Dettenhofen
Die ersten drei deutschen Meistertitel gingen nach Dettenhofen

Um 1970 gewann der Schnupfclub, was es zu gewinnen gab – Die Helden dieser goldenen Jahre waren Willi Amrehn und Alfred Böhm

06.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:30 Uhr

Die erste Deutsche Meisterschaft fand 1967 in Biberach statt. Für den Schnupfclub Dettenhofen nahmen (v. l.) Albert Sutner, Thomas Höchtl, Georg Echter, Willi Amrehn, Johann Bichler und Alfred Böhm teil. Die Einzelwertung gewann Amrehn, Böhm wurde Fünfter - Fotos: oh

Dettenhofen (SZ) Wenn in Dettenhofen am 19. Juli die Schnupfweltmeisterschaft stattfindet, dann ist das ungefähr vergleichbar mit einer Fußball-WM in Brasilien. „Sniffing’s coming home“, wie man in England sagen würde, wäre zwar etwas übertrieben – angeblich wurde ja schon vor der Gründung des Schunpfclubs Dettenhofen im Jahre 1963 irgendwo auf der Welt mit dem Schmalzler hantiert –, aber es ist schon so, dass einer der ganz, ganz Großen dieser Sportart heuer Ausrichter des globalen Wettkampfs ist.

Und damit natürlich auch ein großer, wenn nicht sogar der Favorit.

Bei Landkreismeisterschaften – vergleichbar in etwa mit den Europameisterschaften im Fußball – sind die Dettenhofener ja seit Jahren unschlagbar. Zuletzt mussten sie sich im Mannschaftswettbewerb 2008 mit dem zweiten Rang begnügen, seitdem gewannen sie sechsmal in Folge. Bei den alle zwei Jahre stattfindenden Weltmeisterschaften fehlte dagegen manchmal ein wenig das Glück. 2010 in Oberlauterbach holten die Dettenhofener den Mannschaftstitel; 2004, 2006, 2008 und 2012 reichte es nur für den zweiten Platz. Dafür gewann der SCD die Hälfte aller bisherigen Schnupferolympiaden: 2004 in Schwarzenfeld und 2012 daheim in Dettenhofen. 2000 und 2008 wurde der Verein jeweils Dritter.

Doch nicht erst seit diesem Jahrtausend gehört der Schnupfclub Dettenhofen zur absoluten Weltspitze, die ja eigentlich deckungsgleich ist mit der deutschen Elite. Nicht einmal vier Jahre nach der Gründung gab es die erste deutsche Meisterschaft zu feiern. Seinen unauslöschlichen Platz in der Chronik des SCD gefunden hat da Willi Amrehn: Am 26. Mai 1967 wurde er erster deutscher Meister. Der Premierenwettbewerb fand damals in Biberach an der Riß statt.

Um diese Zeit herum gab es im Schnupfsport zahlreiche Premieren zu feiern. Neue Wettbewerbe wurden ins Leben gerufen. Neben der Deutschen Meisterschaft war das 1967 der Landkreispokal, der natürlich an die Dettenhofener Mannschaft ging. Die wurde 1968 auch bayerischer Meister. Bester Schnupfer war diesmal Alfred Böhm, der sich auch den Einzeltitel sicherte. Als ebenfalls 1968 der Schnupfverband Deutschlands gegründet wurde, hatte der SC Dettenhofen einen erheblichen Anteil daran. Im Folgejahr holte sich im Schrobenhausener Volksfestzelt bei der zweiten Deutschen Schnupfmeisterschaft Alfred Böhm den Titel, den er dann 1971 in Moosburg verteidigte. Zu dieser Zeit schnupften die Dettenhofener offenbar überall, wo sie einen Schmalzler bekamen – so durfte sich der SCD zum Beispiel 1969 auch als fränkischer Meister feiern lassen. Für Alfred Böhm, den damaligen Superstar der Schnupferwelt, zahlten sich seine Erfolge übrigens aus: Er bekam nicht nur Lob vom Berg im Gauer Bürgermeister Schoderer, sondern auch von Pfarrer Anton Hofmiller dessen silberne Schnupftabakdose geschenkt. Der Geistliche durfte sich im Gegenzug bald Ehrenmitglied des Schnupfclubs nennen.

Als Böhm zu schwächeln begann und 1972 bei der Deutschen Meisterschaft in Markt Erlbach nur noch Zweiter wurde, zeigte sich, dass der Schnupfclub Dettenhofen auch in der Breite an der Spitze gut aufgestellt war: Die Mannschaft holte Gold und verteidigte ihren Titel ein Jahr später, in ihrem Jubiläumsjahr 1973, im eigenen Vereinslokal, was natürlich frenetischen Jubel nach sich zog – als ob man gewusst hätte, was folgen sollte.

Denn es sollte erst einmal für längere Zeit der letzte große Titel für die Dettenhofener gewesen sein. Nun folgten für die Mannschaft dritte Plätze (zum Beispiel bei der Oberbayerischen Meisterschaft in Dettenhofen 1976 und bei der Landkreismeisterschaft im selben Jahr in Strobenried), sogar siebte Plätze bei den Deutschen Meisterschaften 1976 und 1979 (Letztere wieder in Dettenhofen, unter 16 teilnehmenden Mannschaften). Über diese dunkle Zeit in den 70er und 80er Jahren, als die Garer der Weltspitze ein wenig hinterherhinkten, ist in der Vereinschronik nicht viel zu lesen. Stolz wird nur vermeldet, dass der Schnupfclub Dettenhofen 1982 bei der Weltmeisterschaft im schweizerischen Willisau „einen respektablen fünften Platz“ belegte. Eine solche Platzierung würde heutzutage in Dettenhofen sicherlich zumindest eine heftige Trainerdebatte auslösen, aber das nur am Rande.

Ausführlich wird die Vereinschronik wieder im Jahre 1987: Damals begannen die Vorarbeiten für das Jubiläumsfest samt Fahnenweihe, das vom 8. bis 10. Juli 1988 über die Bühne ging. Und das meisterten die Dettenhofener mit Bravour, weshalb wohl auch niemandem bange sein muss vor dem großen Festwochenende vom 17. bis 20. Juli dieses Jahres: Das werden die Dettenhofener schon hinkriegen.

Fortsetzung folgt