Aresing
Von der festkochenden Erika und der mehligen Afra

Landwirt Georg Kreitmeir aus Aresing kennt sie alle und erklärt, worauf es beim Anbau und Verzehr von Kartoffeln ankommt

23.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:24 Uhr

"So sieht die ganze Kartoffelpflanze aus", erklärt Georg Kreitmeir aus Aresing. Sie besteht aus der Mutterknolle, den Seitenzweigen, die sogenannten Stolonen, mit den jungen Knollen dran, den Wurzeln, dem Spross und der Blüte mit rot bis rot-violetten oder weißen Blüten. Äcker mit Speisekartoffeln im kontrollierten Anbau und Vermehrungskartoffeln müssen mit Schildern gekennzeichnet werden.

Aresing (SZ) Der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen ist das größte Kartoffelanbaugebiet Bayerns. Dafür sorgen fleißige Landwirte wie Georg Kreitmeir aus Aresing. Der Kartoffelbauer hat uns auf seinen Hof eingeladen und uns nicht nur aus seinem Alltag, sondern auch viel Wissenswertes über seine Lieblingsknolle erzählt.

Freilich passiert das nicht am Küchentisch, sondern Georg Kreitmeir schreitet gleich zur Tat. Schließlich müsse man so eine Knolle mit allem Drum und Dran schon auch mal aus nächster Nähe gesehen haben. "Bei uns in der Familie wird die Kartoffel eigentlich schon immer angebaut. Der Betrieb wird seit Generationen fortgeführt. Ich bin nun auch schon seit meiner Lehrzeit in dieser Branche tätig", erzählt der Landwirt. Das macht ihn natürlich zum Fachmann - auch wenn's um den Geschmack geht.

"Gute Kartoffeln erkennt man aber eigentlich nur am Geschmack", sagt er. "Meist wird nur darauf geachtet, dass die Kartoffeln gut aussehen. Da weiß man aber längst nicht, wie die Kartoffel schmeckt. Wir achten beim Anbau auch darauf, dass sie gut schmecken", erklärt der Kartoffelbauer.

Und da spielt auch die Sorte eine entscheidende Rolle. Weltweit gibt es etwa 4000 verschiedene Kartoffelsorten. In Deutschland seien aber nur 210 davon zugelassen, davon 150 Speisekartoffeln. "Der Rest sind Stärkekartoffeln", weiß Kreitmeir. Und er weiß auch: Dem Verbraucher liefert meistens die Verpackung einen Hinweis auf den Geschmack. Dort findet man die Angabe, um welche Sorte es sich handele und welche Kocheigenschaft diese besitzt - festkochend, vorwiegend festkochend oder mehlig kochend.

Je nachdem, welches Gericht auf den Tisch kommen soll, sei es wichtig zu wissen, welche Sorte sich am besten eignet. Je höher der Gehalt an Stärke, desto trockener beziehungsweise mehliger schmeckt die Kartoffel und desto weicher ist sie. Wer also Bratkartoffeln oder Kartoffelsalat zubereiten will, greift eher zur festkochenden Variante. Mehlige Kartoffeln hingegen eignen sich für wunderbar für Suppen, Kroketten und Knödel. "Meine Familie und ich essen sehr gerne Kartoffeln. Wir machen daraus jede Menge verschiedene Gerichte, wie beispielsweise Kartoffelsalat, Kartoffelpüree oder aber auch Pommes", so Kreitmeir. Dass er irgendwann genug von Kartoffelgerichten hat, glaubt er nicht. Gibt ja schließlich auch ziemliche viele.

"Deutsche Kartoffelsorten tragen Mädchennamen wie Sieglinde, Erika, Augusta, Isabel, Afra oder Nicola. Die bekanntesten und beliebtesten Sorten in der Region sind Quarta, Ditta und Marabel, also die Speisesorten", so Georg Kreitmeir. Warum genau die Kartoffeln oft weibliche Namen haben, ist nicht genau bekannt. Laut Forschern sei die gängigste Theorie diese: Hatte ein Bauer eine neue Sorte gezüchtet, benannte er sie auch selbst. Als Namen wählten dabei viele den ihrer schönsten Tochter.

Dann schreitet Kreitmeir zur Tat, packt eine Handvoll der grünen Stängel und zieht sie ganz locker aus der Erde ("In der Region gibt es so viele Kartoffeln, weil der Boden ideal ist, nämlich ein sandiger leichter Boden"). Zum Vorschein kommt dann ein Gewirr aus feinen Wurzeln mit kleinen gelben Knollen an ihren Enden. "Solche Frühkartoffeln brauchen nicht geschält werden. Am besten bürstet man sie ab und entfernt - sofern welche dran sind - die grünen Stellen. Diese grünen Stellen an der Kartoffel enthalten nämlich das Gift Solanin, das bei Menschen Bauchschmerzen und Übelkeit auslösen kann", erklärt Kartoffelbauer Kreitmeir und zeigt auf die Knollen in seiner Hand. Giftig an der Kartoffel seien allerdings nur die oberirdischen Teile der Pflanze selbst, also die Blüten, Beeren und Blätter.

"Die Kartoffelpflanzen blühen in vielen verschiedenen Farben. Diese sind je nach Sorte zu unterscheiden. Die krautige Pflanze trägt oft weiße, pinke oder aber auch violette Blüten", sagt Kreitmeir. Die Frucht der Pflanze stelle eine etwa der Größe einer Kirsche entsprechende und in der Reife überwiegend blau-grün gefärbte Beere dar. Diese Beeren enthielten das ungenießbare Alkaloid Solanin. Die Samen seien im Fruchtfleisch eingebettet. "Die Vertiefungen an der Kartoffel, an denen die Keimlinge herauswachsen werden als die Augen der Kartoffel bezeichnet. Sind Kartoffelknollen eine Zeit lang dem Licht ausgesetzt, entstehen aus ihren Augen Lichtkeime", erklärt der Aresinger.

Einen Monat vor der Ausbringung werden die Kartoffeln vorgekeimt, zwei bis drei Wochen vor dem geplanten Legetermin dann bei guter Belüftung auf 10 bis 15 Grad Celsius angewärmt. Unter dem Einfluss von Tageslicht oder künstlicher Beleuchtung werde der Keimvorgang beschleunigt. Die Kartoffeln seien am besten zur Aussaat geeignet, wenn sie 10 bis 15 Millimeter lange, stabile Lichtkeime entwickelt haben. "Im Frühjahr, bei einer ausreichenden Bodentemperatur von etwa acht Grad, meist zwischen Mitte April und Mitte Mai, werden die Mutterkartoffeln in die Erde gelegt, damit daraus neue Kartoffeln keimen. Aus einer Mutterknolle wachsen etwa zehn neue Knollen. Wetter- und sortenbedingt können es aber auch mehr oder weniger als zehn sein", erzählt der leidenschaftliche Landwirt. So sei es gut möglich, dass pro ausgebrachter Kartoffelknolle bei guten Wetterbedingungen schon mal 12 bis 15 neue Kartoffeln geerntet werden können. Und dann heißt es: Mahlzeit!