Gerolsbach
Im Grunde machtlos

Gemeinderat sieht keine andere Möglichkeit, als dem Bau eines Hähnchenstalls zuzustimmen

13.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr

Gerolsbach/Junkenhofen (SZ) Ohne große Debatten hat der Gerolsbacher Gemeinderat am Dienstagabend mit nur einer Gegenstimme sein Einvernehmen für den Bau eines Masthähnchenstalls bei Junkenhofen erteilt - verbunden allerdings mit einer Reihe von Forderungen für die Genehmigung.

Vor vier Wochen, als der Bauantrag zum ersten Mal auf der Tagesordnung stand, hatten die Räte bereits ausführlich darüber debattiert und vielerlei Aspekte, von möglichen Wertverlusten der Grundstücke in der nahen Junkenhofener Siedlung bis hin zu Anforderungen an eine zukunftsfähige Landwirtschaft, abgewogen. Auch Bauherr Christof Stieglbauer, der als Landwirt in den Vollerwerb gehen will und dafür ein zusätzliches Standbein braucht, kam zu Wort. Damals vertagte man die Entscheidung, Stieglbauer bot an, zusammen mit Anliegern vergleichbare Ställe zu besichtigen.

Das ist inzwischen geschehen, auch neun Gemeinderäte waren bei der Fahrt zu drei Hähnchenställen dabei. Bürgermeister Martin Seitz wies am Dienstagabend noch einmal darauf hin, dass für die Erteilung oder Ablehnung der Baugenehmigung das Landratsamt in Pfaffenhofen zuständig sei - die Gemeinde könne lediglich ihr Einvernehmen geben oder verweigern. Und wenn der Landwirt bei gegebener Privilegierung ein Recht auf den Bau habe, könne ihn die Gemeinde auch mit der Verweigerung ihres Einvernehmens nicht verhindern. Deswegen solle das Einvernehmen erteilt, aber mit diversen Forderungen verbunden werden, schlug Seitz vor.

Diese Forderungen hatte der Gemeinderat bereits vor vier Wochen besprochen. Unter anderem soll der Stall mit den neuesten technischen Einrichtungen zur Emissionsverminderung, also zum Beispiel Filteranlagen, ausgerüstet und umfangreich mit Bäumen und Sträuchern umgeben werden. Seitz verwies auch auf einen Bericht der Schrobenhausener Zeitung vom vergangenen Samstag, nach dem das Landratsamt mitgeteilt hatte, dass bei der Prüfung der Immissionen durch den Hähnchenstall auch der nahegelegene, bereits bestehende Schweinestall und seine geplante Erweiterung einberechnet würden - das war und ist eine weitere Forderung der Gemeinde. Auch ein Schreiben der Anlieger aus Junkenhofen soll dem Beschluss zum gemeindlichen Einvernehmen beigelegt werden, mit der Bitte ans Landratsamt, die darin geäußerten Befürchtungen und Forderungen zu beachten. Mehr könne die Gemeinde nicht tun, meinte Seitz. "Ich glaube", sagte der Bürgermeister, "dass wir den Anwohnern entgegengekommen sind und dass wir dem Bauwerber entgegengekommen sind."

Einzig Vizebürgermeisterin Gerti Schwertfirm ergriff dann noch das Wort. Drei Ställe - zwei einzelne und einen Doppelstall - habe man besichtigt, berichtete sie und schilderte ihre Eindrücke: "Ich war angenehm überrascht über die artgerechte Haltung." Immerhin seien 9000 Tiere in dem Stall gewesen. Allerdings: Während man bei den beiden Einzelställen kaum Geruch festgestellt habe, habe man den Doppelstall in der Umgebung deutlich riechen können. Und über die Feinstaubproblematik habe sich der Stallhersteller offenbar noch gar keine Gedanken gemacht, auch sei der Einbau von Filteranlagen nicht vorgesehen.

Mehrere Aspekte gab Gerti Schwertfirm schließlich zu bedenken: Während die besuchten Ställe weit von Siedlungen entfernt lägen, soll in Junkenhofen gleich am Ortsrand gebaut werden, also deutlich näher an Wohnhäusern. "Das größte Problem" war für die Vizebürgermeisterin: "Wie verträgt sich der Hähnchenstall mit dem bestehenden Schweinestall beziehungsweise mit dem geplanten zweiten Stall" Schuld an dem Dilemma, dass riesige Ställe mit Tausenden Tieren gebaut werden müssten, "damit ein Gewerbe sich noch am Leben erhalten kann", sei aber nicht die Landwirtschaft, sondern die große Politik: "Ich finde es traurig, dass die Landwirte nur noch über die Masse zu ihrem Geld kommen können." Gerti Schwertfirm stimmte als Einzige gegen die Erteilung des gemeindlichen Einvernehmens für Christof Stieglbauers Masthähnchenstall. Die Entscheidung, ob er gebaut werden darf oder nicht, liegt nun beim Landratsamt.