Berg
"Wir Bürgermeister sind Getriebene"

Berg im Gaus Helmut Roßkopf spricht über Anforderungen an sein Amt und über die schlechteste Staatsstraße im Landkreis

10.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:14 Uhr

Großer Laster auf kleiner Fahrbahn: Dringend müsste die Staatsstraße 2046 saniert, verbreitert und mit einem Geh- und Radweg versehen werden, meint Helmut Roßkopf. Nach jahrelangen Gesprächen scheint nun endlich Bewegung in das Thema zu kommen. - Fotos: Hofmann, Preckel

Berg im Gau (SZ) Oft sagt der Gemeindearbeiter dem Bürgermeister, wo was gemacht werden müsste, und der entscheidet dann, ob Geld dafür da ist. In Berg im Gau geht das auf dem ganz kurzen Dienstweg - denn Helmut Roßkopf (FW) ist beides in Personalunion: Chef der politischen Gemeinde und Herr des Bauhofs. Nach mittlerweile neun Jahren in dieser Doppelfunktion weiß Roßkopf auch sehr gut, wie unterschiedlich die Wege sein können, wenn man in seiner Gemeinde etwas umsetzen will: Da gibt es die Variante "einfach mal anpacken", wenn es Dinge zu regeln gilt, die im direkten Zuständigkeitsbereich der Gemeinde liegen. Und dann ist da der oft deutlich langwierigere Weg, wenn man bei Behörden etwas erreichen will - zum Beispiel den Ausbau einer viel zu schmalen Staatsstraße.

Herr Roßkopf, die Hälfte der aktuellen Wahlperiode ist vorüber. Wenn Sie auf Ihr Wahlprogramm von 2014 zurückblicken: Wie ist es bisher gelaufen mit der Umsetzung, was haben Sie schon erledigt, wo hakt es noch?

Bürgermeister Helmut Roßkopf: In meinem Wahlprogramm 2014 habe ich gar keine Versprechen gemacht. Sechs Jahre vorher habe ich festgestellt, dass einige kleinere Versprechen, die ich damals gemacht hatte, nicht einzulösen waren, weil wir von oben her so viel aufgedrückt bekommen haben. Wir Bürgermeister sind Getriebene. Wenn ich da nur an die Kinderkrippen denke: Da wird in der großen Politik das Recht auf einen Krippenplatz beschlossen, und die Kommunen müssen's dann machen. Dann gibt es vielleicht eine Förderung für den Bau, aber den Betrieb müssen die Kommunen alleine finanzieren. Das mag so lange funktionieren, wie die Konjunktur noch gut läuft. Aber wehe, das ist mal nicht mehr so . . . Ich habe 2014 gesagt, ich werde meine Energie einsetzen, dass wir in Berg im Gau Radwege bekommen - gerade an der Staatsstraße 2046 haben wir da eine große Lücke. Es schaut nun so aus, dass wir einen kleinen Teilerfolg erreicht haben. Die Planung steht so weit für den Abschnitt Siefhofen-Oberarnbach; für den Abschnitt Alteneich-Edelshausen steht sie noch nicht ganz. Aber da will ich schon mal Vorgespräche mit den Grundstückseigentümern führen. Schule und Kindergarten waren ja schon in der letzten Wahlperiode hergerichtet worden. Da hatten wir gedacht, wir hätten diesen Bereich erst einmal erledigt. Aber wir wurden eines Besseren belehrt. Jetzt erweitern wir also unseren Kindergarten. Das ist dann das nächste Ziel. Ich dachte eigentlich, dass ich als Bürgermeister mehr frei gestalten könnte, aber man ist da in einem engen Fahrwasser drin. Und man muss immer schauen, dass die Finanzen stimmen.
 

Berg im Gau ist ja die kleinste Gemeinde des Landkreises. Ist das ein Vorteil oder ein Nachteil?

