Gerolsbach
Die musischen Fächer verstärken

Patricia Häuslinger im Gespräch über das Grundschulsystem

14.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:13 Uhr

Patricia Häuslinger: Rektorin in Gerolsbach. - Foto: oh

Gerolsbach (SZ) Wie gut ist der neue Kompetenzlehrplan? Welche Verbesserungsmöglichkeiten sehen Schulleiter an ihren Grundschulen? Und decken sich die Ergebnisse einer Studie der Kultusministerkonferenz, der zufolge es mit den Kompetenzen von Grundschülern alles andere als rosig aussieht, mit ihren Erfahrungen?

"Es gibt immer mal wieder Schwankungen", kommentiert Patricia Häuslinger, Rektorin der Gerolsbacher Grundschule, die Ergebnisse des Bildungstrends. "Ob es ein genereller Abwärtstrend ist, traue ich mich nicht zu bestätigen." Auf jeden Fall müsse das aber im Auge behalten werden. Auch wenn natürlich klar sei: "Jeder Jahrgang ist unterschiedlich, mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen." Ganz so dramatisch steht es also gar nicht um die Grundschüler? "Hin und wieder ist schon eine gewisse Verschlechterung bei der Rechtschreibleistung zu erkennen", sagt Häuslinger. "Worauf das basiert - schwierig zu sagen." Womöglich hänge das auch mit der neuen Medienzeit zusammen, damit, dass sich einige immer mehr auf Rechtschreibprogramme verlassen, vermutet sie.

"Aktuell und zukunftsorientiert" - so das Urteil, das Patricia Häuslinger zum neuen LehrplanPlus fällt. Zwar sei darin nicht alles neu - die darin verankerten Bildungsstandards und die Kompetenzorientierung habe teilweise auch schon der alte Lehrplan enthalten -, jetzt kämen aber neue Arbeitsformen verstärkt zum Einsatz, das offene Lernen zum Beispiel. Sie komme gut mit dem LehrplanPlus zurecht, versichert Patricia Häuslinger. Wobei sie sich bereits früher Qualifikationen angeeignet hat, die in eben jene Richtung zielen, zum Beispiel ein Mathematikprogramm, das eine Art Vorreiter des neuen Lehrplans war. "Da hat man schon gelernt, wie man den Mathematikunterricht offener aufbauen und gestalten kann", berichtet Häuslinger.

Gerade der neue Lehrplan biete Kindern, die anders sind, Querdenkern oder Spätentwicklern etwa, gute Chancen, ist Häuslinger überzeugt. Schließlich sei dabei ja gewünscht - um beim Beispiel Mathematik zu bleiben -, verschiedene Rechenwege als gleichwertig zu behandeln. "Früher hat man doch eher versucht, die Kinder auf einen Weg zu führen - jetzt lässt man das offener, jeder kann seinen Weg gehen, solange die richtige Lösung dabei rauskommt." Das sei eines der Grundprinzipien des neuen Lehrplans. Auch wenn das alles mitunter nicht so leicht in einer Klassengemeinschaft zu organisieren sei. "Da muss halt jeder Lehrer seinen eigenen Weg finden."

Apropos eigener Weg: Könnte sich Patricia Häuslinger ihr eigenes Grundschulkonzept zusammenbasteln, käme darin auf alle Fälle musischen Fächern mehr Gewicht zu. Beispiel Kunsterziehung: Für dieses Fach gebe es lediglich eine Wochenstunde, bedauert die Gerolsbacher Rektorin. "Klar, die Grundqualifikationen wie Lesen, Schreiben, Rechnen und die Sachfächer sind wichtig, auch ist es schwierig, ein vernünftiges Maß zu finden, um allen gerecht zu werden - aber wenn ich mir eine Wunschliste schreiben dürfte, würde ich die musischen Fächer verstärken."