Gachenbach
Gachenbacher Segelflieger im siebten Himmel

WM-Bronzemedaillen-Gewinner Stefan Langer möchte jetzt bei der Deutschen Meisterschaft seinen Höhenflug fortführen

23.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:36 Uhr

−Foto: Stefan Langer

Gachenbach (SZ) Stefan Langer aus Gachenbach ist schon wieder unterwegs. Gerade war er noch in Litauen, wo er die Bronzemedaille bei der Segelflug-Weltmeisterschaft der Junioren holte, jetzt tritt er bei der Deutschen Segelflug-Meisterschaft an.

Ihn telefonisch zu erreichen, ist bei einer solchen Meisterschaft gar nicht so leicht – er verbringt nämlich die meiste Zeit des Tages in der Luft. Bekommt man ihn dann doch an den Hörer, sagt das erst mal noch gar nichts – ganz schlechter Handyempfang. Langer muss erst mal über den Flugplatz in Mönchsheide bei Koblenz wandern, um eine Stelle zu finden, wo nicht tausend andere funken, vorbei an den Zelten, die er und seine Mitstreiter aufgebaut haben. Immer wieder hört man das Tosen der Motorflugzeuge, die gerade über Langer hinwegzischen. Dann, endlich, hält die Verbindung und der 24-jährige Gachenbacher kommt ins Erzählen – über seine große Leidenschaft: das Segelfliegen.

Wer ihm zuhört, merkt sofort, wie viel ihm das Fliegen bedeutet. Er ist über seinen Vater dazu gekommen. Der hatte einen Motorflugschein. Stefan Langers Bruder hatte sogar schon vor ihm mit der Segelflugausbildung begonnen. „Dadurch bin ich ab und zu am Flugplatz gewesen. Mit 14 wollte ich selber das Segelfliegen anfangen“, erinnert sich Langer. Die Gründe liegen für ihn auf der Hand: „Es ist ein unglaubliches Gefühl, in der Luft zu sein und die Landschaft von oben zu genießen“, schwärmt der Segler, der im Februar seinen Bachelor in Maschinenbau absolviert hat und zurzeit dank eines Teilzeitjobs zeitlich einigermaßen flexibel ist.

Das Telefonat wird wieder durch Motorengeräusche unterbrochen. Die Meisterschaft geht weiter. Für Stefan Langer läuft sie nur so mittel. Das kann man am Telefon hören. Der Grund: Er muss sich am fünften Wertungstag mit Platz 18 zufriedengeben. Insgesamt startet der 24-Jährige mit seinem Segler vom Typ „Libelle“ gegen 35 Konkurrenten. Wieso an diesem Tag nicht alles optimal lief, kann er sofort erklären: „Ich hab ein paar kleine, taktische Fehler gemacht, durch die ich ein bisschen Zeit verloren habe. Das Problem war, dass ich an zwei Stellen die Thermik nicht ideal genutzt habe. Deshalb bin ich heute bei der Tageswertung nur im Mittelfeld gelandet.“

Auch der Anfang der Meisterschaft war wegen der ungünstigen Wetterbedingungen ganz und gar nicht gut gelaufen. „Nach dem ersten Wertungstag hatte ich gleich mal 200 Punkte Rückstand auf den ersten Platz. Das ist dann natürlich schon frustrierend, wenn man zu Beginn so schlecht startet“, sagt Langer und die Enttäuschung ist ihm anzuhören, während über ihn wieder ein Motorflugzeug hinwegrauscht. Trotzdem gibt sich Langer noch nicht geschlagen: „Ich verbessere mich seit dem ersten Wertungstag in kleinen Schritten. Es kann sich noch vieles ändern, gerade weil das Wetter so inhomogen ist.“

Apropos Wetter: Das spielt für die Segelflugpiloten natürlich die entscheidende Rolle schlechthin. Blauer Himmel und strahlender Sonnenschein allein reichen nicht aus. Zum Fliegen braucht der Segler noch viel mehr: kühle Luftmasse, ein stabiles Hochdruckgebiet, idealerweise Schäfchenwolken und ordentlich Sonnenschein.

Doch auch, wenn es am Samstag nicht für einen Treppchenplatz bei der Deutschen Meisterschaft reichen sollte, muss Langer überhaupt nicht enttäuscht sein. Gerade erst holte er bei der Segelflug-Weltmeisterschaft der Junioren in Litauen Bronze. Für den sympathischen Stefan Langer aus Gachenbach war es die erste WM-Teilnahme und deshalb „natürlich etwas ganz Besonderes“, wie er schwärmt. Qualifiziert hatte sich der Gachenbacher, er ist Pilot bei der Segelfluggruppe (SFG) Donauwörth-Monheim, durch seinen Meistertitel bei der deutschen Juniorenmeisterschaft im vergangenen Jahr. Vorbereitet hatte er sich unter anderem im Frühjahr auf einem Trainingswettbewerb in der Slowakei, bei dem er auf Platz zwei landete.

Das, was der Gachenbacher während der WM erlebt hat, wird er so schnell nicht vergessen. „Ich freue mich sehr, dass ich Bronze geholt habe. Ich werde noch lange daran zurückdenken.“

Wochenlang war Stefan Langer jetzt unterwegs, wegen der WM und der Deutschen Meisterschaft, die ihn jetzt noch – bis zum Samstag – ein paar Tage fordert. Kein Wunder, dass er sich inzwischen sehr auf zu Hause freut. Vor allem auf sein eigenes Bett. Vom Zelten am Flugplatz hat der 24-Jährige nämlich nach fünf Wochen genug.