Roßkopf: Das ist eine schwierige Frage. Ob es ein Vorteil ist? Ich würde mal sagen: jein. Einen Nachteil sieht man gerade bei unserer Staatsstraße: Wenn da saniert wird, ist eine kleine Gemeinde schnell außen vor, da sind nicht so viele Bürger da, die schreien. Als Vorteil sehe ich, dass es natürlich einen besonderen Charme hat, wenn man als Gemeinde kleiner ist. Für Betriebsansiedlungen mag das nicht unbedingt gelten, aber beim Wohnen. Ich merke immer wieder, dass die Bürger, die zu uns kommen, gerne hier sind. Also würde ich mal sagen: 51 Prozent Vorteil, 49 Prozent Nachteil - oder 53 Prozent zu 47 Prozent. Denn im Landkreis haben wir ein gutes Miteinander. Die Bürgermeisterkollegen versuchen natürlich jeder für sich, für die eigene Gemeinde das Beste herauszuholen. Aber da weiß ich mir gut zu helfen. Schwieriger ist es auf höheren Ebenen. Wenn Karl Seitle aus Karlshuld, der drittgrößten Kommune im Landkreis, vorstellig wird, werden vielleicht andere Türen geöffnet als beim Bürgermeister von Berg im Gau. Dann muss man zum Ausgleich eben etwas lauter reden am Telefon. Oder in den Schreiben einen etwas aggressiveren Wortlaut wählen.

Sehen Sie die Lage von Berg im Gau abseits der großen Verkehrswege als ein strukturelles Problem?

Roßkopf: Wirtschaftlich ist es schon ein Problem. Wenn wir nicht unsere einheimischen Betriebe hätten . . . Wer verlegt sein Geschäft schon nach Berg im Gau? Wir haben keine Autobahn, keine B 300, keine B 16 - dafür aber die schlechteste Staatsstraße im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Die hat in der Breite fünf Meter Teerfläche. Jeder Lkw hat zweieinhalb Meter Außenmaß - ohne Spiegel. Landwirtschaftliche Maschinen sind noch breiter. Stellen Sie sich mal vor, was passiert, wenn die sich auf der Straße begegnen. Und wenn Sie dann noch als Radfahrer oder Fußgänger da unterwegs sind. Es kann nicht sein, dass unsere zwei Städte im Landkreis mit so einer schlechten Straße verbunden sind!

 

Wie läuft es denn mit den Kanalsanierungen?

Roßkopf: Dettenhofen ist gerade am Abklingen. In die Pumpstation Berg im Gau sollen die Maschinen reinkommen, dann können wir da zumachen und das wäre auch erledigt. Und dann müssen wir schauen, was der Haushalt im nächsten Jahr hergibt. Aber wir bleiben dran. Nach der Kanalnetzuntersuchung wissen wir, wo noch schadhafte Stellen sind, aber es muss ja nicht alles gleich gemacht werden. Schließlich müssen die Kosten auf die Bürger umgelegt werden, und die haben auch ihre Häuser abzubezahlen. Den Kanal in der Grasheimer Straße konnten wir nicht mehr weiter schieben, das musste unbedingt gemacht werden - da haben wir bei jedem größeren Regen überschwemmte Keller gehabt. Nächstes Jahr ist erst mal nur die Pumpstation Oberarnbach an der Reihe, die ist von 1978.

 

Was steht bis zum Ende des Jahres noch auf der Agenda?

Roßkopf: Neben der Fertigstellung des Kanals in Dettenhofen und der Pumpstation Berg im Gau müssen wir den Bebauungsplan für den Kindergartenneubau anschieben. Bis nächstes Jahr September ist Planungszeit, dann können wir ausschreiben und März/April 2019 wäre Baubeginn. Und die Ausschreibung für den Straßenbau Grasheimer Straße wollen wir heuer noch auf den Weg bringen.

 

Die Fragen stellte Bernd Hofmann.
 

Zeit für eine Zwischenbilanz

Das Jahr 2017 neigt sich so langsam dem Ende entgegen. In den Gemeinden im Schrobenhausener Land ist wieder einiges geschafft worden, vielerorts wird auch noch an Straßen oder Bebauungsplänen, an Kanälen oder Kinderkrippen gearbeitet. Nicht alles, was derzeit die Verantwortlichen in den Gemeinden beschäftigt, war schon 2014, als die bisher letzten Kommunalwahlen in Bayern stattfanden, absehbar, manches tauchte damals in den Wahlprogrammen noch gar nicht auf. Bei dem einen oder anderen Projekt dagegen, das von den Kandidaten damals angekündigt wurde, hakt es schon seit Jahren, geht es einfach nicht weiter. Inzwischen ist die Hälfte der noch bis 2020 laufenden Wahlperiode vorüber. Wie läuft’s denn in den Gemeinden? Und welche Versprechen sind noch nicht eingelöst worden? Wir haben bei den Bürgermeistern nachgefragt.