Die Farben des Paradieses

28.05.2009 | Stand 03.12.2020, 4:55 Uhr

Alltag, Geschichte und Mythos Indonesiens sind in den Bildern von Reinhard Wolke, die derzeit in der Galerie Schiele zu sehen sind, immer präsent, vor allem aber die Menschen und ihr Verhältnis zur Natur. - Foto: oh

Aichach (SZ) "Das Paradies ist anderswo" heißt ein Buch von Mario Vargas Llosa über Paul Gauguin. Ein kleines Stück vom Paradies gibt es auch auf dieser Welt. Gauguin suchte es in der Südsee, der Künstler Reinhart Wolke in Indonesien. Zum ersten Mal sind einige seiner Bilder in Aichach zu sehen.

"Er hat die Menschen dort geliebt, ihre Freundlichkeit, das Leben mitten in einer Natur, die keinen Winter kennt", erinnert sich Wolkes Frau Katharina. Seit den frühen Siebzigerjahren war der Künstler, der mit seiner Familie viele Jahre in Osterzhausen lebte, immer wieder nach Indonesien gereist, 1989 schließlich zog er ganz dorthin, wo er zum Islam konvertierte, in einer aus Bambus gebauten Pyramide lebte und weiterhin ununterbrochen kreativ war: Er malte, schuf Skulpturen, arbeitete zusammen mit einheimischen Handwerkern an Möbeln, schrieb Buch um Buch – bis er 2005 dort starb.

Natürlich hat Wolke auch die Schattenseiten des Lebens auf Java erlebt, gleichzeitig war es für ihn aber auch ein kleines Stück vom Paradies, wie seine Frau, die noch heute als Goldschmiedin in dem früheren Osterzhausener Schulhaus lebt, meint. Wie dieses Stückchen Paradies für Wolke aussah, zeigen nun die Bilder in Aichach, eine Auswahl aus einer viel größeren Zahl von Arbeiten, die in Indonesien gezeigt wurden. Die Ausstellung ist eine Art Premiere: Nach seinem Tod wurden Wolkes Arbeiten in Deutschland bisher nur in zwei kleinen privaten Ausstellungen in der Kapelle am Gumppenberg in Pöttmes und im Restaurant Clematis in Weichenberg gezeigt.

Es sind Bilder, die durch ihre expressive Farbigkeit und ihren Formenreichtum den Betrachter überwältigen und mit ihrer Exotik mitten hineinnehmen in eine fremde Welt. Hier hat einer Menschen, Alltag, Kultur, Natur des fernen Landes regelrecht aufgesogen: Wie ein gemaltes Tagebuch erscheinen die Bilder, eine Art Kommentar zu einem fremden Leben, in dem alles Platz hat. Auf den zweiten Blick vermitteln die Bilder auch, was Reinhard Wolke wohl am meisten in Indonesien fasziniert hat: Im Mittelpunkt der Bilder stehen die Menschen, die aber organisch mit der Natur zu verschmelzen scheinen, aus Bäumen und anderen Pflanzen geradezu herauswachsen, niemals im Kontrast, sondern immer in Harmonie mit ihrer Umwelt zu stehen scheinen. Mensch und Natur sind hier eine Einheit, die Manifestationen der Zivilisation wie etwa Häuser und Dörfer sind fast immer nur ganz klein und Hintergrund. Es ist eine Welt in einem Zustand vor der Entfremdung, jenseits des Marktes und ohne Wissen von der Globalisierung. Eben eine Welt ganz nah am Paradies.

Die Ausstellung ist ab in der Galerie Schiele in der Aichacher Bauerntanzgasse 3 zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 10 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 18 Uhr, Samstag von 10 bis 12.30 Uhr.