Gerolsbach
Zwischen Genie und Wahnsinn

Ferdi Kreitmair aus Gerolsbach beeindruckt bei der Aichacher Inszenierung von Büchners "Leonce und Lena"

23.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:04 Uhr

Die Kraft dieser beiden zieht einen in den Bann: Alexander vom Stein (liegend) und Ferdi Kreitmair in "Leonce und Lena". - Foto: Weber

Gerolsbach/ Aichach (SZ) Die sprachliche Gewandtheit und die Eigenarten der Charaktere machen Georg Büchners Lustspiel "Leonce und Lena" für Theaterzuschauer so unterhaltsam. Bewiesen haben das nicht zuletzt die zehn Darsteller des Ensembles am Theater Weiss, das am Donnerstag in den Fotostudios von Holger Weiß Premiere feierte.

Die rund 80 Zuschauer zeigten sich beeindruckt. Die Theatermacher setzten bei der ersten Inszenierung auf ein minimalistisches Bühnenbild, vor dessen Kulisse die schauspielerischen Fähigkeiten in den Bann zogen.

Zwar nicht in gelber Weste und himmelblauen Hosen wie im Original, aber dennoch wahrlich als Erscheinung betritt Regisseur und Darsteller Alexander vom Stein als Valerio die Bühne. Dunkel geschminkt, in schwarzer Jeans, Lederweste und mit nacktem Oberkörper macht Valerio sich über den Alkohol her und philosophiert mit Leonce über den Sinn des Lebens und der Liebe. Die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn ist fließend, was in dieser Rolle eindeutig zum Ausdruck kommt. Auf allen Vieren kriecht Alexander vom Stein durchs Fotostudio, singt übers Wirtshaus und mischt sich ins Publikum.

Den Wahnsinn sieht man allerdings auch Prinz Leonce an, den Ferdinand Kreitmair verkörpert. Es sei "ein sonderbares Ding um die Liebe", erklärt er mit starrem Blick. Er schnallt sich eine E-Gitarre um und lässt Rosetta für sich tanzen (Choreographie: Elena Ludwig) - um ihr daraufhin den Laufpass zu geben. Sie singt sich den Schmerz von der Seele - und Darstellerin Marie Holzapfel berührt mit ihrer Darbietung die Zuhörer.

Von Traurigkeit geprägt ist auch die Rolle der Prinzessin Lena, die (scheinbar) gegen ihren Willen mit Leonce verheiratet werden soll und von Mathilde Mahrenholtz sehr eindrucksvoll verkörpert wird.

Die Bühnenausstattung für die erste Inszenierung des Theater Weiss ist minimalistisch, aber auf den Punkt gebracht: zwei rote Sofateile, ein schwarzer Sessel, ein weißer Hocker, der Flügel und die Lautsprecher für die E-Gitarre - mehr braucht gutes Theater nicht. Denn in den Bann gezogen werden die Zuschauer nicht durch aufwendige Bühnenbilder, sondern durch das Schauspiel, die eigens komponierte Musik (Alexander vom Stein und Ferdinand Kreitmair) und die Liebe zum schrägen Detail. So wird König Peter (Kurt Rauscher) sicherheitshalber mit einem Tropf ausgestattet, die Uniform des Präsidenten (Justin Weichenberger) zieren zwei nackte Barbies.

Die Bediensteten des Königs werden zu Dienstmädchen in knappen Outfits (Charlotte Mahrenholtz und Julia Schön). Die Gouvernante, Lenas Begleiterin, ist im Theater Weiss männlich besetzt mit David Kraus, der Ceremonienmeister hingegen wird gespielt von Nicole Mahrenholtz, die nicht nur Ensemblemitglied, sondern auch zuständig für die Maske ist. Die Kostüme hat Karin Oberacher umgesetzt, Regieassistentin ist Julia Fehlner. Die Premierengäste jedenfalls zeigten sich beeindruckt von der ersten Darbietung des Theater Weiss, wie man nach der Vorstellung vernehmen konnte. Auch Regisseur Alexander vom Stein war mit der Leistung sehr zufrieden, wie er erklärte.

Weitere Aufführungstermine: am heutigen Mittwoch, am Freitag, 26. Mai, und Samstag, 27. Mai, jeweils um 19.30 Uhr sowie am am Donnerstag, 25. Mai, um 11 und 18 Uhr und am Sonntag, 28. Mai, um 11 Uhr. Tickets kosten zwölf (Erwachsene), acht (ermäßigt) und fünf (Kinder) Euro.