Berg
Roßkopf: "Wir sind in der Pflicht"

Berg im Gau muss rechnerisch 14 Flüchtlinge aufnehmen – Gemeinderat über dezentrale Unterbringung informiert

26.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:36 Uhr

Berg im Gau (SZ) Immer mehr Menschen verlassen ihre Heimat, weil sie aufgrund von Kriegen und anderer Krisen für sich und ihre Kinder keine Zukunft mehr sehen. Andere werden aus religiösen oder ethnischen Gründen in ihren eigenen Ländern verfolgt und geächtet. „Und diesen Menschen wollen wir helfen“, sagte Herbert Müller vom Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen, der in der jüngsten Sitzung des Berg im Gauer Gemeinderates zu Gast war. Müller ist inzwischen seit Dezember des vergangenen Jahres zuständig für die dezentrale Unterbringung von Asylbewerbern und Flüchtlingen im Landkreis. Er sucht händeringend nach Behausungen.

Daran, dass dieses Thema auch die Gemeinde Berg im Gau betrifft, ließ Bürgermeister Helmut Roßkopf (FW) keinen Zweifel aufkommen. Man könne diese Geschichte letztlich nicht wie der Vogel Strauß behandeln: „Den Kopf in den Sand und das Ganze an uns vorbeiziehen lassen – das wird nicht funktionieren“, sagte Roßkopf in die Runde, bevor Müller den Räten die aktuelle Lage in Neuburg und im Landkreis erläuterte.

„Früher waren wir in den Dörfern von der Unterbringung von Flüchtlingen nicht sonderlich betroffen“, sagte er. Dies habe vor allem an der Gemeinschaftsunterkunft in Neuburg gelegen. Doch heute sei dies anders. Die Unterkunft in der Kreisstadt sei voll. „Und wir schätzen, dass die Zahl der Flüchtlinge in den kommenden Jahren noch weiter steigen wird“, berichtete er unverblümt. „Ende des Jahres könnte ein Prozent der Bevölkerung in Oberbayern Asylbewerber sein“. Rund 2,1 Prozent der Flüchtlinge, die nach Oberbayern verwiesen werden, müsse der Landkreis aufnehmen, so Müller weiter. Bis Ende des Jahres müssten demnach noch 400 Asylbewerber ein Dach über dem Kopf finden – heißt für Berg im Gau also rechnerisch 14 bis 15 neue Einwohner.

Jedoch bleibe die Zeit nicht stehen, wie Müller weiter sagte. Von daher müsse man sich überlegen, ob nicht gleich eine Lösung für 25 bis 30 Leute – auch in Berg im Gau – sinnvoll wäre, um für die Flüchtlinge des kommenden Jahres gewappnet zu sein. Nach all diesen Zahlen gab es für Roßkopf nur ein Resümee: „Wir sind in der Pflicht.“

Eine dezentrale Unterbringung der Menschen sei nicht mehr zu vermeiden, antwortete Müller. Von den Gedanken, genügend private Wohnungen zu finden, hat sich das Landratsamt aber anscheinend entfernt. Denn Müller erläuterte, dass man auch nach Baugrundstücken Ausschau halte, auf denen Wohncontainer aufgestellt werden könnten. „Dafür müssen natürlich alle gängigen Anschlüsse – also Wasser, Strom und so weiter – vorhanden sein“, sagte er. Denkbar wäre auch ein fester, wenn auch einfacher Bau mit vielen kleinen Zimmern, der irgendwann – sollte er nicht mehr benötigt werden – zurückgebaut oder an junge Menschen vermietet werden könne. Pächter der Grundstücke wäre im Übrigen der Landkreis – und niemand sonst. „Wir pachten und kümmern uns um alles – der Besitzer hätte quasi keine Arbeit und wird regelmäßig und verlässlich bezahlt“, sagte Herbert Müller schmunzelnd. Gezahlt werde die ortsübliche Miete „plus einen Euro pro Quadratmeter“.

Sich anbietende Flächen – ganz gleich ob gemeindlich oder privat – wurden in der Sitzung nicht genannt. Auch beschlossen wurde nichts. Die Information der Räte stand im Vordergrund. Wer eine Wohnung oder gar eine für Container nutzbare Freifläche zur Verfügung stellen möchte, kann sich zu den üblichen Zeiten bei Herbert Müller im Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen unter Telefon (0 84 31) 57 457 melden.