Hörzhausen
Wie große Dinge passieren

SZ TRIFFT den Bildhauer Martin Knöferl, der inzwischen seit fünf Jahren sein Forum11 betreibt, ohne große Planerei

07.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:13 Uhr

Selbstverständlich tut es ihm leid, wenn Leute bei einer der Veranstaltungen im Forum 11 keinen Platz mehr ergattern. Aber Martin Knöferl gibt auch zu: "Es ist auch ein schönes Gefühl, zu erleben: Das hat eine Resonanz und da möchten Leute dabei sein." - Fotos: M. Schalk

Hörzhausen (SZ) "Gute Sachen ergeben sich", sagt Martin Knöferl (kleines Foto). Fünf Jahre ist es her, dass er in Hörzhausen mit dem Forum 11 einen außergewöhnlichen Raum geschaffen hat. Mehr als 1500 Menschen nahmen an den verschiedenen Veranstaltungen teil. Eine Resonanz, die Knöferl unwahrscheinlich freut. Dass es das Forum 11 gibt, das empfindet er "als großes Glück". Nicht nur für sich selbst. "Ich erlebe auch, dass es für viele Menschen bedeutsam ist; dass sie im Forum 11 schöne, wichtige Erfahrungen machen."

Doch war das Forum 11 die Verwirklichung eines lange gehegten Traumes, eines Zieles, das er sich selbst irgendwann mal gesetzt hatte? "Gar nicht. Null", wiegelt Knöferl ab. "Es ist ja supermodern, zielorientiert zu sein. Viele reden davon, man brauche immer ein Ziel", weiß Knöferl. Er ist anderer Meinung: "Ich glaube, dass das ein Krampf ist." Vielmehr sei es doch so: "Die guten Sachen ergeben sich." Und zwar dann, wenn ein Gespür dafür existiere, was jetzt zu tun ist.

Sein Gespür führte Martin Knöferl damals vom Gedanken, "irgendwas mit Holz und Glas" machen zu wollen, zu seinen Hoffnungszeichen. Bis die ersten kamen und sagten: "So etwas täte uns auch gut." Dazu allerdings müsste man erst mal einen Raum haben, berichtet Knöferl davon, was ihm damals durch den Kopf geisterte. Und wie es eben so ist, wenn den Dingen Zeit gelassen wird, sich zu entwickeln: Irgendwann kam der Moment, in dem alles zusammenpasste. Und zwar so, "dass man es wagt, das jetzt zu tun, diesen Raum jetzt für diese Hoffnungszeichen zu bauen". Doch es ging noch weiter: "Ich spürte, dieser Raum ist so gut, da gehört noch etwas hinein", erinnert sich Knöferl. Ein Raum, "in dem Begegnung geschieht", schwebte ihm vor. Sodass die Gabe - seine Gabe - zur Aufgabe werden konnte. Als alles fertig war, da kamen Gedanken in ihm hoch wie: "Mein Gott, ich kann gar nicht glauben, dass das jetzt dasteht. Dass da Leute kommen. Es hat sich ergeben." Und das Wichtigste: "Es stimmt voll."

Gibt es eine Veranstaltung, die ihm in den vergangenen fünf Jahren besonders am Herzen lag? "Manchmal denke ich mir: Das war was ganz Besonderes - dann denke ich mir aber wieder: Das war aber auch besonders." Auch gebe es keinerlei Gewöhnungseffekt. Den Grund glaubt Knöferl zu kennen: "Es ist ja nicht so, dass Leute kommen, die ihr Programm runterspulen, sondern es hat immer irgendwie einen Bezug zu dem, was da ist." Schließlich passe ja nicht alles in diesen Raum. "Und ich möchte auch nicht alles drin haben." Dennoch: "Wenn etwas hineinpasst, dann verstärkt sich das gegenseitig."

Auch, wer im Forum 11 zu Gast ist, sei "nie etwas Gemachtes. Es ergibt sich. Denn wenn es sich nicht ergeben würde, wäre es nicht möglich" - einer jener Knöferl'scher Gedankengänge, die hängenbleiben. Nachvollziehbar. Einfach formuliert. Mit dem typischen Effekt, den viele von Knöferls Aussagen beim Gegenüber auslösen: Logisch! Eigentlich kann es nur so sein.

Dem Komplizierten das Reduzierte vorziehen. Wahrnehmen. In sich hineinspüren. Herausfinden, was gut ist für einen, und was nicht - Botschaften wie diese gibt Knöferl seinen Besuchern mit auf den Weg. In seiner warmherzigen, die Menschen und das Leben bejahenden Art. Und: auf sich zu achten. Sich Zeit für sich zu nehmen.

Aber klappt das auch bei einem Mann, der neben alledem noch als Supervisor in Augsburg arbeitet? "Momentan nicht", gibt Knöferl zu. "Momentan bin ich weit über der Grenze." Vieles von dem, was sich in letzter Zeit ergab, war nicht absehbar. Allein die Kunst. Welch riesige Resonanz die plötzlich bekomme. Oder der Hörzhausener Dorfplatz. "Eine wunderbare Aufgabe", sagt er - "und unglaublich viel Arbeit". Besonders in Aussagen wie dieser kommt Knöferls liebenswerter Charakter zum Vorschein: "Ich denke, ich muss lernen, mit der Situation umzugehen, dass ich gefragt bin." Auch damit, dass ihm aus seiner Sicht "unglaubliche Sachen zugetraut werden". Als künstlerischer Berater beim Umbau der Krypta in der Neu-Ulmer St.-Johann-Baptist-Kirche hinzugezogen zu werden, zum Beispiel.

Und wie geht es mit dem Forum 11 in nächster Zeit weiter? "Ich schaue eigentlich gar nicht so weit voraus", sagt Knöferl. Was nicht bedeutet, dass ihm nicht doch wieder irgendetwas durch den Kopf spukt. Wie der Ausstellungsraum im Obergeschoss, der auch für Veranstaltungen genutzt werden kann. Etwa, wenn eine Schulklasse da ist und Kreuze macht. "Das vermischt sich dann wieder mit meiner Kunst", freut sich Knöferl. So, wie er sich immer freut, wenn sich ein Rädchen ins andere fügt. Und auch darüber, was programmtechnisch auf die Besucher zukommt, zermartert er sich nicht den Kopf. Martin Knöferl weiß: "Das ergibt sich."