Gachenbach
Der lange Weg zum Album

Der Gachenbacher Carsten Enghardt spielt bei der Band Endfield Schlagzeug

13.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:48 Uhr

Haben ganz offenbar Spaß an ihrer Musik (v. l.): Breezy, Glyn Brookman, Sven "Doc" Hanke, Carsten Enghardt und Stefan Pfaffinger sind Endfield. - Foto: ce-promotion

Gachenbach (SZ) Carsten Enghardt ist ein durchaus umtriebiger Musiker. In seinem Studio in Gachenbach hat er nicht nur so manchen Song interessanter Künstler aufgenommen, er spielt auch selbst Schlagzeug. Zum Beispiel ganz aktuell auf dem Album seiner Rockband Endfield.

Einer dieser Werbeslogans, den eher retro ausgerichtete Radiosender so gerne verwenden, schleicht sich nach dem ersten Hören von "Right To The Top" unweigerlich ins Hirn: Das Beste aus den 70ern, 80ern und 90ern. Wer das gerne auf einer einzigen CD hätte (und nicht zu einem Sampler aus der Fünf-Euro-Wühlkiste greifen, sondern lieber neue Musik haben möchte), der sollte mal bei Endfield reinhören. Die Verschmelzung der Jahrzehnte, modern produziert: So muss Rockmusik heute klingen.

"Right To The Top" ist zwar das Debütalbum von Endfield, doch die Musiker haben allesamt schon ein paar Jahre auf dem Buckel und durchaus Erfahrungen im, wie man so schön sagt, Business gesammelt. Da wäre zum Beispiel Carsten Enghardt, der als Schlagzeuger nicht nur so unterschiedliche Interpreten wie Robin Beck, Lionel Richie, Vanilla Ninja oder den Peutenhausener Oswald Spann begleitete, sondern die Endfield-Platte in seinem 1st Take Studio in Gachenbach auch zu weiten Teilen aufgenommen hat.

Bassist Stefan Pfaffinger ist in München ein begehrter Studiomusiker und gleich in mehreren lokalen Blues- und Rockbands aktiv. Er stand schon mit Harold Faltermeyer, Konstantin Wecker und sogar Ray Charles auf der Bühne. Vervollständigt wird die bayerisch-englische Kooperation vom Münchner Gitarristen und Zahnarzt Sven Hanke, den alle nur Doc rufen, dem nur sporadisch an den Songs beteiligten Rapper Breezy und Sänger Glyn Brookman, auf den auch der Bandname Endfield (mit d) zurückgeht, stammt er doch aus dem Nordlondoner Stadtteil Enfield (ohne d).

Die Wurzeln der Band reichen, wie sie in ihrer Biografie vermerkt, bis 1998 zurück. Damals spielte Brookman Schlagzeug bei Practical Malfunction, die in einer Onlinedatenbank als "multiculture rock band in Munich" geführt werden. Kurz vor dem Vertragsabschluss mit einer großen Plattenfirma zerstritt man sich, gründete sich dann später als Exit Only neu und spielte vor allem Coversongs. Seit 2006 heißt die Band Endfield. Nach der Debütsingle "Good Timing" (2007) gab es lange keine neue Musik zu hören - man kennt so etwas ja von, sagen wir mal, Guns N' Roses oder Tool -, bis dann vor wenigen Wochen, am 21. Oktober, mehr oder weniger aus heiterem Himmel die neue Single "Not Alone" erschien. Am 10. März soll nun das Album "Right To The Top" veröffentlicht werden, dem man durchaus anmerkt, dass die beteiligten Musiker viele Einflüsse aufgenommen und in ihren eigenen Sound umgesetzt haben.

Die Verschmelzung der Jahrzehnte geht schon in den allerersten Sekunden der Platte los. "Girl In Flames" beginnt wie eine Europe-Nummer vom 1988-Album "Out Of This World", doch dann brizzeln elektronische Störeffekte dazwischen und Glyn Brookmans kraftvoller Gesang setzt ein, der in den Neunzigern auch zu den Red Hot Chili Peppers oder Faith No More gepasst hätte. Das Ganze ist natürlich angemessen hymnisch, schließlich geht es in dem Song um Katniss Everdeen, die Hauptfigur der Filmsaga "Die Tribute von Panem".

"Good Timing" ist dann ein schönes Stück Gute-Laune-90er-Radio-Rock. Auch "Next Mistake" mit seinem Gitarrengeschrubbe und einem an Green Days "Basket Case" erinnernden Einstieg in die Gesangsmelodie passt in diese Dekade. "Not Alone", das Brookman seinem Vater gewidmet hat, der lange im Krankenhaus lag, lässt sich hervorragend zwischen, sagen wir mal, R.E.M. und einer 90er-Ballade von Bon Jovi verorten.

Doch auch 80er können Endfield: Man höre nur "Angel", das mit einer akustischen Gitarre beginnt und sich dann zu einer ausgewachsenen Powerballade entwickelt. "So Long" klingt wie eine verschollene Dire-Straits-Nummer und "The Game" sorgt für noch mehr Abwechslung: Hier haben sich Endfield offenbar den Linkin-Park-Titel "Guilty All The Same" zum Vorbild genommen. "Pokerface" schließlich, der letzte der zehn Songs, eine Classic-Rock-Nummer mit Blueseinflüssen und Saxofon (gespielt von Charles Walker von der im Münchner Raum nicht ganz unbekannten Ron Evans Group, bei der Carsten Enghardt ebenfalls am Schlagzeug sitzt), schielt deutlich in die 70er. So macht ein Schnelldurchlauf durch ein paar Jahrzehnte Rockmusikgeschichte Spaß.

"Right To The Top" von Endfield erscheint am 10. März. Bei iTunes kann das Album schon vorbestellt werden. Weitere Infos zur Band gibt es unter www.endfield.de" class="more"%>.