Grasheim
Aufstieg vom Sketch zum Einakter

Die Theatergruppe des SV Grasheim wagte sich unter anderem mit "Der Landratskandidat" an ein richtiges Theaterstück

21.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:11 Uhr

Das dritte Stück des Theaterabends, der Einakter "Der Landratskandidat", kam beim Publikum besonders gut an. - Foto: Hammerl

Grasheim (SZ) Manchem dämmert es erst (zu) spät, wenn er reingelegt worden ist. Das Publikum weiß natürlich, was es geschlagen hat und amüsiert sich prächtig über den Einakter "Der Landratskandidat". Der setzt als krönender Abschluss das i-Tüpfelchen auf einen gelungenen Theaterabend.

Erstmals hat sich die Theatergruppe des SV Grasheim, die bisher überwiegend Sketche zu Vereinsfeiern zeigte, an "richtiges Theaterspiel" gewagt und drei Einakter auf die neugestaltete Bühne gebracht. Und mit Bravour bestanden. Schon im ersten Stück zeigen sich neue Talente der jungen Truppe, die zur Hälfte aus Neulingen besteht. Anna Dittenhauser gefällt als kesser Azubi, der sich zum "Manager des Herrn Kollegen" aufschwingt und den Aufstieg des braven, fleißigen Büroangestellten (Gerhard Dittenhauser) zum Abteilungsleiter unterstützt. Was auch der Sandkastenliebe zu einer Großkundin (Andrea Hecht) und der späten Erkenntnis der Chefin (Petra Bauch) zu verdanken und natürlich mit erheiternden Kollateralschäden beim Vorgänger (Andreas Seitz) und der mehr an ihren langen Fingernägeln als an der Schreibmaschine interessierten Bürotussi (Kerstin Märtl) verbunden ist.

Die junge Burschencrew trumpft im zweiten Einakter groß auf. Philip Bertl, Johannes Blank und Manuel Müller spielen drei Möchtegern-Oktoberfestfahrer, die groß das Maul aufreißen, solange sie unter sich sind, aber ziemlich kleinlaut, sobald ihre Angetrauten (Nicole Blank, Jasmin Hochhäuser) auftauchen. Auch der einzige Junggeselle im Bund ist nicht wirklich gefeit vor den Reizen der Weiblichkeit. Dass gute Ratschläge der Freunde nicht immer funktionieren, muss zunächst Johannes Blank erfahren, dessen Blumengruß an die Ehefrau damit endet, dass er mit den Resten des Straußes dekoriert zu den Freunden zurückkehrt - da hilft dann nur noch, sich gehörig Mut anzutrinken, um "der Herr im Haus" zu werden. Wer wirklich unter der Fuchtel steht? Das ist die Pointe des Stücks.

Den Vogel aber schießt das dritte Stück ab, wenn Werner Hecht als Landratskandidat nach durchzechter Nacht sein im wörtlichen Sinne blaues Wunder erlebt - so blau wie der seidige Morgenmantel von Nicole Blank, die als Entdeckung des Abends gelten darf. Eben noch als Hausdrachen aufgetreten, schlüpft sie nun gekonnt in die Rolle der verführerischen Geliebten, die stets zum falschen - aus Sicht des Publikums und im Sinne der Komödie natürlich goldrichtigen - Zeitpunkt in der guten Stube aufkreuzt, wo der geplagte Kandidat versucht, aus seinem Rausch beziehungsweise dem daraus erwachsenen Schlamassel herauszukommen. Und natürlich immer tiefer rutscht, woran sein Parteifreund (verschmitzt: Reinhard Dittenhauser) nicht ganz unschuldig ist. Ferdinand Bockelt ist die Rolle des Hochwürden natürlich auf den Leib geschneidert, Philipp Öxler als goldkettenbehängter Gegenkandidat läuft gemeinsam mit Hecht zu Hochform auf, als sich die beiden wie Kampfhähne gegenüberstehen, während Sebastian Blank den lachenden Dritten mimt.

Dem neuen Regisseurstrio aus Dittenhauser, Bockelt und Öxler gelingt mit seinem spielfreudigen Ensemble des Sportvereins der Aufstieg vom Sketch zum Einakter. Die Truppe hat offenbar das Zeug dazu, sich zu einer Theatergruppe zu mausern, die mehr als Vereinsfeiern bespielen kann. Vielleicht ist da der Dreiakter nicht mehr fern?

Für die beiden Aufführungen am Freitag, 24. November, und Samstag, 2. Dezember, jeweils 19.30 Uhr im Gasthaus Karmann gibt es noch Karten bei der Raiffeisenbank Donaumooser Land.