Freinhausen
Rückzugsort für bedrohtes Insekt

Bei Reichertshofen gibt es einen bedeutenden Standort der Langhorn-Malvenbiene

03.01.2013 | Stand 03.12.2020, 0:39 Uhr

 

Freinhausen (PK) Mittlerweile im dritten Sommer beobachteten Mitglieder des Bundes Naturschutz (BN) die Langhorn-Malvenbiene. Dieses sehr seltene Insekt gibt es wohl nur an drei Orten in Deutschland: am Kaiserstuhl, im Kyffhäuser und im südlichen Hessen. Und am Windsberg bei Freinhausen.

In der Roten Liste zählt sie zu den vom Aussterben gefährdeten Tieren. Der Standort am Windsberg bei Freinhausen dürfte der einzige in Bayern sein. Die Wildbiene (Eucera makroglossa) lebt solitär, bildet also keinen Staat wie die wohlbekannte Honigbiene.

Ende Juni schlüpfen die neugeborenen Männchen aus Sandlöchern und machen sich über die Blüten der wilden Malve (Rosa alcea) her. Sie haben lediglich zwei Aufgaben für das Überleben der Art: fressen und die Weibchen befruchten. Diese schlüpfen rund eine Woche später und tragen die Last der Arterhaltung fast allein. Sie ernten Pollen und Nektar und fliegen damit auf lockere Lößböden, wo sie Röhren graben.

Sie legen ein Ei hinein, ein Fresspaket dazu und mauern die Kammer mit Sand und Speichel zu. Dann geht es im Eilflug zurück zu den Malven, um sich zu stärken und den Proviant für das nächste Ei zu ernten. Anders als die trägen Männchen, die es nicht eilig haben – man kann sie leicht mit der Hand aus der Blüte nehmen, sie stechen nicht – fliegen die Mütter rastlos von Blüte zu Blüte und bleiben nur wenige Sekunden, um nicht die Nahrung von Fressfeinden zu werden.

Ein Ziel der BN-Beobachter war es, in dieser Flugsaison die Nisthöhlen der Weibchen zu finden. Dies war in den beiden vorigen Jahren nicht gelungen. Zum Glück stieß zu den Beobachtern ein Student der Altphilologie aus Neuburg, der Hobby-Insektenforscher Christian Fahnenschreiber. Er quartierte sich für vier Tage in der nahe gelegenen Oase Steinerskirchen ein, einzig und allein, um das Geheimnis der Bruthöhlen zu lüften. Und es gelang ihm. Er konnte sogar ein Weibchen filmen, wie es in seine Höhle kriecht und dann mit Hinterleib und Hinterbeinen den Sand herausschiebt. Das Beobachtungsergebnis der Saison kann sich sehen lassen und beweist: Die Langhorn-Malvenbienen sind ungebrochen mit der Arterhaltung beschäftigt. An 21 Beobachtungstagen von Ende Juni bis zum 16. August wurden 135 Bienen gezählt, davon 54 männlich und 81 weiblich. Männchen und Weibchen sterben, wenn das Brutgeschäft getan ist. Die Eltern werden also ihre Kinder nie kennen lernen, ebenso wenig die im kommenden Sommer schlüpfenden Bienen ihre Eltern.

Nach der Saison trafen sich nun Beobachter mit der Spitze der BN-Kreisgruppe in der Oase, um den Erfolg zu feiern und das weitere Vorgehen zu besprechen. Es steht fest: Die Beobachtung wird fortgesetzt.

Doch ist fachliche Beratung nötig. Diese hat Paul Westrich, deutschlandweit einer der hervorragenden Wildbienen-Forscher aus Tübingen, telefonisch zugesagt. Wer sich mit Wildbienen beschäftigt, kommt um sein Buch „Die anderen Bienen“ nicht herum. Der Autor, der am Kaiserstuhl in Baden das Leben der Langhorn-Malvenbienen beobachtet, hat sogar in Aussicht gestellt, dem Standort Windsberg 2013 einen Besuch abzustatten.