Brunnen
"Ein Schandfleck für Auge und Natur"

Abholzaktion des Brunnener Bauhofs stößt auf Kritik der Anlieger

17.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:19 Uhr

Die Ergebnisse der Rodungsaktion zwischen Schrobenhausener Straße und Leonhardistraße waren in der vergangenen Woche noch gut zu sehen. Dann kam der Schnee und verdeckte das, was Anwohner als einen Schandfleck bezeichnen. - Foto: Hofmann

Brunnen (SZ) Eine Gehölzpflegemaßnahme des Bauhofs ist nicht gerade auf Zustimmung der Anwohner gestoßen: "Uns hat fast der Schlag getroffen, als wir das Ergebnis der Rodungsaktion gesehen haben", schreiben Karin und Rainer Stiefken an Bürgermeister Thomas Wagner und seine Räte.

Es erinnert schon an einen Kahlschlag, was da auf der Verkehrsinsel zwischen Schrobenhausener Straße und Leonhardistraße passiert ist: Ungefähr auf Kniehöhe sind die Büsche dort radikal gekappt worden, auch die Bäume haben einen deutlichen Zuschnitt erhalten. Auf der Verkehrsinsel sei wohl sei 20 Jahren nichts mehr passiert, erklärte Bürgermeister Wagner dazu. Deshalb sei der Bauhof mit dem Zurückschneiden beauftragt worden - man müsse ja auch aus der Einmündung rausschauen können.

Fachkundig seien die Arbeiten allerdings nicht erledigt worden, schreiben die Stiefkens: "Nach Auskunft des Landratsamts ist die Rodung nicht sachgemäß erfolgt, die Birke wurde völlig kaputt geschnitten". Die Verkehrsinsel habe das Bild der Gemeinde geprägt, nun sei sie nach Aussage des Landratsamts "lieblos geschnitten, wie entlang einer Autobahn". Zudem sei hier der Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten vernichtet worden, "aus dem ehemals grünen Biotop", schreiben die Stiefkens, "wurde ein Schandfleck, für das Auge und die Natur". Und nicht zuletzt: "Hier wird auch das ehrenamtliche Engagement der Leute mit Füßen getreten, die jahrelang in den Sommermonaten eimerweise Wasser zur Insel geschleppt haben, um die Pflanzen hochzubringen."

Bürgermeister Wagner nahm in der jüngsten Gemeinderatssitzung, bei der das Schreiben der Stiefkens ein Thema war, die Bauhofmitarbeiter in Schutz: Man könne die Hecken auf öffentlichem Grund nicht so schneiden, wie man es daheim im Garten machen würde. "Wir haben viele solche Hecken zu schneiden", erklärte Wagner, "und wir haben zu wenig Zeit". Der Gemeinderat will jetzt erst mal abwarten, ob und wie die Sträucher wieder austreiben, ehe man sich über eine eventuelle Neupflanzung Gedanken macht.

Die Rodung auf der Verkehrsinsel sei übrigens nicht die erste schlechte Erfahrung gewesen, die man beim Umgang der Gemeinde mit Grünflächen gemacht habe, schreiben die Stiefkens noch. Sie erwähnen Baum- und Strauchrodungen am Kindergarten, die Beseitigung alter, großkroniger Bäume am Gerstettener Weg und an der Berg-im-Gau-Straße. Die Bäume seien größtenteils noch gesund gewesen, womit sich die Fällung nicht mit der Verkehrssicherungspflicht der Gemeinde erklären lasse.

Wagner erklärte dazu, dass die Birke an der Berg-im-Gau-Straße eine hohle Wurzel gehabt habe, also bereits tot gewesen sei. Das Abholzen der Kirschbäume am Gerstettener Weg sei auf den Antrag mehrerer Bürger hin geschehen, und auch die Rodung am Kindergarten sei nicht ungeplant erfolgt: "Das war ein Antrag des Elternbeirats, da durchzulichten."

Kritik bekam Wagner nicht nur von den Stiefkens, sondern auch von seinem Stellvertreter Rudi Ettl zu hören: Es könne nicht schaden, wenn man sich künftig vor solchen Eingriffen fachkundig beraten lasse. Ein Angebot, das Wagner gerne annehmen wollte, machten schließlich die Stiefkens: Sie hätten gerne das Zuschneiden der Pflanzen auf der Verkehrsinsel in ihrer Freizeit übernommen - und das gelte auch für andere Stellen in der Gemeinde. Denn: "Uns liegen die Gemeinde und die Natur am Herzen. Gerade in den Zeiten der hohen Schadstoffemissionen und Klimaerwärmung können wir auch in der Gemeinde zum Klimaschutz beitragen."