Schrobenhausen
AfD jubelt, Debakel für die CSU

Aber: Erich Irlstorfer (CSU) vertritt das Schrobenhausener Land künftig in Berlin

24.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:27 Uhr

Foto: Franz-Josef Mayer

Schrobenhausen / Freising (SZ) Die AfD ist die neue zweitstärkste Kraft im Bundeswahlkreis 214 Freising-Pfaffenhofen, zu dem auch das Schrobenhausener Land als Anhängsel gehört. Erich Irlstorfer (CSU) holte zwar das Direktmandat, aber glanzlos.

Als Erich Irlstorfer am Sonntagabend die Pfaffenhofener CSU-Zentrale betritt, klatschen seine Parteigenossen, loben seine Leistung, umarmen ihn. Doch die gute Stimmung ebbt schnell ab, denn hier hat am Wahlabend eigentlich niemand etwas zu feiern. Der Bundestagsabgeordnete spricht von einem "Desaster". Das Ergebnis der CSU spiegele nicht das wider, "was wir an Themen gemacht haben".

Der Wahlkampf ist dem Freisinger "an die Substanz gegangen". Umso nachdenklicher stimmen ihn nicht nur die eigenen verlorenen Stimmen, sondern vor allem die Tatsache, dass die AfD zweitstärkste Partei in seinem Wahlkreis ist. "Jetzt ist es wichtig, dass wir das Ergebnis analysieren und keine Entscheidungen aus der Emotion heraus treffen", sagt Irlstorfer.

"Wir haben eine krachende Niederlage erlebt", sagt SPD-Bewerber Andreas Mehltretterer. "Die Große Koalition ist nicht das, was die Bevölkerung sich wünscht." Für die Union sei es leicht, aus einer Position der Stärke heraus mit anderen Parteien eine Regierung zu bilden. "Für uns ist es richtig, nun in die Opposition zu gehen." Auf dem zweiten Platz im Wahlkreis seien nun "Hetze, Rassismus und Hass". Man müsse nun "daran arbeiten, dass wir Nazis und Rechtspopulisten keinen Platz geben".

"Ich bin überwältig", sagt AfD-Direktkandidat Johannes Huber, nachdem er die Wahlergebnisse erfahren hat. Mit 14,12 Prozent der Erststimmen zieht der 30-Jährige direkt hinter Erich Irlstorfer über die Landesliste in den Deutschen Bundestag ein. Die AfD werde das neue Sprachrohr der Bürger für die kommenden vier Jahre sein, auch im Wahlkreis, kündigt er an: "Wir wollen für den Wahlkreis da sein und die Anliegen der Bürger von unten nach oben tragen."

CSU-Kreisvorsitzender Alfred Lengler ist richtig sauer. "Zufrieden kann ich bei dem Ergebnis wirklich nicht sein. Der Brandl hat Stimmen verloren, der Irlstorfer auch und die CSU sowieso", sagt er. Überraschend kam das für ihn allerdings nicht. "Die Zweiteilung unseres Wahlkreises war sicherlich nicht gut für uns und auch die Asylpolitik der Frau Merkel hat uns wahrscheinlich Stimmen gekostet", sagt Lengler. Auch die Streitereien der beiden Schwesterparteien CDU und CSU haben ihren Teil beigetragen. "Die Leute mögen das nicht, wenn gestritten wird." Profitiert habe letztendlich die AfD. "Das überrascht mich überhaupt nicht", sagt Lengler. Er sei viel unterwegs, ratsche viel, aber höre eben auch zu. "Deshalb war mir klar, dass die Menschen was anderes wollen, als das, was schon da war. Weil so viele Probleme nicht gelöst worden sind." Die Schließung von immer mehr Geburtenstationen sei ein Beispiel. Und auch deshalb, so Lengler, seien diesmal mehr Menschen zum Wählen gegangen - der Wunsch nach Veränderung habe sie in die Wahllokale getrieben.

"Das Wahlergebnis ist ein Tiefschlag und auch ein Rückschlag", sagt der SPD-Kreisvorsitzende Werner Widuckel. "Wir müssen jetzt die richtigen Konsequenzen ziehen und dürfen uns nicht hängen lassen. Das Ergebnis ist auf jeden Fall eine eindeutige Botschaft. Es reicht jetzt nicht, die AfD einfach nur zu verteufeln, wir müssen unser eigenes Parteiprofil schärfen", so Widuckel weiter.

Die erste Reaktion von Schrobenhausens Bürgermeister Karlheinz Stephan (CSU) angesichts des Abschneidens von CSU und AfD lautete so: "Wow!" Und dann: "Damit können wir nicht zufrieden sein."