Schrobenhausen
Der Streit ums alte Jugendheim wird weitergehen

In der Debatte um die Sanierung des alten Hauses prallen bekannte Positionen aufeinander – Projekt mit knapper Mehrheit abgelehnt

28.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:52 Uhr
Zukunft ungewiss: Nur eines steht nach dem Stadtratsbeschluss nun fest – das alte Jugendheim wird wohl im Moment nicht zum Wohnhaus umfunktioniert, sondern bleibt leer stehen. −Foto: Spindler

Schrobenhausen (jsp) Seit Jahren fristet das ehemalige Jugendheim am Schrobenhausener Busbahnhof ein trostloses Schattendasein.

Das Gebäude steht leer, zahlreiche Pläne gab es schon für eine Verwendung des Hauses, alle wurden wieder verworfen. So auch jetzt: Der Stadtrat beschloss in seiner jüngsten Sitzung, von seinem Beschluss im Januar abzurücken und das Haus doch nicht für rund 300 000 Euro zu sanieren (wir berichteten). Damit ist zunächst auch die Unterbringung von wohnungslosen Menschen dort vom Tisch – vorerst.

Die Fronten in der Debatte waren schnell geklärt. Gerhard Winter (CSU) sah sich durch die von der Stadt beauftragte Architektin Kristin Kurczinski in seiner Haltung bestätigt. Für das 300 000 Euro umfassende Budget könnten an dem 59 Jahre alten Haus gerade mal Fenster, Türen und Heizungsanlage saniert werden. Kurczinski riet davon ab, in dem Haus danach Menschen wohnen lassen zu wollen. Um das Haus für vier Wohnungen – zwei mit je 90 Quadratmetern Wohnfläche und zwei mit je 45 Quadratmetern – herrichten zu lassen, würde ein Budget von 650 000 bis 700 000 Euro benötigt. „Ich habe schon in der letzten Sitzung gesagt, dass es nicht reicht“, blickte Winter auf die Sitzung am 31. Januar zurück. „Das ist jetzt eindrucksvoll bestätigt worden.“ Winter plädierte dafür, von der Sanierung Abstand zu nehmen. Er wisse, was passiere, wenn es bei dem Vorhaben bleibe, so Winter: „Während des Baus stellen wir fest, dass es nicht reicht.“ Den Befürwortern der Sanierung sagte er klar: „Lügen wir uns doch nicht in die Tasche: Wir investieren da in eine Ruine.“

Unterstützung bekam Winter von seinem Fraktionskollegen Josef Soier: „Wenn uns die Architekten sagen, dass das nicht zulässig sei, dann bekommen wir Ärger.“ Auch Günther Schalk (FW) wollte kein Geld mehr in das ehemalige Jugendheim investieren: „Für 300 000 Euro bekommen wir ein Loch.“ Damit würde sich die Stadt eher einen Bärendienst erweisen als etwas gegen die Wohnungsnot zu tun.

Wortführer auf der Befürworterseite war Stefan Eikam (SPD). Es gebe einen hohen Bedarf, wohnungslose Menschen unterzubringen. Eikam war überzeugt davon, dass die Caritas die vier Wohnungen im alten Jugendheim schnell mit Alleinerziehenden und anderen Menschen ohne Wohnung füllen könne. Das Vorhaben sei an der Stelle eben schneller zu realisieren als alles andere. Er erinnerte auch daran, dass schon lange über die Immobilie debattiert werde. Wenn es jetzt nicht realisiert werde, so Eikam weiter, könnte der Stadtrat das Projekt begraben.

Eikam zur Seite sprangen in der Debatte Georg Berger (proSob) und Franz Mühlpointner (BVS). Der Sandizeller hielt die Bausubstanz des ehemaligen Jugendheims für gut genug, um es zu sanieren. Daher forderte er auch die Sanierung, allerdings hätte er dort lieber unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untergebracht. Berger sprach sich auch für die Sanierung des Hauses aus: „Wir haben das Objekt gekauft, jetzt müssen wir in Gottes Namen mal was machen.“ Das Gebäude verfalle bei weiterem Leerstand zusehends.

In die gleiche Kerbe schlug Christian Spreitzer (proSob). In der Debatte habe er nur gehört, was alles nicht gehe, kritisierte er, ihm fehlten Alternativen. An keiner anderen Stelle gäbe es innerhalb von zwölf Monaten Wohnungen. „Doch, an der Bürgermeister-Götz-Straße“, erwiderte Bürgermeister Karlheinz Stephan (CSU) mit Blick auf die ersten Sozialwohnungen, die die Stadtwerke dort bauen sollen. Spreitzer bezweifelte das.

Damit fiel aber ein Stichwort, das die Debatte in eine andere Richtung lenkte. Rudi Koppold (FW) forderte den Abriss des alten Jugendheims, um damit den Weg freizumachen für einen sofortigen Neubau in Holzbauweise: „Dann haben wir in sechs Monaten etwas Neues.“ Spreitzer unterstützte den Vorschlag. Harald Reisner (FW) wollte dieses Projekt den Stadtwerken übergeben. Damit konnte sich auch Soier anfreunden. Lediglich Eikam war davon nicht begeistert: „Wir schieben das Projekt ganz lange vor uns her und finden immer einen neuen Grund, es weiter aufzuschieben.“ Die fast einstündige Diskussion beendete Mühlpointner mit seinem Antrag auf Schluss der Debatte, der einstimmig angenommen wurde.

Stephan ließ abstimmen: Der Umbau des Jugendheims zu einem Wohnhaus wurde von elf Stadträten – Markus Kauderer, Günther Schalk, Harald Reisner (alle FW), Jakob Mahl (proSob), Uli Hartmann, Josef Plöckl, Hartmut Siegl, Andy Vogl, Josef Soier, Gerhard Winter und Karlheinz Stephan (alle CSU) – abgelehnt. Lediglich neun Stadträte – Rudi Koppold (FW), Toni Bayerstorfer, Rasit Yürekli, Martha Schwarzbauer, Stefan Eikam (alle SPD), Georg Berger, Christian Spreitzer (beide proSob), Josef Dietenhauser (DU) und Franz Mühlpointner (BVS) stimmten für die Sanierung. Stephan fand es folgerichtig, dass der Stadtrat nun noch darüber abstimmen müsse, den Sanierungsbeschluss vom 31. Januar aufzuheben. Dafür stimmten elf Stadträte, neun hielten dagegen.

Das Thema ehemaliges Jugenheim ist für Stephan damit aber noch nicht endgültig vom Tisch. Er kündigte an, dass sich der Stadtrat erneut mit dem alten Gebäude beschäftigen müsse. Die Stadtverwaltung werde neue Vorschläge erarbeiten und dem Stadtrat vorlegen.