Gachenbach
"Die Flora vor der Fauna schützen"

Der Biber als Umweltfrevler: Gemeinde Gachenbach will Abschusserlaubnis notfalls vor Gericht einklagen

17.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:56 Uhr
Idyllisch sieht's ja aus, was der Biber da am Gachenbach geschaffen hat. Die Landwirte, die die benachbarten (und tief durchnässten) Felder bewirtschaften, dürften dafür allerdings ebenso wenig ein Auge haben wie die Gachenbacher Gemeinderäte. −Foto: Hofmann

Gachenbach (SZ) Viele Freunde im Gachenbacher Gemeinderat hat er offenbar nicht mehr, der Biber. Viel zu viele Schäden richtet das Tier inzwischen an. Die Gemeinde bereitet sich darauf vor, gerichtlich eine Abschussgenehmigung einzuklagen.

Jürgen Nestler (DNL) war am Dienstagabend ganz offenbar ziemlich angefressen, als er zum Ende der öffentlichen Gemeinderatssitzung die Sprache auf die Biberschäden an der Paar brachte, denen die Gemeinde weitgehend machtlos gegenübersteht, weil sie das streng geschützte Tier nicht abschießen darf. Erst rasiere der Biber alle Bäume um, dann komme das Indische Springkraut und sorge dafür, dass auch die restliche Vegetation am Ufer keine Chance mehr hat. Nestlers Fazit: "Schön langsam müssen wir die Flora vor der Fauna schützen."

Auch im Hauptort Gachenbach treibt der Biber sein Unwesen. Beim Brandweiher sei der kleine Gachenbach derzeit so breit wie die Paar, berichtete Bürgermeister Alfred Lengler (CSU). Den Weiher selbst habe der Nager bereits mehrfach lahmgelegt, indem er einen Auslass geschaffen und das somit das Wasser abgelassen oder indem er den Zulauf verstopft habe. Beides gleichzeitig sei auch schon mal vorgekommen. Den Schaden müsse dann immer wieder die Gemeinde beheben - das gehe ins Geld.

Vor einiger Zeit bereits hatte Lengler - wie auch sein Berg im Gauer Bürgermeisterkollege Helmut Roßkopf - beim Landratsamt eine Abschussgenehmigung beantragt. Er rechnet fest damit, eine Ablehnung zu bekommen, eine Antwort aus Neuburg will er diese Woche noch einfordern. Und wenn der Antrag der Gemeinde wie erwartet abgelehnt wird, dann, so Lengler, "geht‘s sofort vor Gericht". Verklagen werde die Gemeinde zuerst das Landratsamt und dann wohl auch die Bundesrepublik Deutschland. Dass die Problematik von einer Behörde auf die nächste abgewälzt werde, sei ihm nicht unbekannt, sagte Lengler: Wegen des Bibers sei er schon "die ganze Leiter rauf" vom Landkreis über München und Berlin nach Brüssel - und wieder zurück. "Da sieht man", seufzte Lengler, "wie ohnmächtig man ist".

Dabei wäre beim Biberabschuss die nächstliegende Stelle offenbar die beste. Lengler jedenfalls sagte: "Jeder Landrat kann die Verfügung selbst erlassen." In Aichach-Friedberg würden Biber abgeschossen, in Ingolstadt ebenfalls. Im Landkreis Rosenheim habe es enorme Biberschäden gegeben. Dann sei das Tier zum Abschuss freigegeben worden - und die Schadenssumme sei deutlich gesunken.

Lengler sieht deshalb mit einer Klage gute Chancen. Aber der Rechtsweg kann erfahrungsgemäß so lang sein wie die Ausdauer des Bibers beim Dammbau. Deshalb will Lengler die Tiere nun mit professioneller Hilfe erwischen. Ein erfolgreicher Biberfänger sei bereits eingeladen worden, drei interessierten Peutenhausener Landwirten sein Wissen zu vermitteln.