Aresing
Süßes oder Saures?

Aresinger Schüler helfen der Schrobenhausener Polizei bei Geschwindigkeitskontrollen

27.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:15 Uhr

Saure Zitronen verteilen machte den Aresinger Schülern noch mehr Spaß als das Verschenken der Äpfel. Wilhelm Zwergel (l.) von der Polizei und seine Kollegen hatten die Früchte im Polizeiwagen gebunkert. - Foto: De Pascale

Aresing (SZ) Im Zuge einer Aktion an der Aresinger Schule hat die Polizei mit tatkräftiger Unterstützung von Viertklässlern die Geschwindigkeiten der Autofahrer gemessen. Wurden die zulässigen 30 km/h eingehalten, gab es für die Autofahrer süße Äpfel. Wer zu schnell fuhr, musste mit einer sauren Zitrone vorliebnehmen.

Was mehr Spaß mache, Zitronen oder Äpfel zu verteilen? Da sind sich die Viertklässler einig: Zitronen natürlich. Schließlich biete sich einem ja nicht jeden Tag die Gelegenheit, zu schnell fahrende Autofahrer mal gehörig auszuschimpfen, findet einer der Jungs. Einer hätte das ganz besonders verdient: Den unrühmlichen Rekord legt ein Autofahrer hin, der mit 52 Kilometern pro Stunde durch Aresing fetzt. 35 Euro Strafe bekommt er dafür noch an Ort und Stelle aufgebrummt. Zwei Kilometer pro Stunde schneller und ihm hätte sogar eine Anzeige geblüht, berichtet Verkehrsexperte Wilhelm Zwergel.

Bei einer Geschwindigkeit bis zu 44 Kilometern pro Stunde werden 25 Euro fällig - was an diesem Tag auch bei einigen der Fall ist - und bei einer Überschreitung von neun Kilometern pro Stunde werden die Autofahrer mit 15 Euro Bußgeld bestraft. Noch strenger gehen die Aresinger Grundschüler vor: Zitronen gibt's bereits ab einer leichten Überschreitung von 31 Kilometern pro Stunde.

Seit einigen Jahren führe die Schrobenhausener Polizei diese Aktion durch, erzählt Polizeichef Klaus Rewitzer. Ins Leben gerufen hatte sie der frühere Verkehrsexperte Franz Merkl. "Eine nette Aktion", findet Rewitzer. Auch deshalb: "Wenn ein Kind etwas sagt, wird es von den Verkehrsteilnehmern gut angenommen."

Der gleichen Meinung sind auch die Viertklasslehrerinnen Claudia Elsner und Ingrid Höllbauer, die ihre Schüler zuvor im Unterricht auf die Aktion vorbereitet hatten. "Es wäre schön, wenn Sie in Zukunft etwas langsamer fahren würden" - dieser Satz aus dem Mund eines Kindes hat eben eine ganz besondere Wirkung auf die Verkehrsteilnehmer. Auch Rektorin Nicole Freundl findet die Aktion toll. Weil die Kinder das an Eltern, Oma oder Opa weitergeben, werde die Aktion noch weiter nach außen getragen und sei damit noch effektiver. Und noch einer verfolgt den Trubel, der da vor der Aresinger Schule herrscht: Auch Bürgermeister Klaus Angermeier interessiert sich dafür, wie sich seine Schäfchen im Straßenverkehr benehmen. "Eine tolle Geschichte", lobt er. Erst vor Kurzem habe man ja - mit 8:7 Stimmen denkbar knapp - im Aresinger Gemeinderat die Einführung einer 30er-Zone beschlossen. Ist die erst mal umgesetzt, sei die Geschwindigkeit im kompletten Ortskern auf 30 Kilometer pro Stunde reduziert. Und Angermeier ist überzeugt: "Jeder sollte sich im Straßenverkehr mehr Zeit nehmen, dafür beispielsweise auch ein paar Minuten früher aus dem Haus gehen." Und er sagt: "Wenn ein Kind angefahren wird, dann ist auf einmal ganz viel Zeit da."

Viertklässlerin Christina hat ihre eigene Theorie, weshalb gegen Ende der Aktion mehr Fahrer als zuvor zu schnell durch die Gegend brettern: "Jetzt werden keine Kinder mehr abgeholt, deshalb fahren mehr Leute zu schnell." Eine Punktlandung legt an diesem Tag übrigens eine der letzten Autofahrerinnen hin: Sie ist mit exakt 30 Kilometern pro Stunde unterwegs.

"Die Zitronen dürft ihr essen, die Äpfel nehmen wir wieder mit", beendet Wilhelm Zwergel schließlich die Aktion. Ernst meint er das freilich nicht - kaum ein Viertklässler, der an diesem Tag nicht mit einem der übriggebliebenen Äpfel heimgeht.