Gachenbach
Das erste Beinberger Gespräch

Zum Auftakt der Reihe kam Staatssekretär Franz Josef Pschierer vorbei

15.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:51 Uhr

Sie brachten die Beinberger Gespräche auf den Weg: Staatssekretär Franz Josef Pschierer, Pfarrer Michael Menzinger und Thomas Schwehr aus Vöhringen (v.l.) - Foto: mbs

Gachenbach (mbs) „Beinberger Gespräche“ – das klingt schon vor dem Auftakt nach Tradition. Diese will Pfarrer Michael Menzinger durchaus entwickeln: „Es soll eine Gesprächsreihe werden, um die Fragen der Welt und der Politik im Licht des Glaubens zu betrachten.“ Und der erste Gast in der Reihe, Staatssekretär Franz Josef Pschierer, sekundierte, man müsse in direkter Form miteinander kommunizieren, Facebook und Twitter könnten das persönliche Gespräch nie und nimmer ersetzen.

Der Ursprung der neuen Initiative liegt in Mindelheim. Von dort kennen sich Michael Menzinger, Pfarrer im Pfarreienverband Aresing-Weilach, und Thomas Schwehr, Student für Technologie der erneuerbaren Energien, wie auch Pschierer. Im Gespräch sei der Gedanke entstanden, auf dem Beinberg eine Begegnungsreihe ins Leben zu rufen. So ging im fast voll besetzten Wallfahrtsstüberl neben der Kirche die Premiere über die Bühne, eingeleitet von Schwehr.

Pschierer, Staatssekretär im Bayerischen Wirtschaftsministerium, unternahm einen Kurs durch die aktuellen politischen Fragen aus bayerischer Perspektive. So sei in Bayern ein ausgeglichener Haushalt seit Jahren festes Ziel; jede Art Staatsverschuldung belaste die nachfolgenden Generationen. Und diese Haltung zu den Finanzen müsse auch in anderen Bundesländern begriffen werden. Die bisherige Form des Länderfinanzausgleichs gehe nicht nur zu Ungunsten Bayerns, sondern verhindere jeden Anreiz zu Selbstdisziplin und Selbstverantwortung. Pschierer kritisierte auch die Strategie des Chefs der Europäischen Zentralbank; Draghis Ankauf von Anleihen führe zu einer europaweiten Vergesellschaftung der Schulden schwächerer Länder.

Hochaktuell ist die Asylfrage. Pschierer bekam in der Diskussion Widerspruch, ob die Haltung Bayerns nicht zu hart und auch unchristlich sei. Doch der Politiker bestand darauf, dass man sehr viel leiste, dass andere Länder in Europa durchaus nicht solidarisch seien und an Quote viel zu wenig Flüchtlinge aufnähmen.

In Sachen „Werte“ betonte Pschierer, auch wenn sich die familiären Lebensformen offener gestalten, müsse die überkommene und christliche Form von Ehe und Familie das Leitbild bleiben. Auch seinen Einspruch gegen Haltungen wie „Geiz ist geil“ sieht er unter dem Titel „Werte.“ Man solle nicht in Debatten seine Solidarität mit Bauern beschwören und die schlechten Agrarpreise beklagen und am nächsten Tag wieder das billigste Produkt auswählen.

Die derzeit heiß diskutierte Energiefrage, so Pschierer, rühre an den Industriestandort Bayern. Der Hauptteil an Bayerns Energie komme aus der Wasserkraft, die unverständlicherweise auch schon kritisiert wird, weiter könnten nur Gaskraftwerke die ausreichende Lösung bringen, während die Windkraft nie eine relevante Größe werden könne. Zur gesellschaftlichen Entwicklung erklärte Pschierer die „Rente mit 63“ als Fehler, und der zur Zeit diskutierte Fachkräftemangel rühre nicht zuletzt aus einer Schieflage im Bildungssystem; Gymnasium und Studium werden übermäßig forciert, während die praktische Berufsausbildung ins Hintertreffen gerate.

Den zweiten Termin in der Reihe der Beinberger Gespräche hat Pfarrer Menzinger schon ausgemacht: Am 18. Januar kommt Focus-Korrespondent Boris Reitschuster und spricht die aktuellen Fragen zum Thema Russland an.