Schrobenhausen (SZ) Irgendwie passt das ja perfekt: Friedensreich Hundertwasser, der österreichische Maler und Grafiker, verschmähte gerade Linien. Die gibt es nicht in der Natur, soll er gesagt haben. Und auch im Schrobenhausener Pflegschloss ist das mit den geraden Linien gar nicht so einfach. "Die Böden sind schief und irgendwie ist alles ein bisschen krumm und bucklig", sagt Museumsleiterin Claudia Freitag-Mair lachend. Da sei es ja quasi fast logisch gewesen, eine Hundertwasser-Ausstellung ins Pflegschloss zu holen.
Claudia Freitag-Mairs Augen leuchten. Die Bilder hängen bereits, warten auf die Besucher. "Das ist unsere erste Ausstellung nach der Brandschutzsanierung", sagt sie, "und auch ein richtiges Highlight in diesem Jahr." Der Name Hundertwasser, das sei schon ein großer. "Alle fahren immer zu den großen Ausstellungen nach München. Und jetzt haben wir die große Kunst einfach mal nach Schrobenhausen geholt", freut sie sich.
Freilich sei Schrobenhausen in erster Linie Lenbach- und Spargelstadt, aber man könne ja auch mal was ganz anderes zeigen. Und ganz anders, als alles andere, das sei die Kunst von Hundertwasser allemal. Bunt ist sie, wild und manchmal scheinbar sogar wirr. Aber eben nur auf den ersten Blick. "Hundertwasser-Bilder sind mehr als bunte Türmchen", sagt Freitag-Mair. Man müsse nur genau hinschauen und sich hineindenken in den Kopf des Mannes, der seiner Zeit damals schon so weit voraus war.
Damit das auch den Ausstellungsbesuchern in Schrobenhausen gelingt, bietet das Pflegschloss-Team jeden Samstag, Sonntag und Feiertag um 15 Uhr öffentliche Führungen an, auch Gruppenführungen und Extratermine für Schulklassen sind möglich. Da erfahren die Besucher dann zum Beispiel, dass Hundertwasser in seinen Bilder nichts, aber wirklich auch gar nichts, dem Zufall überlassen hat. "Hinter jedem Schnipsel steckt ein Plan", sagt Hundertwasser-Expertin Susanne Gutsche, die das Pflegschloss-Team für die Führungen geschult hat. "In den Bildern steckt so viel drin", sagt sie, "man muss es nur erkennen." Friedensreich Regentag Dunkelbunt Hundertwasser, wie der Künstler sich später selbst nannte, sei ein echter Typ gewesen, Anekdoten über ihn gibt es zahlreiche zu erzählen, Gutsche kennt viele davon. So sei Hundertwasser nur widerwillig in ein Schiff gestiegen, um Europa zu erkunden. "Er wäre lieber über das Wasser gelaufen", erzählt Gutsche. Wer ein bisschen was über das Leben des kauzigen Wieners weiß, der könne auch seine Kunst gleich viel besser verstehen.
Gut 100 Werke aus den Jahren zwischen 1950 und '90 werden in der Ausstellung im Pflegschloss zu sehen sein - ein Querschnitt durch das Leben des Künstlers. "Die Werke sind so angeordnet, dass man direkt in die Entwicklung Hundertwassers reingezogen werden soll", sagt Claudia Freitag-Mair. Ob das gelingt, können Interessierte ab Sonntag, 29. April, selbst beurteilen - um 14 Uhr findet die Vernissage statt. Danach ist die Ausstellung in der städtischen Galerie im Pflegschloss bis 22. Juli zu sehen, und zwar täglich von 10 bis 17 Uhr. Nähere Informationen zum Beispiel zu Führungen sind auch im Internet unter www.schrobenhausen. de zu finden.
Alexandra Burgstaller
