Hörzhausen
18 Helden gegen Hitler

Autor Tim Pröse liest im Forum 11 aus seinem Buch "Jahrhundertzeugen"

23.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:26 Uhr

Die Denkerpose passt, denn das Thema stimmt nachdenklich. Tim Pröse hat Geschichten von Zeitzeugen gesammelt, die sich dem Nationalsozialismus nicht beugen wollten. - Foto: privat

Hörzhausen (SZ) Da rebellieren die Emotionen. Spannung trifft auf Unfassbarkeit, man trauert ganz leise und schöpft dann wieder Hoffnung. Tim Pröses Buch "Jahrhundertzeugen" nimmt den Leser mit auf eine ganz persönliche Reise durch ein dunkles Stück deutscher Geschichte. Am 31. März liest er im Forum 11.

"Gern möchte ich es als Fügung bezeichnen, dass ich Tim Pröse und sein Buch ,Jahrhundertzeugen' in München kennenlernen durfte", sagt Martin Knöferl, der Betreiber des Forum 11. Denn mit seinem Buch habe er ein Artefakt geschaffen. Eines, das beweise, dass es auch dann noch Anstand gab, als es viel zu gefährlich dafür war.

In "Jahrhundertzeugen" erzählt Tim Pröse von 18 Zeitzeugen, die er getroffen hat. Aber es sind 18 ganz besondere. Solche, die sich im Nazideutschland nicht einfach ihrem Schicksal hingegeben haben, sondern sich unter Einsatz ihres Lebens gegen die furchtbare Ideologie Adolf Hitlers gestellt haben.

Einer von ihnen ist Berthold Beitz. Seine Geschichte ist gleichzeitig die von Jurek Rotenberg, dem damals 14-jährigen Juden, dem Beitz das Leben rettete, ihn vor dem Tod im Holocaust bewahrte. Berthold Beitz war 1942 Direktor einer polnischen Erdölfirma. Es war jene Zeit, in der die SS beauftragt war, Juden im ganzen Land aufzuspüren, um sie mit dem Zug ihrem sicheren Tod entgegenzufahren. Detailliert beschreibt Pröse, wie Berthold Beitz furchtlos am Bahnhof von Boryslaw bereits in die Waggons verfrachtete Juden wieder herausgezogen und ihnen Abzeichen angesteckt hat. Ein "R" für Rüstungsarbeiter, "A" für Arbeitsjude. Jurek Rotenberg war nur einer von ihnen, denen Beitz mit diesem "A" das Leben rettete. Pröse erzählt diese Geschichte und auch davon, wie Beitz und Rotenberg nach 70 Jahren zum ersten Mal wieder aufeinandertreffen. Er erzählt sie einfühlsam, ruhig und ganz so, als wäre man selbst Beobachter - und dabei ist diese Geschichte, die gleich zu Beginn des Buches so ans Herz geht, nur eine von 18 in seinem Buch.

"Es geht um Gerettete und Retter. Um Kämpfer für die Freiheit und Verfolgte, die sich nicht beugen ließen. Um Menschen, die in der Nazizeit nicht nur andere Leben retten wollten, sondern auch ein wenig von der fast schon verlorenen Ehre und Würde eines Landes", erklärt Tim Pröse im Prolog seines Buches. "Der Idealismus, der sie antrieb, ist zeitlos, und was sie bewegte, bleibt bewegend bis heute", schreibt er weiter. Dass nicht nur er das so sieht, belegen die zahlreichen positiven Pressestimmen und sogar Mario Adorf zählt zu seinen Fans. Der nannte Pröses Werk "ein ergreifendes, spannendes und wichtiges Buch wider das Vergessen".

Auch Martin Knöferl ließen die Geschichten, die Pröse gesammelt und so detailliert aufgeschrieben hat, nicht kalt. "Lebensbild für Lebensbild hat mich berührt. Das liegt an den beeindruckenden Personen und wohl auch daran, wie einfühlsam und achtsam Tim Pröse sie beschreibt", sagt er. Dass der Münchner Autor seiner Einladung nach Hörzhausen "sofort und gern" gefolgt sei, sei ein Glücksfall. "Tim Pröse beschreibt in seinem Buch Menschen mit Anstand - Vorbilder", sagt Knöferl und die soll auch das Publikum im Forum 11 kennenlernen. Los geht es am 31. März um 19.30 Uhr. Wie immer geht nichts ohne vorherige Anmeldung. Diese ist ab sofort möglich unter der Telefonnummer (08252)49 40 oder per E-Mail an kontakt@martin-knoeferl.de.