mit eingebunden – oder wie Russer es formulierte „betroffen“.

Nach diesen Informationen war ein recht deutliches Murren im Gremium zu vernehmen. Der Bürgermeister starrte in erschreckt wirkende Gesichter – und fand selbst deutliche Worte: „Wir sind natürlich nicht gegen Naturschutzprojekte dieser Art“, sagte er mit ruhigem Ton. Doch seit Jahren habe Hohenwart mit solchen Gebieten auf Gemeindegrund zu kämpfen. Als Beispiel nannte er die Trassenführung der B 300 im Jahr 2007 bei Weichenried. Damals kam die Einrichtung eines FFH-Gebiets der Umgehung Weichenrieds in die Quere. Man habe in dieser Zeit auf die fundamentale Bedeutung dieses Vorhabens für die Gemeinde hingewiesen. „Doch unser Einwand wurde nicht gehört – daher sind wir in solchen Sachen gebrannte Kinder“, so Russer.

Und er legte nach: Das jetzt geplante Sandachsenprojekt des Landkreises könne der Marktgemeinde wieder einen Strich durch ein wichtiges Vorhaben machen. Damit meinte Russer den Geh- und Radweg zwischen Hohenwart und Freinhausen, an dem der Gemeinderat schon seit geraumer Zeit arbeitet. Denn gerade rund um Freinhausen gebe es Wiesen, auf denen Malven wachsen. „Und diese sind unabdingbar für die Fortpflanzung der sogenannten Malven-Langhorn-Biene, die vom Ausstreben bedroht ist“, so Russer weiter.

Über den weiteren Ablauf und die Handlungsmöglichkeiten der Gemeinde macht sich Manfred Russer keine Illusionen. Durch den Plan der Unteren Naturschutzbehörde entstünden zwar keine Schutzgebiete im engeren Sinne. Doch man werde dieses Thema weiter genau im Auge behalten müssen, kündigte Russer an. Denn obwohl die Umsetzung dieses Projekts auf freiwilliger Basis geschehen solle, könne es die Gemeinde wohl kaum verhindern. „Es muss gesagt sein, dass es für uns erhebliche Nachteile mit sich bringt“, befand Russer. Auch die eventuellen touristischen Vorteile, die in einem Schreiben der Behörde an die Gemeinde geschildert seien, könnten dies nicht aufwiegen.

Im Sitzungssaal war nun absolute Ruhe eingekehrt, was sich schnell wieder änderte, als Manfred Russer verkündete, dass damit sogar Kosten für die Gemeinde verbunden sein könnten. In welcher Höhe steht zum gegenwärtigen Zeitpunkt allerdings noch nicht vollständig fest.