Aichach
Neuer Sound statt alte Stiefel

20 Jahre Adrenalin: Herbert Grönemeyer und die EAV als Vorbilder

29.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:29 Uhr

Deutschen Rock macht die Aichacher Band Adrenalin schon seit den 90ern - gemischt mit Hip Hop, Tango und Reggae. - Foto: Matthes

Aichach (SZ) Seit 20 Jahren steht die Aichacher Band Adrenalin auf der Bühne und performt deutschen Rock aus eigener Feder. 1996 fand der erste Auftritt der Formation statt. Von Beginn an dabei sind Sänger und Frontmann Andreas Matthes, Jürgen Burkhard an der Gitarre und Harald Birkmeir am Keyboard. Die drei machten bereits in ihrer Kindheit in der Schulband Flashback gemeinsam Musik, damals wurden sie noch von den Aichachern Thomas Gottschalk und Stefan Wagner unterstützt. Schon zu dieser Zeit machten sie deutschen Rock - exotisch für den Anfang der 90er. "Ich singe das, was ich am besten kann, und nicht das, was andere hören wollen", erklärt Matthes. Eigentlich seien sie Kinder der 80er gewesen, was den Deutschrock angeht, aber ihrer Zeit voraus.

Mittlerweile wird die Band mit Ronny Schuster am Schlagzeug und seit Anfang des Jahres mit dem Petersdorfer Chris Straller am Bass komplettiert. Die fünf Männer sehen sich als "musikalische Brüder im Geiste" und sind über die Band hinaus gut befreundet. In ein bestimmtes Genre zwängen lassen wollen die Musiker sich bis heute nicht. "Wir wollten nie nur einen alten Stiefel machen und versuchen deshalb, auch immer mal wieder Elemente aus dem Hip- Hop, Tango oder Reggae einzubringen", macht Matthes deutlich. Generell ist bei Adrenalin alles erlaubt und nichts unmöglich, könnte man sagen. Neue Lieder entstehen nicht nach Noten, sondern nach Gefühl. Gecovert werden allerdings höchstens Teilelemente aus bekannten Songs, die stilistisch eingesetzt werden.

Inhaltlich geht es in Adrenalin-Songs ums Leben und daher um Liebe genauso wie um andere verzwickte Momente, wie unter anderem der Song "Neuland" beweist. Was das Schreiben von Songtexten angeht, gibt Matthes Vorbilder wie Herbert Grönemeyer, die Erste Allgemeine Verunsicherung (EAV) und das bis 2014 aktive österreichische Trio S. T. S. an. Adrenalin wird oft mit der Pop-Band Pur verglichen. "Eigentlich ist das nicht meine Richtung, aber ich war mal auf einem Konzert der Band und mag es, wie sie den Kontakt zum Publikum umsetzt und Gefühle in der Musik herüberbringt", sagt Matthes dazu.

Dass Adrenalin vor allem noch im Wittelsbacher Land musikalisch aktiv ist, stört die Band nicht. Zum einen, weil es eine bewusste Entscheidung für ein Leben mit Partnerschaften und gesichertem Einkommen war, zum anderen, weil Bands in der Region viele Türen offen stehen. "Aichach ist ein Schmelztiegel herausragender Musiker", findet Matthes.

Zudem fällt es so leichter, der eigene Boss zu bleiben. Früher wurde Adrenalin von einem Management begleitet, heute kümmert sich die Band eigenständig um Auftrittsmöglichkeiten und ihr Equipment.

Nachdem Adrenalin im Jahr 2000 den zweiten Platz beim Band-des-Jahres-Wettbewerb in Augsburg erzielt hatte, folgte eine ganze Tour an Auftritten, deutschlandweit feierte die Band Erfolge. Im Osten Deutschlands wurde Adrenalin im Radio gespielt und die Band dementsprechend von den Fans empfangen, als sie Konzerte, zum Beispiel in Bautzen, spielte. Sie stand unter anderem beim X-Large-Festival in Augsburg, dem Meadow-Open-Air auf Schloss Scherneck und im Augsburger Spectrum auf der Bühne.

Sogar bis zu einem Vorsprechen bei Jack White, Deutschlands erfolgreichstem deutschen Komponisten und Produzenten der Popmusik, schaffte Adrenalin es. Aus der Zusammenarbeit wurde allerdings nichts, nachdem White fragte: "Könnt ihr auch Schlager spielen" "Was uns nicht glücklich macht, machen wir nicht", sagt Matthes dazu nur. Mittlerweile hat sich die Aichacher Band ein eigenes Tonstudio in ihrem Proberaum in Klingen eingerichtet. Hier wurde zum Beispiel ein Song zum dritten Teil von Prinz Blechleber, "Helden, steht auf!", eingespielt.

Zudem ist eine Kooperation mit dem integrativen Kindermusical-Projekt "Wolle, Wiwi und Wawa auf der Suche nach Wuwu" entstanden, das Matthes zusammen mit Ehefrau Nicole auf den Weg gebracht hat. Matthes singt, Jürgen Burkhard ist an der Gitarre und Harald Birkmeir am Akkordeon zu hören.

Die Band arbeitet derzeit an einem neuen Album. Ab Herbst wollen die fünf Musiker wieder live auf der Bühne stehen.