Hirschenhausen
700 Fahrzeuge aus Uropas Zeiten

Mehr als 2000 Besucher beim Oldtimerfest in Hirschenhausen

29.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:08 Uhr

87 Jahre hat die NSU von Rudi Bichler auf dem Buckel. Auf dem Sozius der Maschine ist Sohn Christian zu sehen. - Foto: Ostermair

Hirschenhausen (ost) Das Oldtimerfest in Hirschenhausen hat Magnetwirkung: Mit 700 Fahrzeugen aus Urgroßvaters Zeiten, die den kleinen Ort in der Gemeinde Jetzendorf ansteuerten, gab es einen neuen Teilnehmerrekord und auch die weit über 2000 Besucher bedeuteten Rekord.

„300 Bulldogs, 200 Automobile und ebenso viel Motorräder, so was gab es noch nie“, freute sich der Vorsitzende der Oldtimerfreunde Hirschenhausen, Helmut Hecht, denn aus allen Himmelsrichtungen sind die Oldtimer in seinen Heimatort getuckelt. Den Hirschenhausener Oldtimerfreunden ist es jedenfalls wieder mal gelungen, mit ihrem tollen Fest das Rad der Zeit um mindestens sechzig Jahre zurückzudrehen. Ob Motorräder, Traktoren oder Automobile, alle Gefährte waren fein herausgeputzt und größtenteils in sehr gutem Zustand. Bei den von der Anzahl her dominierenden Traktoren gaben wieder mal die Lanz-Modelle mit ihrem tollen Sound den Ton an. Solche Bulldogs lassen nicht nur Kinderherzen höhen schlagen. Es gibt durchaus noch Männer im Rentenalter, die von solchen Zugmaschinen, die einst in der Landwirtschaft für eine Revolution gesorgt haben, träumen.

Einen Porsche junior, der früher in der Landwirtschaft wertvolle Dienste leistete, hat Ludwig Kottmayr aus Volkersdorf zur Schau gestellt. Ein Schild an der Kühlerhaube dieses Bulldogs bestätigt, dass die Hilgertshausener Firma Kramlich & Fottner vor 55 Jahren diesen Traktor mit 14 PS Leistung verkauft hat. Ein Jahr älter ist der 18 PS-Deutz von Albert Breitsameter aus Kemmoden, der mit Enkel Lukas auf dem Beifahrersitz das Fest besuchte. Sehr stark waren die Bulldogfreunde aus Indersdorf mit rund einem Dutzend Traktoren vertreten, die am Sonntag, 13. September, ebenfalls ein Oldtimertreffen austragen.

Deutlich größer als in den Jahren zuvor war auch der Anteil an Automobilen. Stefan Kölbl aus Indersdorf fährt einen fein herausgeputzten Daimler 190 SL, der auch schon 55 Jahre auf dem Buckel hat, aber erst 103 000 Kilometer gefahren ist. Ein paar Nummern kleiner ist das Goggomobil von Roland Hannak aus Aichach, doch auch 15 PS reichen, um nach Hirschenhausen zu kommen. Mit einem Ford Modell A (Pickup mit Ladebrücke) ist Peter Mühlbauer aus Rohrbach mit Tochter Anna vorgefahren. An diesem 1927 in den USA hergestellten Fahrzeug ist kein Plastik vorzufinden, der Aufbau ist aus Holz. „Dieses Fahrzeug hat die industrielle Revolution erlebt“, weiß der Luftfahrt-Ingenieur, der noch zwei weitere Oldtimer aus dem Ford-Werk zu Hause stehen hat.

Eine echte Rarität, einen nachgebauten Mercedes SK 500, fährt der Automechaniker Lorenz Eggerstorfer aus Fahrenzhausen. Der Nachbau dieses Fahrzeugs erfolgte in einer Bootswerft in Amerika, „Marlene“ hat man diesen Sechszylinder mit 160 PS einst genannt. Eggerstorfer gesteht, mit diesem Fahrzeug in den vergangenen zwei Jahren nur 200 Kilometer gefahren zu sein. Ein Blickfang war auch ein 380 PS-starker Chevrolet Bel Air, der aus der Neuburger Gegend kam. Dagegen nahm sich der 10 PS-Messerschmitt-Kabinenroller der Hilgertshauser Rathausangestellten Beate Burget sehr bescheiden aus. Die Ausstellung verdeutlichte auch, dass gerade vor und nach dem Zweiten Weltkrieg Motorräder eine besondere Errungenschaft waren. Ein D-Rad mit zwölf PS, das 1926 die Tore der Deutschen Industriewerke Berlin verlassen hat, war hier der Hingucker.