Aresing
Süße Käfer, die Unheil bringen

Landwirt Georg Kreitmeir aus Aresing erklärt, wieso Schädlingsbekämpfung bei Kartoffeln unvermeidbar ist

29.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:22 Uhr

Der Kartoffelkäfer ist auf vielen Kartoffelfeldern auffindbar. Ein hohes Befallsrisiko besteht vor allem in wärmeren Jahren. Besonders gefährdet sind dabei Kartoffelfelder in unmittelbarer Nähe zu Feldern, die im Vorjahr befallen waren. - Fotos: Bodner (2), Thinkstock (2)

Aresing (SZ) Im Supermarkt sieht man davon nichts mehr und das ist auch gut so. Aber jeder weiß: Wo Gemüse angebaut wird, da gibt es Schädlinge, die die Ernte gefährden und den Bauern das Leben schwermachen. Das ist im Kartoffelanbau nicht anders. Experte Georg Kreitmeir hat uns erklärt, wie die Schädlingsbekämpfung auf dem Kartoffelacker abläuft.

"Die Pflege der Kartoffel fängt schon an, wenn die Pflanze noch unter der Erde ist, nämlich mit gezielter Düngung", erklärt Kartoffelbauer Kreitmeir (kleines Foto). Kartoffeln werden mit organischen Düngemitteln und mineralischen Düngern versorgt. Wichtige Nährstoffe für die Kartoffelpflanze sind unter anderem Stickstoff, Phosphorsäure und Kalium. "Sie beschleunigen die Keimung und Wurzelbildung, geben der Pflanze eine hohe Widerstandskraft gegen Krankheiten und steigern die Qualität der Kartoffeln", so der Landwirt.

Was viele vielleicht nicht wissen: Kartoffeln reagieren empfindlich auf Unkraut. Wächst auf den Äckern zu viel davon, muss der Bauer mit erheblichen Ertragseinbußen rechnen. "Alle Fremdpflanzen, die zwischen oder auf den Dämmen gedeihen, treten mit den Kulturpflanzen in Konkurrenz, denn auch sie brauchen Wasser und Nährstoffe", erklärt Kreitmeir.

Das Problem: Mit Herbiziden kommt man hier nicht weit. Denn wie soll das Mittel wissen, welche Pflanzen es vernichten soll und welche nicht? Deshalb muss Unkraut mechanisch mittels sogenannter Häufler bekämpft werden. "Man schichtet Erde auf die Kartoffeldämme und sorgt so dafür, dass sich unterirdisch die neuen Knollen an der Staude bilden können", so der Kartoffelbauer. Die jungen Kartoffelknollen dürfen nicht ans Tageslicht gelangen, sonst bildet sich in den Knollen Solanin, sie würden grün und somit giftig werden. Durch den Häufler gelangt auch Erde auf junge Unkräuter, die sich auf den Dämmen ausbreiten. Diese werden dann gleichzeitig bekämpft. "Sind die Kartoffelpflanzen dann so groß, dass ihre Blätter den gesamten Boden weitgehend bedecken und den Unkräutern somit das Licht nehmen, ist keine weitere Unkrautbekämpfung mehr nötig", so Georg Kreitmeir.

