Gerolsbach
Idyllisch, unscheinbar oder verrohrt

Im Gewässerentwicklungskonzept ist der Zustand der Gerolsbacher Bäche und Gräben verzeichnet

30.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:03 Uhr

In ganz unterschiedlichem Zustand präsentieren sich die Bäche im Gerolsbacher Gemeindebereich: Der namenlose Graben zwischen Grub und Eisenhut (links) ist kaum zu erkennen; der Mühlbach verschwindet neben der Ritter-Gerold-Straße unter der Erde - Fotos: Hofmann

Gerolsbach (SZ) „Man sieht, dass unsere Gewässer doch recht gut in Schuss sind“: Dieses Fazit zieht Bürgermeister Martin Seitz aus dem Gerolsbacher Gewässerentwicklungskonzept, das Kerstin Neumair vom Planungsbüro Ecker jetzt vorgestellt hat.

Warum sich Gerolsbach – wie übrigens auch schon viele andere Gemeinden – dazu entschlossen hat, ein solches Konzept in Auftrag zu geben, lässt sich mit einem Wort begründen: Geld. Wer ein Gewässerentwicklungskonzept vorlegen könne, bekomme bei Unterhaltsmaßnahmen 30 Prozent staatlichen Zuschuss und bei Entwicklungsmaßnahmen zur Verbesserung der Gewässerstruktur sogar bis zu 75 Prozent, sagte Kerstin Neumair. Eine Verpflichtung, sich um den ökologischen Umbau ihrer Gräben und Bäche zu kümmern, entstehe für die Gemeinde mit dem Konzept nicht, stellte die Planerin klar Allerdings sei es auch nicht verboten, über Maßnahmen nachzudenken, denn: „Es gibt immer etwas aufzuwerten.“ Wobei die Gemeinde dazu natürlich erst einmal im Besitz der entsprechenden Uferrandstreifen sein müsse.

Kerstin Neumair hatte die sogenannten Gewässer dritter Ordnung, für die die Gemeinde zuständig ist, abgeschritten und ihren Zustand erfasst. Für den Gerolsbach samt seiner Nebenbäche wie Sachenbach oder Mühlbach sowie für den Purrabach bei Alberzell liegen damit nun konkrete Daten zum Gewässerzustand, zu Besonderheiten und Defiziten vor. Da gibt es Abschnitte, in denen sich der Bach malerisch durch eine naturnahe Wiesenlandschaft schlängelt, ebenso wie Gräben, die direkt an intensiv landwirtschaftlich genutzte Flächen grenzen und damit der Gefahr ausgesetzt sind, mit Düngemitteln verunreinigt zu werden. Manche Gräben sind in der Landschaft kaum zu erkennen, andere sieht man schon von Weitem anhand der Bäume an ihrem Ufer. Und der Mühlbach, der in einem Abschnitt munter neben der Ritter-Gerold-Straße plätschert, fließt im Ortsbereich zum Teil unterirdisch in einem Rohr. „Das ist für ein Gewässer der Worst Case, aber das werden wir hier nicht ändern können“, meinte Kerstin Neumair.

Wie das Gewässerentwicklungskonzept nun genutzt werden soll, darüber bat Seitz in der jüngsten Sitzung seine Gemeinderäte, sich Gedanken zu machen. Kerstin Neumair schlug zum Beispiel vor, zwischen den Ortschaften Gerolsbach und Singenbach zwischen Bach und Radweg Bäume und Sträucher zu pflanzen: „Das wäre doch mal irgendwann eine schöne Ausgleichsmaßnahme“, meinte sie. Die Räte interessierten sich eher für Grabenräumungen.