Hohenwart
Lesepaten nun auch in Hohenwart

SZ-AKTION: Damit sich das Allgemeinwissen "nicht auf Facebook-Wahrheiten beschränkt"

07.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:20 Uhr

Im Doppelpack wird die Schrobenhausener Zeitung ab sofort an die Hohenwarter Schule geliefert. Günter Band (v.l.), der das Projekt betreut, hatte zur Einweihung der Lese-Ecke durch Franz Sauermann, Rektor Ralph Lanz und Alfred Amenda die entsprechende Ausrüstung mitgebracht. Samira, Melissa, Johanna, Ann-Sophie, Sabrina und Laureen übernahmen das erste Probelesen. - Foto: De Pascale

Hohenwart (SZ) Zwei, die wissen, wie sehr es im Berufsleben auf gut recherchierte Informationen ankommt, spendieren den Hohenwarter Grund- und Mittelschülern nun täglich zwei druckfrische Ausgaben der Schrobenhausener Zeitung: Alfred Amenda und Franz Sauermann. Möglich macht das die SZ-Aktion "Lesepaten".

"Wir bilden etwa acht bis zehn junge Leute pro Lehrjahr aus", sagt Alfred Amenda - in Sauermanns Firma sind es fünf bis sechs Azubis jährlich - "da merkt man: Kaum einer liest noch Zeitung, Bücher sowieso nicht." Der Tatsache, dass sich das Allgemeinwissen damit "oft auf Facebook-Weisheiten beschränkt", könne mit der Lesepatenaktion wunderbar gegengesteuert werden. Schließlich poste im Internet "irgendeiner irgendetwas, ohne jeden Wahrheitsgehalt, ohne Hintergrund, etwas, das eventuell nur seine Meinung ist, und viele nehmen das für bare Münze", echauffiert sich Amenda. "Mit der Zeitung habe ich ein Medium, von dem ich weiß: Die Fakten sind richtig, das ist recherchiert, das ist geprüft." Auch er selbst habe gern die Zeitung auf dem Schreibtisch. "Es ist immer angenehm, wenn man mal Papier in der Hand hat."

Rektor Ralph Lanz sieht noch einen weiteren Vorteil in gedruckten Ausgaben: Dass sich die Zeitung teilen lässt, stärke auch die Sozialkompetenz seiner Schüler. "Der eine interessiert sich für den Sportteil, der andere fürs Regionale, und der dritte möchte vielleicht wissen, wie es in der Türkei weitergeht".

Zwei Sitzsäcke samt Lese-Ecken-Schild und Spenderurkunden hat Günter Band, der das Projekt betreut, nach Hohenwart mitgebracht. Der Zeitung bescheinigt Lanz: "Ihr seid ja von regionalen bis zu internationalen Themen gut aufgestellt." Beispielsweise zur Recherche werde die Zeitung auch an seiner Schule genutzt. Nachdem in elektronischen Medien "alles in kurzer, abgehackter Form" abgehandelt werde, hätten seine Schüler damit auch die Möglichkeit, "grammatikalisch richtig geschriebene Sätze zu lesen", freut sich Lanz. Und er ist überzeugt: "Fach- und Sachkompetenz schließt das Wissen um jede Quelle mit ein." Schließlich müsse "beispielsweise auch der Installateur vor Ort mit einem Handbuch umgehen können".

Die Gelegenheit, zwei Firmenchefs zu Gast zu haben, nutzt der Rektor der Hohenwarter Schule, um ihnen ein Anliegen mit auf den Weg zu geben: "Unser Mittelschulabschluss ist in der Gesellschaft immer noch nicht so angekommen, wie er eigentlich gemeint ist: absolut gleichwertig zum Realschulabschluss." Alfred Amenda sieht das allerdings sehr entspannt: "Bei uns wird vielmehr auf die Person geschaut." Franz Sauermann pflichtet ihm bei: Motivation und Wille seien bei der Wahl eines Azubis ausschlaggebend. "Noten kann man verbessern - der Charakter bleibt meist gleich."

Dass an der Hohenwarter Schule erst vor wenigen Tagen ein Schülercafé eröffnet wurde, fügt sich wunderbar mit der Lese-Ecken-Aktion. Denn in der neuen Schülerhüttn gibt es nun ein besonders gemütliches Plätzchen, um ausgiebig in der Zeitung zu schmökern.

Wer selbst Lesepate werden möchte, kann sich übrigens jederzeit an die Schrobenhausener Zeitung wenden.