Nachdem die Kartoffeln durch die Bodenoberfläche gestoßen sind und Blätter ausgebildet haben, ist eine intensive Beobachtung notwendig. Falls Krankheiten im Bestand auftreten, muss sofort eingegriffen werden. "Die Kartoffel fällt sehr leicht Krankheiten zum Opfer. Sie werden durch Pilze, Bakterien oder Viren verursacht. Auch heute noch ist die sogenannte Kraut- und Knollenfäule, eine Pilzkrankheit, die bedeutendste Kartoffelkrankheit", so der Experte. "Bei feuchtwarmer Witterung verbreitet sie sich rasch über die Nebenblätter und Stängelteile und kann zum völligen Bestandszusammenbruch führen", sagt Kreitmeir weiter. Meistens erkenne man diese Krankheit aber erst, wenn sich auf den Blättern Flecken bilden. "Doch dann ist es oft schon zu spät." Ganze Kartoffelfelder können durch sie vernichtet werden. Einer der größten Schädlinge für Kartoffeln ist aber kein Pilz, sondern ein eigentlich ganz hübsch aussehender Käfer: der Kartoffelkäfer. Wobei eigentlich nicht der Käfer selbst, sondern seine Larven das größere Problem darstellen. Denn die Larven haben Hunger, großen Hunger. Und am liebsten essen sie die Blätter der Kartoffelpflanze. Weil die Larven sehr schnell wachsen und meist in Massen auftreten, kann ein Kartoffelfeld ohne die nötige Pflege in kürzester Zeit kahlgefressen sein.

Deshalb ist ab Mai Alarmstufe Rot auf dem Acker angesagt. Denn dann kommt der Käfer nach seiner Winterpause aus dem Boden und macht sich an die Arbeit. Ab Juni lege er seine Eier an der Blattunterseite ab. "Es schlüpfen dann nach drei bis zwölf Tagen die dunkelroten bis orangegelben Larven", weiß Georg Kreitmeir. Einmal geschlüpft fangen diese sofort mit dem Fressen an.

Neben dem Kartoffelkäfer muss es die Kartoffelpflanze noch mit weiteren Schädlingen wie etwa Erdraupen und Drahtwürmer aufnehmen. Auch das Auftreten von Blattläusen stellt eine große Gefahr dar, da sie Überträger von Viren sein können, mit denen sie die Kartoffel infizieren. Eine Bekämpfung sei mit Mitteln möglich, die mit der Feldspritze am Traktor ausgebracht werden.

Besonders knifflig ist die Schädlingsbekämpfung für Biobauern. Schließlich sind in der ökologischen Landwirtschaft chemische Pflanzenschutzmittel nicht zugelassen und biologische Mittel wirken nur bedingt. Deshalb ist die richtige Sortenwahl hier von sehr großer Bedeutung, weil einige Sorten gegenüber Schädlingen und Krankheiten anfälliger sind als andere.

Effektiv gegen den Kartoffelkäfer ist zum Beispiel eine nicht zu enge Kartoffelfruchtfolge: Stehen die Pflanzen nicht dicht an dicht, ist es für die Larven des Kartoffelkäfers nicht so einfach, von Pflanze zu Pflanze zu gelangen. Als natürliches Spritzmittel eignet sich auch Meerrettich, der zu Jauche verarbeitet wird. Ein Tipp für Hobbygärtner ist übrigens Kaffeesatz. Der eignet sich nicht nur hervorragend als Dünger, sondern verdirbt den Kartoffelkäferlarven auch noch gehörig den Appetit. Gegen die Kraut- und Knollenfäule ist derzeit im ökologischen Anbau noch kein erfolgreiches Bekämpfungskonzept bekannt.

"Bei der Bekämpfung der Schädlinge muss immer wieder mit anderen Wirkstoffen gearbeitet werden, denn sonst werden diese schnell resistent gegen die Spritzmittel. Außerdem werden sie nach Bedarf bekämpft, das heißt, man kann nicht genau sagen, wann gespritzt wird auf dem Acker. Oft muss auf den Äckern sogar jede Woche gespritzt werden, das ist abhängig von der Witterung. Bei schwül-warmem Wetter tritt sehr oft die Pilzkrankheit Krautfäule auf. Dann muss eventuell alle acht bis zehn Tage gespritzt werden", erklärt Kartoffelbauer Kreitmeir.

Je nach Sorte müssen die Kartoffeln den Krankheiten und Schädlingen zwischen 80 und 160 Tage trotzen. Dann erst sind sie reif für die Ernte. Um die Ernte dreht sich dann alles in der nächsten Folge von "Der Katoffelkreis".