Hohenried
Hobby Nummer eins

SZ TRIFFT Michael Schindler, der den Jugendchor klangecht leitet

16.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:18 Uhr

Mit Leib und Seele dabei: Michael Schindler begleitet den Chor häufig am Klavier. - Foto: Markus Kirsch

Hohenried (SZ) Musik war schon immer Teil seines Lebens. Schon im Grundschulalter fing er an Klavier zu spielen. Später sang er dann im Kinderchor. Michael Schindler heißt dieser Hohenrieder, inzwischen ist er 28 und unterrichtet am Gymnasium Schrobenhausen Mathe und Physik.

Es ist inzwischen ein paar Jahre her, da fanden sich in seiner Heimatgemeinde einige ehemalige Kinderchormitglieder zusammen und begannen, ab und an auf Hochzeiten zu singen. Eines Tages hatten sie einen Namen: klangecht. Neulich verkauften sie Karten für ein Konzert in Schrobenhausen: über 1000 Stück in sechs Stunden. Das spricht für sich.

Wenn Michael Schindler vom Chor erzählt, leuchten seine Augen. Man merkt, er ist einer, für den Leidenschaft kein Fremdwort ist. "Der Chor ist mein Hobby Nummer eins", sagt er.

Nachdem der Name klangecht feststand, war auch klar: Man wollte mehr als nur ab und zu mal auf einer Hochzeit singen. Und so kam es. Klangecht besteht aus lauter waschechten Hohenrieder Mädels, und die zog es auf die Bühne. 2011 gab es zwei ausverkaufte Konzertabende im Pfarrsaal in Hohenried vor insgesamt 400 Gästen - mit Lasershow.

Zugleich merkten sie, dass es bei aller Begeisterung fürs Singen auch Grenzen gibt. "An zwei Abenden hintereinander ein Konzert zu geben, war zu viel", lautet Michael Schindlers Erfahrung. "Am zweiten Abend waren wir nach der Hälfte der Vorstellung stimmlich schon ziemlich angeschlagen."

Zwei Jahre später gab der Chor in der Alten Schweißerei in Schrobenhausen sein bisher größtes Konzert. Fast 1000 Besucher wollten den Chor singen hören. Michael Schindler verbindet mit diesem Abend gleichzeitig sein schrecklichstes und schönstes Erlebnis mit dem Chor. Das schrecklichste, weil bei der Probe in der Alten Schweißerei wirklich alles schiefging, was schiefgehen konnte. "Die ganze Technik funktionierte nicht", erinnert sich Schindler. Und das schönste Erlebnis war dann zwei Tage später, am Ende des Konzertes, als die harte Arbeit mit frenetischem Applaus bejubelt wurde. Die Zuschauer hielt es nicht mehr auf den Sitzen. "Während wir sangen, war ich so konzentriert, dass ich das Publikum gar nicht wahrgenommen habe. Erst am Ende, als im Saal das Licht anging, wurde mir die Größe des Publikums bewusst."

Dass die Alte Schweißerei in Schrobenhausen so voll ist, kommt nicht allzu oft vor. Woran das liegt, dass klangecht ein solcher Publikumsmagnet ist, kann sich Michael Schindler selbst nicht erklären: "Selbst wenn alle Hohenrieder Einwohner kommen würden, wäre die Hütte erst halb voll." Und es ist ja auch bei Weihnachtsmärkten so: "Wenn wir singen, strömen die Leute dorthin."

Eine skurrile Geschichte ereignete sich im Juli 2014. Ein junger Neuburger fragte, ob klangecht nicht bei seinem Heiratsantrag singen könnte. "Ich war mir anfangs nicht so sicher, ob wir das machen sollten", erzählt Michael Schindler. "Aber als unsere Vorsitzende Pauline Ettl den Sängerinnen bei der Probe davon erzählte, meinten die sofort: Das machen wir!" So kam es, dass Michael Schindler auf dem Karlsplatz in Neuburg anfing auf seinem Klavier zu spielen, während nur wenige Meter entfernt der Heiratswillige und seine Angebetete ihre Brotzeit genossen. Nach und nach kamen mehr und mehr Sängerinnen wie zufällig dazu, bis der ganze Chor dastand und den beiden ein Ständchen sang. Die Aktion schlug Wellen: Ein auf Youtube gestelltes Video machte die Aktion schnell bekannt, und noch lange wurde er auf der Straße erkannt und angesprochen: "Sie sind doch der mit dem Heiratsantrag . . ."

Zurzeit bereitet sich der Chor für das im November geplante Konzert vor. Die Karten dafür verkauften sich wie bei Superstars: über 1000 Karten innerhalb von sechs Stunden. Das Thema des Konzerts lautet "Musikalische Zeitreise".

"Zu Beginn war ich mit dem Titel ein bisschen unzufrieden", erzählt Michael Schindler, "er ist plakativ, und irgendwie machen das doch viele." Doch dann konnte er sich mit dem Thema anfreunden und erkannte, dass klangecht locker ein halbes Jahrhundert Musikgeschichte abdecken kann. Und es wird wieder Neues geben. "Etwa die Hälfte der Songs werden wir dort zum ersten Mal singen", sagt Michael Schindler. Es wird längst geprobt, und er mag es so, bei seinem Hobby Nummer eins.