Aresing
"Nicht, dass es dann heißt, Party beim Klaus"

Aresings Bürgermeister Klaus Angermeier liebt die Stille und dreht doch ganz schön auf

03.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:28 Uhr

Die Akkorde sitzen: Im Luftgitarrespielen macht Klaus Angermeier keiner was vor. - Foto: privat

Aresing (SZ) Man stelle sich nur mal ein volles Bierzelt am Volksfest vor. Wo alle auf den Bänken stehen und "Skandal im Sperrbezirk" mit der Coverband auf der Bühne mitgrölen. Und dann, bei ganz genauem Hinsehen stellt man fest, dass einer der Männer auf der Bühne, der mit der Quetschn nämlich, der Bürgermeister von Aresing, Klaus Angermeier, ist.

Glauben Sie nicht? Stimmt, das ist nie passiert.

Klaus Angermeier spielt nämlich gar nicht Akkordeon. Aber täte er es, so wäre es absolut möglich, dass er Teil genauso einer Stimmungsband, wie sie bei den Volksfesten auftreten, wäre. "Das könnte ich mir sehr gut vorstellen", sagt Angermeier. "Ich bin ein echter Stimmungsmacher."

Weil er aber eben kein Instrument spielt, müsse er sich halt aufs Gitarrespielen beschränken, genauer: Luftgitarre. AC/DC, Queen, Spider Murphy Gang - alles im Repertoire des Aresinger Partylöwen vorhanden. "Wo Stimmung ist, bin ich dabei", sagt er fast ein bisschen stolz. Doch das ist - wie sooft - nur die halbe Wahrheit. Denn neben dieser wilden, extrovertierten Seite, gibt es auch noch eine ganz andere.

Da gibt es auch noch den Klaus Angermeier, der die sanften Töne liebt und auch gut mit einfach mal nichts außer dem Vogelgezwitscher aus seinem Garten in Autenzell zurechtkommt. "Romantiker war ich schon immer", erzählt er. Seiner Frau Waltraud hält der 53-Jährige seit nun 34 Jahren schon die Treue. Bis heute lieben beide "Hymn", das gefühlvolle Lied von Barclay James Harvest. Die CD mit dem Song steht sogar in seinem Bürgermeisterbüro. Griffbereit gleich neben dem CD-Spieler und einem Helene-Fischer-Album, einer Scheibe von Bayern Dry und einer von Kurt Schwarzbauer solo. "Das hab ich alles für die Trauungen bei uns im Rathaus hier", erklärt Angermeier. Er grinst.

"Und unter uns - wenn ich am Samstag alleine im Büro bin und aufräume, dann drehe ich hier auch ganz gerne mal auf. Aber pssst", - er hebt den Zeigefinger an die Lippen - "nicht, dass es dann heißt, Party beim Klaus und alle vor der Tür stehen." Kein Zweifel, Klaus Angermeier lacht gerne, er liebt das Leben, "mit all seinen Facetten", wie er sagt. Gerade deshalb gebe es für ihn auch nicht die eine Musikrichtung. "Unterschiedliche Musik unterstreicht unterschiedliche Stimmungen", erklärt er. "Ich mag darum eigentlich alles querbeet, immer schon. Bin ich zum Beispiel traurig, mag ich Brunner & Brunner, bin ich glücklich, kann es Abba oder Supertramp sein."

Das sei in seiner Jugend nicht anders gewesen als heute. Nicht während der Schulzeit in Aresing, der Lehre zum Landmaschinenmechaniker in Gachenbach oder seinen zwölf Jahren bei der Bundeswehr in Neuburg. Und auch nicht in der Zeit, in der er noch selbst in der eigenen Kfz-Werkstatt in Autenzell schraubte. Immer hieß es: Radio an, nur her mit der Musik.

Erst in den vergangenen beiden Jahren, seit Angermeier das Amt des Aresinger Bürgermeisters übernommen hat, hat sich was getan. "Seither muss der Radio nicht immer an sein. Ich brauche nicht immer Geräusche um mich herum", so der 53-Jährige. Nichts entspanne ihn so sehr, wie die Stille bei ihm daheim. "Andere rauchen einen Joint, um sich wegzubeamen, ich kann das auch so." In seinen Gedanken ist er dann an Stränden und in Wäldern unterwegs. Oder er arbeitet ganz in Ruhe in seinem Garten. So tanke er neue Kraft für seinen Job, die Feste in der Gemeinde, die er so liebt, und für die Einlagen an der Luftgitarre. Ob es vielleicht tatsächlich noch so weit kommt, dass wir Klaus Angermeier als Teil einer Stimmungsband erleben? "Wer weiß, was noch kommt", sagt er grinsend. "Aber vorher muss ich mich erstmal um neue Baugebiete in der Gemeinde kümmern."